„Rössle” aus Dornröschenschlaf wecken
Gemeinde Jagstzell wirbt um aktives Mitwirken an zwei neuen Arbeitsgruppen
- Früher einmal war es für die Jagstzeller ein beliebter Treffpunkt für ihre Sitzungen. Alle Generationen von Bürgern haben sich in der Wirtschaft oder in dem großen Saal unter seinem altehrwürdigen, weiß getünchten Kreuzgewölbe zusammengefunden, um Neuigkeiten aus der Gemeinde auszutauschen. Von Geburtstagsfeiern über Hochzeiten bis hin zu Trauerfeiern haben viele Menschen in der Gemeinschaft dort sicherlich so manchen emotionalen Moment erlebt. Diese Zeiten liegen allerdings für das Jagstzeller „Rössle” lange zurück. Seit 2009 steht das Traditionsgasthaus leer.
Das soll sich allerdings in naher Zukunft ändern. Damit das „Rössle” aber wieder wie einst zu einem Ort der Begegnung werden und vielleicht auch ein neuer Gastronomiebetrieb entstehen kann, ruft die Gemeinde nun dazu auf, durch die Teilnahme an einer neuen Arbeitsgruppe an der Wiederbelebung des alten Gasthauses mitzuwirken.
Denn seit seiner Schließung liegt das alte Gebäude nahezu brach. Zunächst fanden sich sieben Jahre lang kein Pächter, bis ein Ellwanger Gastronom das Gebäude 2016 erwarb, es im September 2017 aber wiederum an die Gemeinde Jagstzell verkaufte. „Der Weg ist jetzt auf jeden Fall frei für die weiteren Schritte. Und die werden wir nun gehen und sehen, was am Ende gemacht werden kann”, hatte sich der damalige Bürgermeister Raimund Müller gefreut, als er in einer Gemeinderatssitzung im Herbst desselben Jahres die Räte über den Kauf des damals bereits mehr als 140 Jahre alten Gasthauses informierte. Rund ein Jahr später berichtete Müller von drei vielversprechenden Kaufinteressenten und stellte einen Verkauf bis Frühjahr 2019 in Aussicht. Dazu kam es allerdings nicht, das Gebäude blieb in der Hand der Gemeinde und es wurde in den Folgejahren immer stiller um das alte
Gasthaus.
Mit seiner Nähe zum Jagstufer und direkt am Radweg wäre ein zusätzliches Gastromieangebot aus Sicht von Bürgermeister Patrick Peukert jedoch eine belebende Ergänzung für den Dorfmittelpunkt. Auch der Radtourismus könnte dadurch zusätzlich angekurbelt werden. „Auf dem überregionalen Radweg zwischen Ellwangen und Crailsheim gibt es nur wenig Möglichkeiten zu einer Stärkung, da würde beispielsweise eine Wirtschaft mit einem kleinen Biergarten hier in Jagstzell ganz gut hineinpassen”, so Peukert.
Außer der Arbeitsgruppe rund um die Zukunft des Jagstzeller „Rössle”, lädt die Gemeinde des Weiteren ebenso zum Mitwirken an einer weiteren Arbeitsgruppe ein, die ebenfalls im weitesten Sinne zur Dorfentwicklung beitragen
und sich dahingehend insbesondere mit dem Thema Betreuung und Wohnen im Alter auseinandersetzen soll. „Wir möchten damit herausfinden, wie die tatsächlichen Bedarfe für Wohnen im Alter, für betreutes Wohnen oder Mehrgenerationenkonzepte sind und zusammen mit den Bürgern für Jagstzell Möglichkeiten finden, wie diese umgesetzt werden könnten”, erklärt Peukert die Intention hinter dem zweiten Projekt.
Wer sich an einer der beiden Arbeitsgruppen beteiligen möchte, kann sich noch bis Samstag, 20. April, bei der Verwaltung per Mail an sekretariat@jagstzell.de, unter der Telefonnummer 07967/ 90600 melden oder direkt an eines der Gemeinderatsmitglieder wenden.
Im Folgenden werde die Verwaltung dann gemeinsam mit den Ratsmitgliedern genaue Spielregeln für die Arbeit in den Gruppen definieren, wie Peukert in einem Ausblick auf das weitere Vorgehen erläutert. Formale Rahmenbedingungen wie die Suche nach passenden Räumen für die Treffen der Gruppen, inwiefern und wie genau Fortschritte der jeweiligen Projekte dokumentiert werden müssen oder auch, wie die Kommunikation mit der Verwaltung und dem Gemeinderat aussehen soll, werden dabei festgelegt. Und wie schon Bürgermeister Müller vor rund sieben Jahren sagte, ist danach der Weg frei für weitere Schritte – und endet im besten Fall dieses Mal mit einer vielversprechenden Zukunft für das „Rössle” und einem soliden Plan, mit dem sich Jagstzell in den kommenden Jahrzehnten selbstbewusst dem demografischen Wandel stellen kann.