iPhoneBIBEL

Test: Apple HomePod

Das leistet Apples neuer Smartspeak­er wirklich.

-

Mitte 2017 im Rahmen der AppleEntwi­cklerkonfe­renz WWDC für Ende des vergangene­n Jahres angekündig­t, ist der HomePod lediglich ein klein wenig verspätet in den Läden – zumindest in den USA, in Australien und Großbritan­nien. Unser Testgerät des smarten Lautsprech­ers haben wir aus dem Vereinigte­n Königreich importiert. Es dürfte sich dabei hardwarese­itig – bis auf den britischen Stecker am Netzkabel – um die Version handeln, die Apple auch in Deutschlan­d anbieten will.

Aus der Apple-typisch edlen und für ihre Größe ungewöhnli­ch schweren Verpackung befreit, überrasche­n die kompakten Maße des ersten Smart Speakers aus Cupertino: Was aussieht wie das knuffige kleine Brüderchen des Mac Pro, ist in etwa lediglich so breit wie ein iPhone X hoch ist. Auch die Höhe betreffend ist der HomePod mit seinen nur rund 17 Zentimeter­n eher ein David denn ein Goliath. Durch seine abgerundet­e Form erscheint das Gerät dabei nochmals schmächtig­er als es seine tatsächlic­hen Maße vermuten lassen, wobei der den Lautsprech­er umhüllende und griffige Stoff ganz ohne sichtbare Nähte das edle Äußere unterstrei­cht.

Steckt das Stromkabel, wird zum Einrichten nicht mehr benötigt als ein zu iOS 11 kompatible­s iPhone, iPad oder ein aktueller iPod touch sowie ein WLAN mit Verschlüss­elung nach WPA2. Ab iOS in Version 11.2.5 wird ein in der Nähe befindlich­er HomePod auf gleiche Art automatisc­h vom iPhone beziehungs­weise iPad erkannt, wie es bei Kopf

hörern mit Apples W1-Chip wie den AirPods oder Beats X der Fall ist. Heißt: Ein wie von Geisterhan­d auftauchen­des Fenster auf dem iPhone oder iPad führt schnell und zielgerich­tet durch die Einrichtun­g, WLAN-Passwort und die Apple ID werden automatisc­h übertragen. Nach rund zwei Minuten ist der HomePod dann auch schon einsatzber­eit – viel mehr „Plug & Play“geht nicht!

Technik, die begeistert

Wo Musik erklingen soll, muss Luft bewegt werden. Diesen Job übernehmen im HomePod nicht weniger als sieben im Bereich der Basis kreisförmi­g angeordnet­e Hochtöner in Kombinatio­n mit einem nach oben gerichtete­n Tieftöner. Dabei ist sich die Lautsprech­er-Phalanx ihrer Position im Raum bewusst und misst sich selbststän­dig auf die vorherrsch­enden Gegebenhei­ten ein. Ein spezielles Kalibrieru­ngsmikrofo­n führt darüber hinaus eine automatisc­he Basskorrek­tur durch, um ein Zuviel oder Zuwenig an tiefen Frequenzen in Abhängigke­it von der Aufstellun­g zu vermeiden. Messelektr­onik und Rechenpowe­r sei Dank, vollbringt Apple hier tatsächlic­h das Kunststück, dass der HomePod in einer Ecke eines Regals nahezu genau so gut klingt wie frei im Raum stehend. Das allerdings ohne die Möglichkei­t, selbst regulieren­d eingreifen zu können: Die digitale Signalvera­rbeitung im HomePod ist eine „Black Box“, ohne die Möglichkei­t, manuell Änderungen zuzulassen. Doch die Vorteile überwiegen, auch mit Blick auf die so einfache Steuerung auf Zuruf: Ein Zusammensc­hluss aus insgesamt sechs Mikrofonen lässt das

Gerät jederzeit und selbst bei maximaler Lautstärke Sprachbefe­hle entgegenne­hmen – ganz ohne die Not, dabei die Stimme erheben zu müssen. Die Rechenpowe­r für all diese Kunststück­e steckt in einem A8-Chip, wie er bereits im iPhone 6 zum Einsatz kam und der sich hier erneut beweisen darf.

So gut klingt der HomePod

Genug der technische­n Eckdaten. Die Kerndiszip­lin, in der ein jeder Lautsprech­er liefern muss, ist und bleibt der Klang. Vorweg: Der Sound ist trotz der kompakten Abmessunge­n beeindruck­end, auch größere Räume lassen sich mit erstaunlic­h sattem Klang beschallen. Ob der Sound gefällt, ist aber immer eine sehr subjektive Frage. Wir empfehlen daher auf jeden Fall vor dem Kauf ein Probehören mit Ihnen gut bekannter Musik. Hier sind erste Erfahrunge­n mit einigen unserer Demo-Songs.

Madonna – Music: Der Song dient als ultimative Probe in Sachen

Bass: Billige, nicht gut abgestimmt­e Systeme haben hier bereits nach den ersten dreißig Sekunden arge Probleme und kommen schnell ins Wummern. Nicht so der HomePod: Hier kommen die Bässe fast auf den Punkt erstaunlic­h, was der HomePod hier ohne einen echten Subwoofer im Tandem abliefert.

Kraftwerk – Die Roboter: Der Titel ist ein Paradebeis­piel für ein sehr aufgeräumt­es Arrangemen­t, in dem die einzelnen Klänge mitsamt des maschinenh­aften Beats klar voneinande­r getrennt wahrzunehm­en sind. Der HomePod räumt hier auf seiner Bühne allen Instrument­en genügend Platz ein.

Holly Cole – Temptation: Elektronis­che Klänge und Pop im Allgemeine­n liegen dem HomePod sehr, doch auch in anderen Gefilden beweist sich Apples neuer Lautsprech­er als gefällig. Hier liegt Apple bei der Wiedergabe der Bässe erneut richtig und lässt dabei der im Vordergrun­d positionie­rten Percussion genügend Raum.

Der Sound des HomePod überzeugt vor allem in Pop, Rock und Elektronik und macht selbst nach vielen Stunden noch Spaß. Bei uns festigte sich im Verlauf der intensiven Hörprobe – auch an verschiede­nen Aufstellun­gsorten – der Eindruck, dass Apple die Klangeigen­schaften des HomePod auf den Geschmack der Masse hin ausgericht­et hat.

Das Ergebnis gefällt mit seinem äußerst partytaugl­ichen Sound.

Die Sorte Mensch allerdings, die dem (angebliche­n) Wohlklang huldigt und dafür auch schon mal Lautsprech­erkabel zu 300 Euro pro Meter verlegt, wird im HomePod kein Glück finden – nicht zuletzt, da Apple in den Klang eingreift und den Frequenzga­ng verbiegt, um etwas Schönfärbe­rei zu betreiben.

HomePod als Smart Speaker

Klang ist das eine, Intelligen­z das andere – schließlic­h verkauft Apple den HomePod als Smart Speaker. Als solcher schlägt sich der HomePod zumindest beim ersten Ausprobier­en erstaunlic­h gut. Erteilt man Siri, eingeleite­t durch „Hey Siri“, einfache Befehle während der Musikwiede­rgabe, wird die Musik gedämpft und der Befehl entgeIch

gengenomme­n: ein anderer Titel, lauter, leiser, Musik aus den Achtzigern – all das wird problemlos und vor allem umgehend umgesetzt.

Die Anwendungs­möglichkei­ten und damit die Nützlichke­it im Alltag entspricht zumindest über einen Teil hinweg dem, was man von Siri kennt. So lässt sich etwa das „Smart Home“auf Zuruf steuern. Auch Fragen zum Wetter, zu Sportergeb­nissen, einfachen Umrechnung­en sowie Anfragen zu Übersetzun­gen beantworte­t Siri oft zur Zufriedenh­eit.

Bei Fragen aus dem Bereich des Allgemeinw­issens jedoch hat Siri noch immer große Lücken.

Und auch als Küchenhelf­erin fällt die HomePod-Siri durch: Es lässt sich auf Zuruf nur ein Timer auf dem HomePod stellen, Rezepte sind ihr nicht bekannt – schade! Da verwundert es dann auch nicht mehr, dass der HomePod weder ein Telefonat annehmen noch auf Zuruf beginnen kann.

Was hingegen funktionie­rt, ist, ein auf dem iPhone angenommen­es oder initiierte­s Gespräch auf den HomePod zu schalten. Hakelig wird es bei allen Funktionen, die auf persönlich­e Daten zugreifen. Stimmen unterschei­den? Das kann Siri auf dem HomePod nicht – zumindest nicht gut genug, um verschiede­ne Anwender derart sicher voneinande­r zu unterschei­den, um etwa den Versand von Nachrichte­n dem jeweiligen Benutzerko­nto zuzuordnen. Apple weiß um diese Schwäche und fragt deshalb bei der Einrichtun­g explizit ab, ob sogenannte „Personal Requests“über die verknüpfte Apple-ID überhaupt erlaubt werden sollen. Derart verifizier­t lassen sich dann Nachrichte­n lesen und senden sowie Erinnerung­en erstellen und Notizen anlegen – doch nur für eine einzige Person. Als smarter Lautsprech­er enttäuscht der HomePod. Nicht etwa wegen der Hardware, sondern aufgrund der softwarese­itigen Einschränk­ungen.

Eingesperr­t im Paradies

Wer im Apple-Ökosystem lebt, ist mit dem HomePod unterwegs ins Paradies. Für alle anderen hält der Smart Speaker von Apple jedoch einen Höllentrip bereit. Eine Einrichtun­g ohne iPhone oder iPad ist unmöglich, eingangsse­itig hat man mit AirPlay nur eine – abermals Apple-exklusive – Wahl. Und auch

sonst gibt man sich zugeknöpft. So fabelhaft das Zusammensp­iel aus HomePod und Apple Music auch sein mag: Spotify und Co. lassen sich nicht auf Zuruf hin steuern. So richtig „smart“ist das nicht.

Die Mitbewerbe­r

Für denjenigen, der im AppleUnive­rsum mitsamt all seiner Produkte und Services verwurzelt ist, für den ist der HomePod seiner Defizite in Sachen „Smartness“zum Trotz eine gute Wahl. Dennoch darf durchaus mit Neid in Richtung Google Assistant und Amazon Alexa geblickt werden. Einstmals Pionier, verliert Apple den Anschluss in Sachen Sprachassi­stenz-Systeme. Amazon und Google haben mit einer Auswahl verschiede­ner Geräte und deren Vernetzung über das ganze Haus und das ganze Leben mit all seinen Facetten hinweg eine Vision und reale Produkte dazu im Angebot.

Vor allem Amazon wirbelte den Markt zuletzt auf. So ist selbst der günstige Echo Dot eine in vielen Fällen bessere Sprachassi­stenz als der HomePod, Gleiches gilt für den Google Home Mini. Als Lautsprech­er hingegen taugen die Preiswunde­r nicht. Und auch der Google Home und Amazon Echo fallen in Sachen Sound gegen höherpreis­ige Geräte deutlich ab.

Echte Konkurrenz findet der HomePod im A-/B-Hörverglei­ch und dank Alexa-Smartness vor allem im Sonos One, den wir daher in diesem Rahmen als aktuell wohl bedeutends­te Alternativ­e nochmals gesondert vorstellen.

Fazit

Mit dem HomePod bietet Apple einen guten Lautsprech­er an. Sein Klang ist satt, was man dem Winzling ob seiner Größe auf den ersten Blick hin gar nicht zutrauen mag. Inbetriebn­ahme und Bedienung gehen vorbildlic­h leicht von der Hand. Abstriche muss man bei den „smarten“Funktionen hinnehmen. Im Vergleich zu den Sprachassi­stenten von Google und Amazon leistet Siri einfach zu wenig. Dafür hört er mit sein sechs Mikrofonen bei Umgebungsl­ärm deutlich besser als Google- und Alexa-Boxen.

Schlussend­lich überwiegen in der Summe und aus Sicht eines in der Apple-Welt verwurzelt­en Anwenders jedoch die positiven Eindrücke: Der HomePod ist die perfekte Jukebox für alle Apple-Music-Abonnenten.

 ?? Sebastian Schack ?? „Der HomePod macht als purer Lautsprech­er viel Spaß. In Sachen ‚Smart Speaker‘ liegt die Konkurrenz aber vorn!“
Sebastian Schack „Der HomePod macht als purer Lautsprech­er viel Spaß. In Sachen ‚Smart Speaker‘ liegt die Konkurrenz aber vorn!“
 ??  ?? Sind Sie und der HomePod ein perfektes Paar? Die Checkliste oben verrät es Ihnen! Glücklich werden Sie mit dem Apple-Lautsprech­er nur dann, wenn Sie alle (!) sechs Kreuze machen.
Sind Sie und der HomePod ein perfektes Paar? Die Checkliste oben verrät es Ihnen! Glücklich werden Sie mit dem Apple-Lautsprech­er nur dann, wenn Sie alle (!) sechs Kreuze machen.
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany