Höchststrafe nach Todesschuss beim Western-Dreh
18 Monate Haft für Waffenmeisterin Hannah Gutierrez-Reed – Auch Alec Baldwin soll vor Gericht kommen
(dpa) - Der schockierende Tod einer Kamerafrau bei Dreharbeiten zu dem Western „Rust“mit Hollywood-Star Alec Baldwin hat nun für eine junge Waffenmeisterin schwerwiegende Folgen. Hannah Gutierrez-Reed (Foto: dpa) ist am Montag wegen fahrlässiger Tötung zu 18 Monaten Haft verurteilt worden – das war die mögliche Höchststrafe in diesem schlagzeilenträchtigen Fall. Sie war auf dem Filmset für Sicherheit beim Umgang mit Waffen verantwortlich.
Richterin Mary Marlowe Sommer hatte scharfe Worte für die Waffenmeisterin. Sie habe keine Reue für ihr verantwortungsloses Handeln gezeigt, sagte Sommer im Gerichtssaal. Gutierrez-Reed habe eine sichere Waffe zu einer tödlichen Waffe gemacht und somit den Tod der Kamerafrau Halyna Hutchins verschuldet.
Die Waffenmeisterin, die während des Prozesses nicht ausgesagt hatte, ergriff am Montag erstmals das Wort. Ihr Herz schmerze für die Hutchins-Familie. Sie sei bei dem Dreh jung und naiv gewesen, habe ihre Arbeit als Waffenmeisterin aber ernst genommen, beteuerte Gutierrez-Reed.
Das tödliche Drama auf der Bonanza Creek Ranch, einem beliebten Western-Drehort in New Mexico, hatte Hollywood aufgerüttelt. Am 21. Oktober 2021 zückte Hauptdarsteller Baldwin in Westernkluft bei Proben einen Revolver.
Doch statt harmloser Patronen löste sich scharfe Munition. Die Kugel durchbohrte Hutchins (42) und traf dann den hinter ihr stehenden Regisseur Joel Souza an der Schulter. Einem Augenzeugen zufolge sagte Hutchins, als sie blutend auf dem Boden lag: „Das war nicht gut. Das war überhaupt nicht gut.“Die Mutter eines damals neunjährigen Sohnes starb kurz danach.
Schon kurz nach dem Vorfall wurden Vorwürfe und Mutmaßungen laut. Mitarbeiter der Filmcrew beklagten Nachlässigkeit und mangelnde Sicherheit am Set, die unerfahrene Waffenmeisterin sei überfordert gewesen. Sie hatte den Revolver geladen, der dann Baldwin gereicht wurde.
Wie die scharfe Munition an das Set kam, war eine der Kernfragen bei dem Prozess. Neben Platzpatronen
und sogenannten Dummy-Patronen fanden die Ermittler sechs echte Patronen. Eine davon wurde beim Laden in die Revolvertrommel eingelegt.
Die Anklage hielt der Waffenmeisterin vor, Sicherheitsvorkehrungen missachtet und die Munition nicht geprüft zu haben. Ihr Verteidiger wiederum macht Hauptdarsteller und Produzent Baldwin sowie andere Mitwirkende der „Rust“-Produktion für mangelnde Sicherheit am Set verantwortlich.
Als Nächstes muss sich Baldwin auf der Anklagebank verteidigen. Der Prozess gegen den 66 Jahre alten Hollywoodstar wegen fahrlässiger Tötung ist für Juli geplant. Er hatte in Interviews wiederholt seine Unschuld beteuert und auch behauptet, dass er den Abzug der Waffe nicht betätigt habe.