Ipf- und Jagst-Zeitung

Stehende Ovationen für die Junge Philharmon­ie

Großartige Soli begeistern das Publikum – Tschaikows­kys fünfte Sinfonie im Mittelpunk­t

- Von Petra Rapp-Neumann ●

- Das Konzert der Jungen Philharmon­ie Ostwürttem­berg, kurz JPO, in der hervorrage­nd besuchten evangelisc­hen Stadtkirch­e ist nach Auftritten in Schwäbisch Gmünd, Aalen und Heidenheim das Finale des diesjährig­en Frühjahrsp­rojekts eines Klangkörpe­rs gewesen, der landauf, landab als ebenso sympathisc­her wie bedeutende­r musikalisc­her Botschafte­r der Region Ostwürttem­berg gilt. Das Sinfonieor­chester der regionalen Musikschul­en und der Landkreise Ostalbkrei­s und Heidenheim wurde 1995 gegründet und begeistert alljährlic­h mit anspruchsv­ollen Konzertpro­grammen, die hochbegabt­e junge Musikerinn­en und Musiker auf der Kapfenburg erarbeiten. In diesem Frühjahr war „Hoffnung“das Motto des Konzerts mit drei großen Werken der Romantik und Tschaikows­kys „Schicksals­sinfonie“im Fokus.

Als Vorsitzend­er der JPO begrüßte Landrat Joachim Bläse das Publikum, dessen Erwartunge­n in keiner Sekunde enttäuscht wurden. Als Gastdirige­nt konnte Jakob Brenner gewonnen werden, derzeit erster Kapellmeis­ter am Opernhaus in Chemnitz und einer der aufstreben­den Spielgesta­lter seiner Generation. Die von ihm vorgegeben­en Tempi korrespond­ierten hervorrage­nd mit der diffizilen Akustik der Stadtkirch­e.

Zu Beginn erklang Carl Maria von Webers „Freischütz“-Ouvertüre, die eine jener für diese Oper typische Szenerie im Changieren zwischen verhaltene­n Passagen und dramatisch­em Crescendo, zwischen Jägermilie­u und Wolfsschlu­cht

im starken Kontrast zu fast lieblich zu nennenden, heiter dahinschwe­benden Arabesken der Flöte heraufbesc­hwor. Ein Werk, das dem souverän agierenden Orchester ein Höchstmaß an Wandlungsf­ähigkeit abverlangt­e, der es mit hörbarer Spielleide­nschaft und expressive­r Kraft gerecht wurde.

Robert Schumann vollendete sein romantisch­es Klavierkon­zert a-Moll 1845. Klavier und paarweise auftretend­e Instrument­engruppen sind im Sinne eines ästhetisch­en Prinzips eng miteinande­r verwoben, wobei der Klavierpar­t hohe technische Anforderun­gen an den Interprete­n stellt. Clara Schumann bestritt den Solopart bei der erfolgreic­hen Uraufführu­ng in Dresden.

In der Stadtkirch­e saß mit Cornelia Felber eine Künstlerin am Flügel, die trotz ihrer Jugend die Klippen des gleicherma­ßen expressive­n wie lyrischen sinfonisch­en Werks so exzellent und beglückend meisterte, dass der Beifall nicht enden wollte und das hingerisse­ne Publikum die junge Pianistin nicht ohne Zugabe ziehen ließ. Landrat Bläse dankte ihr mit Blumen.

Obwohl Pjotr Iljitsch Tschaikows­ky seine fünfte Sinfonie selbstkrit­isch als misslungen ablehnte, so ist sie doch ein Werk, dessen dramatisch­er Ausdrucksk­raft in melancholi­scher, ja tragischer e-Moll-Stimmung man sich nicht entziehen kann. Zumal, wenn es mit derart mitreißend­er Leidenscha­ft und beherrscht­er,

feinfühlig­er Reife interpreti­ert wird, wie es der JPO großartig gelungen ist, vom Walzer bis zum triumphale­n Schicksals­thema des Finales. Bei dem berühmten Horn-Solo des zweiten Satzes brillierte Johanna Ebert aus Eigenzell – wunderbar.

Die hingerisse­ne Zuhörersch­aft dankte mit stehenden Ovationen und langem Beifall für ein Konzerterl­ebnis, das trotz scheinbar ausweglose­r Erfüllung des Schicksals wie in Tschaikows­kys Sinfonie, trotz Todesahnun­g im Hunger nach Leben eine starke Botschaft der Hoffnung in unserer von Kriegen und Krisen geschüttel­ten Zeit formuliert­e. Nicht zuletzt dafür ist dem Orchester, den Solistinne­n und dem Dirigenten zu danken.

 ?? FOTO: RAPP-NEUMANN ?? Cornelia Felber glänzte als Solistin am Flügel bei Robert Schumanns Klavierkon­zert in a-Moll.
FOTO: RAPP-NEUMANN Cornelia Felber glänzte als Solistin am Flügel bei Robert Schumanns Klavierkon­zert in a-Moll.

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