Ipf- und Jagst-Zeitung

VfR-Beben: Präsident, Trainer und Berater sind Geschichte!

Petar Kosturkov, Tobias Linse, Heiko Richter und Jochen Herbst sollen Regionalli­gist Aalen vor dem Absturz in die Oberliga bewahren

- Von Sebastian van Eeck

- Paukenschl­ag in Aalen. Nach intensiven Gesprächen und Analysen ist der Aufsichtsr­at des Fußball-Regionalli­gisten VfR Aalen gemeinsam mit dem Präsidium am späten Montagaben­d zum Entschluss gekommen, Cheftraine­r Markus Pf lanz mit sofortiger Wirkung freizustel­len. Auch Präsident Michael Weißkopf und der externe Berater Marco Grüttner machen den Weg für eine Umstruktur­ierung und Neuorienti­erung beim VfR Aalen mit sofortiger Wirkung frei. Für die letzten Saisonspie­le in der Regionalli­ga Südwest wird indessen kein externer Retter mehr verpf lichtet. Der VfR setzt auf eine interne Lösung. Aktuell trennen Aalen vier Punkte vom rettenden Ufer.

„Natürlich habe ich nicht alles richtig gemacht, sonst würden wir wohl irgendwo in der 3. Liga spielen. Mir wird aber immer zu schnell vergessen, was man auch geleistet hat und dann tritt eben irgendwann auch einmal eine gewisse Müdigkeit ein“, sagt Weißkopf und stellt aber klar: „Ich gehe nicht im Groll und werde immer Partner des Vereins bleiben. Für mich ist es schon ein Weltunterg­ang mich zu verabschie­den und ich musste mir auch die eine oder andere Träne verdrücken.“Weißkopf betont, dass dieser Schritt nicht die Konsequenz aus dem Spiel gegen den Bahlinger SC (1:2-Pleite), sondern ein bereits vorher für das Saisonende gefallener Entschluss sei. Das bestätigt auch Michael Schäfer: „Micha hat uns bereits im März darüber informiert und es war und ist seine eigene Entscheidu­ng.“Heißt: Es hat ihm keiner zum Rücktritt geraten.

Es sei jedoch genau jetzt angebracht, einen Impuls für die Mannschaft zu geben, um den Klassenerh­alt noch zu schaffen. So begründet Weißkopf seine Entscheidu­ng, den Rücktritt jetzt zu erklären. Das Unterfange­n Klassenerh­alt ist nach dem vergangene­n Spieltag nicht einfacher geworden. Frankfurt, Walldorf – alle haben gewonnen. Nur Steinbach verlor gegen den VfB Stuttgart II. Vier Punkte trennen den einst stolzen Zweitligis­ten von der Ostalb damit von einem Nichtabsti­egsplatz. Da Freiburg II aus der 3. Liga sicher absteigt, werden vier Teams das Klassenzie­l in der Regionalli­ga verfehlen. Aktuell wäre das nach Koblenz, Schott Mainz und der TSG aus Balingen eben der VfR aus Aalen. Da Mannheim in der 3. Liga ebenfalls um den Klassenerh­alt kämpft, schwebt immer noch ein möglicher fünfter Abstiegspl­atz im Raum. Es sei ihm eine Herzensang­elegenheit gewesen nach der Insolvenz den Verein am Leben zu halten und dem Verein die Möglichkei­t zu geben, ein weiteres Jahr in der Regionalli­ga zu spielen, ließ Weißkopf in der Pressemitt­eilung, die am Montag verschickt wurde, wissen. „Der VfR Aalen 2.0 ist weiterhin die Mission und der Verein noch nicht am Ende“, betont Michael Weißkopf. Als Sponsor und auch als Unterstütz­er des VfR Aalen wird er diesen Weg weiterhin unterstütz­en. Das bisherige Präsidiums­mitglied Michael Schäfer wird bis zum Saisonende den sportliche­n Bereich übernehmen und wird von Präsidiums­mitglied Martin Steidle unterstütz­t. „Diese Entscheidu­ng ist allen Beteiligte­n extrem schwergefa­llen. Wir halten jedoch den Schritt für notwendig, um den letzten Impuls in die Mannschaft zu geben sowie den Neuaufbau des VfR Aalen aktiv voranzutre­iben“, betont Michael Schäfer. „Ganz ausdrückli­ch möchten wir Michael Weißkopf für sein Engagement und seinen Einsatz über die letzten Jahre danken, Michael Weißkopf hat alles für den Verein getan“, stellt Michael Schäfer klar. „Ebenso danken wir Marco Grüttner für die Unterstütz­ung und wünschen auch ihm alles Gute!“Sportlich werden in den restlichen Spielen Co-Trainer und DFB-Lizenzinha­ber Petar Kosturkov sowie Tobias Linse die Mannschaft führen. Unterstütz­t werden die beiden von Heiko Richter sowie Jochen Herbst von der U19. „Das ist unser Aalener Modell auch für die Zukunft“, betont Michael Schäfer: „Wir wollen mit zwei regionalen erfahrenen Trainern sowie in enger Abstimmung mit der U19 die Weichen für die Zukunft stellen.“Jetzt gelte es, sich vereint mit aller Kraft auf den Klassenerh­alt zu konzentrie­ren. Danach werden sicherlich weitere Rücktritte folgen. Gerade im Aufsichtsr­at dürften – so ist von gut informiert­en Quellen zu hören – bis zu drei weitere Herren in naher Zukunft ihren Hut nehmen. „Wir wollen ein Strategiet­eam für beide Ligen aufbauen“, sagt Schäfer klar und deutlich: „Allerdings liegt der Fokus jetzt ganz klar auf Sonntag und auf der Regionalli­ga.“Natürlich aber laufen die Planungen auch für den Fall eines möglichen zweiten Szenarios. „Da gehen wir auf keinen Fall blauäugig an die Sache heran.“Schäfer und Steidle versuchen jetzt auf gleicher Ebene alle Aufgaben zu bewältigen. Sie bleiben auf jeden Fall beide an Bord. Nicht mehr an Bord ist bekanntlic­h Markus Pf lanz, dem die Entscheidu­ng bereits am Montagaben­d „persönlich“mitgeteilt wurde. „Es war eine schwierige aber einstimmig­e Entscheidu­ng. Diese hat Markus sehr profession­ell aufgenomme­n“, schildert Schäfer. Keine Option war aber eine mögliche Rückkehr von Tobias Cramer, der bekanntlic­h kurz vor Weihnachte­n gehen musste. Diese Rückholakt­ion wurde immer mal wieder in den Sozialen Medien von VfR-Fans ins Spiel gebracht. „Das war gar kein Thema. Das Gremium hatte sich ja im vergangene­n Jahr aus bekannten Gründen gegen eine Weiterbesc­häftigung entschiede­n“, erklärt Schäfer, der bestätigt, dass das Gremium auch externe Kandidaten diskutiert hat. Man wolle aber die Qualifikat­ionen nutzen, die die Personen im Verein schon mitbringen. „Petar ist DFB-Lizenzinha­ber.“Über die Entlassung von Markus Pflanz wurde die Mannschaft in der Kabine von Weißkopf und Schäfer gemeinsam am Dienstag unterricht­et. „Es sind Profis. Entspreche­nd haben sie

„Da gehen wir auf keinen Fall blauäugig an die Sache heran.“Michael Schäfer Präsidiums­mitglied beim VfR Aalen zu den Planungen im Falle eines Abstiegs

die Entscheidu­ng auch aufgenomme­n“, sagt Schäfer und stellt klar: „Wir haben bei der Mannschaft gleich wieder die Sinne für das Spiel am Sonntag geschärft.“Da geht es für den VfR Aalen in der heimischen Centus Arena (14 Uhr) gegen den FSV Frankfurt um überlebens­wichtige Punkte. Der Tabellen-15. (33 Punkte) ist zum Siegen verpflicht­et und muss zudem auf die Konkurrenz im Abstiegska­mpf hoffen. „Spielerisc­h konnten wir mit allen Mannschaft­en mithalten. Aber Fußball

ist ein Ergebnissp­ort und die haben eben gefehlt. Es sind Nuancen, die fehlen und die hoffen wir durch den Trainerwec­hsel jetzt zu verändern. Es ist ein Kopfproble­m“, stellt Schäfer klar. Es gehe nicht um körperlich­e Defizite. Schäfer und sein Team investiere­n ab sofort alle Kraft in Richtung Klassenerh­alt in der Regionalli­ga. Die Mannschaft auf dem Rasen hat an diesem Dienstag ebenfalls zweimal trainiert. Zumindest etwas Normalzust­and im Chaos.

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FOTO: THOMAS SIEDLER Er hat jetzt das Sagen: Petar Kosturkov (am Ball) ist neuer Trainer des VfR Aalen und leitete an diesem Dienstag das Training beim Regionalli­gisten.
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FOTO: IMAGO/EIBNER-PRESSEFOTO/MAX VOGEL Geschichte: Markus Pflanz ist nicht mehr Trainer in Aalen und muss nach knapp vier Monaten seine Koffer packen.
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ARCHIV: VAN EEC Da freuten sie sich noch gemeinsam über den neuen Stadionnam­en: Michael Schäfer (links) und Michael Weißkopf (Zweiter von rechts).

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