Ipf- und Jagst-Zeitung

Brechen Ostalb-Kliniken den Kreisfinan­zen das Genick?

Kämmerer legt Haushaltsz­wischenber­icht mit ernüchtern­den Zahlen vor – Landrat fühlt sich von Land und Bund allein gelassen

- Von Viktor Turad

- Die Sorgenfalt­en werden bei Landrat Joachim Bläse und den Mitglieder­n des Bildungs- und Finanzauss­chusses des Kreistags immer tiefer. Der wichtigste Grund: Der Kreis bekommt die Defizite bei den Kliniken wohl nicht annähernd so in den Griff wie ursprüngli­ch geplant. Angestrebt waren Einsparung­en von 8,5 Millionen Euro, um das Minus bei rund 35 Millionen zu halten. Das wird vermutlich nicht gelingen, eröffnete Kreiskämme­rer Karl Kurz dem Gremium in der jüngsten öffentlich­en Sitzung, als er seinen Haushaltsz­wischenber­icht präsentier­te.

Diese Verluste werde man nicht durchstehe­n können, bis in etwa zehn Jahren das Zentralkli­nikum bei Essingen steht, mutmaßte Peter Traub (Freie Wähler). „Der laufende Betrieb bricht uns das Genick, also werden wir gravierend­e Maßnahmen ergreifen müssen!“

Kurz schenkte den Kreisrätin­nen und Kreisräten reinen Wein ein: Bis Ende des Jahres soll der Kreis mit seinem Gesamthaus­halt nach den bisherigen Planungen mit 12,7 Millionen Euro ohnehin schon in den Miesen sein. Aber selbst das werde nur mit einem Kraftakt zu schaffen sein. Erreichen wolle man dies mit Unterstütz­ung von vier Arbeitsgru­ppen des Kreistags, die die Bereiche Personal, Kliniken, Schülerver­kehr und Öffentlich­er Personenna­hverkehr (ÖPNV) und Soziales auf Einsparmög­lichkeiten durchforst­en in der Hoffnung, 6,5 Millionen Euro „einsammeln“zu können. „Diese Arbeitsgru­ppen werden nicht viel reißen“, warnte Traub vor allzu großen Erwartunge­n.

Denn selbst wenn diese angepeilte­n Einsparung­en erreicht werden, machen die Kliniken wieder alles zunichte, sagte Kurz, weil dort das angestrebt­e Ziel vermutlich nicht erreicht wird. Landrat Joachim Bläse machte daher aus seinem Herzen keine Mördergrub­e und bekannte, er fühle sich beim Thema Klinikfina­nzen von Land und Bund allein gelassen. „Zwei Drittel der Defizite haben nicht wir zu verantwort­en“, sagte er, „und allein können wir es auch gar nicht schaffen. Bund und Land müssen ihrer Verantwort­ung

gerecht werden!“Denn eigentlich habe die Kreisverwa­ltung den Haushalt sehr wohl im Griff, pf lichtete ihm Georg Ruf (CDU) bei.

Man werde Prioritäte­n „knallhart“setzen und bei den Kliniken eventuell den Mut zu Dingen haben müssen, die nicht sehr populär

seien, sagte Bennet Müller (Grüne). Ohne Hilfe von Land und Bund werde der Kreis vom Klinikdefi­zit nicht herunter kommen, war sich auch Carola Merk-Rudolph (SPD) sicher. Sonst entstehe hier ein Leck, das den Haushalt ins Schlingern bringen könnte. Es gebe nicht die eine, sondern viele Ursachen

für die Finanzprob­leme des Kreises, konstatier­te Peter Traub. So f ließe das meiste Geld in unnötige Bürokratie. „Aber die Kliniken bringen uns an den Rand der Haushaltsf­ähigkeit.“Sein Blick in die Zukunft fiel ebenfalls düster aus, denn er befürchtet zusätzlich­e Millionend­efizite. Man müsse aber auch angesichts der vielen Forderunge­n, die in der aktuellen Krankenhau­sdiskussio­n erhoben werden, aufpassen, dass man nicht aus drei vier Kliniken und damit die Probleme noch größer mache. Traub: „Es sind Einschnitt­e nötig, die wirklich weh tun!“

Jetzt müsse man mit dem Sparen beginnen, schloss sich Thilo Rentschler (SPD) an. Für ein Drittel der Defizite, also etwa 15 Millionen Euro, sei der Kreis jedoch selbst verantwort­lich und daher müsse er bei aller Hoffnung auf Land und Bund massiv dagegen halten. „Wir sind in einer absolut prekären finanziell­en Situation.“

Insgesamt aber sah der Kämmerer den Kreis finanziell auf Kurs. So sind beim Personalet­at mit seinen 108,6 Millionen Euro die tarifliche­n Steigerung­en vom Jahresanfa­ng bereits eingeplant. Bei der Teilumsetz­ung des Verkehrsko­nzepts Gmünd in Deinbach im Dezember hofft Karl Kurz, den Planansatz von 16,3 Millionen um 1,3 Millionen Euro unterschre­iten zu können. Auch bei der Beförderun­g der Sonderschü­ler – hier steigen die Zahlen, was zu zusätzlich­en Fahrten und neuen Touren und somit zu zusätzlich­en Kosten führt – hofft der Kämmerer, trotzdem eine halbe Million unter den geplanten 5,96 Millionen Euro Kosten bleiben zu können. Bei den Sozialhilf­eleistunge­n anderersei­ts dürften es nach den Schätzunge­n eher 117 statt der veranschla­gten 113 Millionen werden.

„Es wird spannend bleiben“, schloss Landrat Joachim Bläse die Diskussion, „wir haben es aber auch selbst in der Hand!“

„Die Kliniken bringen uns an den Rand der Haushaltsf­ähigkeit“, sagte Peter Traub.

 ?? ARCHIVFOTO: MONIKA SKOLIMOWSK­A ?? Dem Ostalbkrei­s geht das Geld aus. Vor allem die Defizite bei den Kliniken Ostalb bereiten große Sorgen.
ARCHIVFOTO: MONIKA SKOLIMOWSK­A Dem Ostalbkrei­s geht das Geld aus. Vor allem die Defizite bei den Kliniken Ostalb bereiten große Sorgen.

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