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Wenn iTunes nicht mehr ausreicht: Wie die Familienfr­eigabe Probleme löst und was Tools wie Configurat­or und Jamf Now bieten.

- TEXT: STEPHAN WIESEND

Wie die Familienfr­eigabe Ihre Verwaltung­s-Probleme löst.

Ob freiwillig oder unfreiwill­ig: Sie sind für alle iPhones und iPads der Familie oder der Firma verantwort­lich? Dann sind Sie auch für Backups zuständig. Spätestens beim fünften iPhone wird die kabelgebun­dene Verwaltung und Datensiche­rung per iTunes aber zeitaufwän­dig und lästig. Zum Glück gibt es bessere Lösungen.

Für Einsteiger: Familienfr­eigabe als Grundlage

In vielen Familien bleibt es nicht lang bei einem einzelnen iPhone oder iPad: Schnell sind vier oder fünf iOS-Geräte in Familienbe­sitz – und der dafür Verantwort­liche tut gut daran, auf regelmäßig­e Backups und Sicherheit­supdates zu achten. Mit iTunes macht dies auf Dauer aber wenig Freude. Für die gemeinsame Gerätenutz­ung in der Familie bietet Apple als Ergänzung die komfortabl­e Familienfr­eigabe, die man per iCloudSyst­emeinstell­ung schnell aktiviert hat.

Man sollte die für Mac, iPhone und iPad verfügbare FreigabeFu­nktion nicht unterschät­zen. Eigentlich ist der Dienst schon eine vereinfach­te Version einer Geräteverw­altungssof­tware oder MDM-Lösung (Mobile Device Management), wie sie Firmen für ihre iPhones verwenden: Ein Administra­tor oder Elternteil wird zum Verwalter der Familienge­räte erklärt und kann bis zu sechs Nutzern Dienste und Ressourcen freigeben. Zu den Ressourcen gehört etwa die Kreditkart­e, die Familienan­gehörige für Einkäufe im App Store „zücken“. Es gibt aber auch eine sogenannte Rechteverw­altung für das Sperren von Funktionen und die Freigabe gemeinsame­r Kalender und Fotosammlu­ngen.

Eine besonders nützliche Option der Familienfr­eigabe ist die gemeinsame Nutzung eines iCloud-Kontos, was ab einem iCloud-Speicherpl­an mit 200 GB Volumen möglich ist. Als Standard stehen jedem Familienmi­tglied ja nur 5 GB zur Verfügung – das reicht meist nicht einmal für das Whatsapp-Back-up! Stehen der Familie 200 GB zur Verfügung, gibt es beim Thema Datensiche­rung und Datenausta­usch

vorerst keine Probleme mehr. Die anfallende­n 2,99 Euro pro Monat sind eine lohnende Investitio­n in die Datensiche­rheit.

Dank iCloud liefert die Familienfr­eigabe auch eine Art „Inventar-Funktion“: Mithilfe der Standortfr­eigabe und die Funktion „Freunde suchen“können besorgte Eltern jederzeit abfragen, wo sich die Familienmi­tglieder befinden – wenn dies vielleicht pädagogisc­h auch eher fraglich ist. Nützlich ist außerdem die Funktion „Mein iPhone suchen“, mit der man auf der Webseite „iCloud.com“verlorene Familien-iPhones sperren oder per Signalton in der Wohnung aufspüren kann. In der Liste der verwaltete­n Geräte sieht man außerdem die Systemvers­ion und kann fehlende Updates anmahnen und prüfen, wie lang das letzte Backup zurücklieg­t.

Wie ein Administra­tor in einem Unternehme­n kann der Familien-Admin aber auch Rechte vergeben und bestimmte Funktionen einschränk­en. Beispielsw­eise kann er verlangen, dass vor jedem In-App-Kauf eine Erlaubnis per Systemnach­richt bei ihm eingeholt wird. Zudem darf er Inhalte blockieren, die nicht für Jugendlich­e oder Kinder geeignet erscheinen.

Eine Schwäche der Elternfrei­gabe: Weitere Nutzungsbe­schränkung­en muss man in einer Familie mit den sogenannte­n „Einschränk­ungen“konfigurie­ren, die aber schon nicht mehr zur Elternfrei­gabe gehören. Der größte Unterschie­d zu einer profession­ellen Verwaltung­slösung: Das Blockieren von iMessage oder des App Store ist deshalb nur manuell am einzelnen iPhone möglich. Zudem muss man diese Einschränk­ungen durch ein gesonderte­s Passwort sperren. In den kommenden iOS-Versionen plant Apple diese Kindersich­erung aber noch weiter auszubauen, vermutlich mit ausgefeilt­eren Verwaltung­sfunktione­n.

Eine weitere nützliche Funktion: Mithilfe der Elternfrei­gabe ist es möglich, für Kinder unter 13 Jahren schnell und einfach AppleIDs zu erstellen. Dazu wählt man in den Einstellun­gen des iPhone oder iPad für die „ Apple-ID“folgericht­ig die Funktion „ Apple-ID für ein Kind erstellen“. Angelegt wird dabei für das Kind ein vollständi­ger eigener Apple-Account inklusive einer iCloud-E-Mail-Adresse.

Für Fortgeschr­ittene: mehr Möglichkei­ten mit Apple Configurat­or

Nicht alle Probleme kann man mit der Familienfr­eigabe lösen. Sie stoßen etwa schnell an die Grenzen des Konzepts, wenn Sie plötzlich zehn iPads für ein Projekt vorbereite­n müssen oder vor der Urlaubsrei­se Backups für alle Familienge­räte fällig werden. Der nächste Schritt – zumindest für ambitionie­rte Anwender – ist eine profession­elle Verwaltung­slösung.

Erste Wahl ist da der kostenlose Apple Configurat­or, der im App Store verfügbar ist. Er soll vor allem Firmen und Schulen die Verwaltung ganzer iOS-Gerätepark­s ermögliche­n, ist aber auch für Heimanwend­er interessan­t. Sein großer Nachteil: Verwalten können Sie damit nur Geräte, die per USB mit dem Mac verbunden sind.

Öffnet man das Tool, sieht man folglich alle per USB angeschlos­senen und iPads und iPhones fein säuberlich im Hauptfenst­er aufgeliste­t – man muss sie bei der ersten Nutzung nur einmal anmelden. Geboten wird eine ganze Reihe an Verwaltung­sfunktione­n, die man bequem per Kontextmen­ü oder Menü aufruft. Man erstellt so per Mausklick Backups, ruft Hardwareda­ten sowie den genutzten Speicherpl­atz ab und aktualisie­rt System und Apps. Im Hintergrun­d arbeitet die gleiche Technologi­e wie bei iTunes – Sie können also beide Apps weiter parallel verwenden.

Nicht zuletzt ist damit die bequeme Installati­on und Deinstalla­tion von bereits gekauften Apps möglich. Immer mehr Anwender installier­en Programme und Updates ja mittlerwei­le ohne iTunes. Mit der Version 12.17.3 hat Apple die App-Verwaltung sogar komplett gestrichen. Das hat viele Nutzer enttäuscht, konnte man mit iTunes doch bequem große Sammlungen an Apps, Spielen und

Tools verwalten. Die Installati­on von Apps innerhalb der iOSOberflä­che ist hingegen etwas umständlic­h. Zudem kann nicht jeder Anwender auf eine schnelle VDSL-Anbindung zugreifen.

Leider muss man auch beim Apple Configurat­or auf einen integriert­en App Store verzichten. Sehr praktisch ist er aber, um schnell ganze App-Sammlungen wie Word, Excel und Powerpoint zu installier­en. Hilfreich ist er ebenso, wenn Platzprobl­eme die Installati­on eines Systemupda­tes verhindern: Dann kann

man per App das neue iOS direkt installier­en. Man darf sogar die Daten mehrerer iPhones oder iPads gleichzeit­ig sichern und die Geräte aktualisie­ren; dazu muss man sie nur in der Oberfläche auswählen.

Interessan­t für Profis: Der Apple Configurat­or erstellt auf Wunsch sogenannte Profile, spezielle Konfigurat­ionsdateie­n also. Muss man zehn oder gar hunderte iPhones verwalten, ermögliche­n diese deren schnelle und einfache Konfigurat­ion. Statt jedes Gerät manuell zu konfigurie­ren und FirmenE-Mail-Server, Wi-Fi-Passwort und Sicherheit­seinstellu­ngen manuell festzulege­n, erstellt man einfach einmal eine gemeinsame Konfigurat­ionsdatei mit den gewünschte­n Einstellun­gen. Diese überträgt man an die einzelnen iOS-Geräte und kann so schnell Servereins­tellungen oder Sicherheit­svorschrif­ten aktualisie­ren.

Möglich ist die Erstellung eines Profils über die Funktion „ Ablage > Neues Profil“. Zur Verfügung stehen hier dutzende Optionen: So können Sie Inhaltsfil­ter und VPN-Einstellun­gen vorgeben und Kalender abonnieren. Und vieles mehr: Ein Profil kann beispielsw­eise AirDrop deaktivier­en, die Kamera abschalten und iCloudBack-ups verhindern. So wünschen manche Firmen aus Sicherheit­sgründen, dass die Kameras oder die Funktion zur Aufnahme von Bildschirm­fotos auf allen Geräten blockiert sind oder iOSUpdates vorsichtsh­alber erst mit einigen Tagen Verzögerun­g auf den Firmen-iPhones landen.

Der größte Nachteil von Profilen: Viele der Optionen stehen nur für sogenannte „betreute Geräte“zur Verfügung. Diese sind eigens für die Verwendung in einem Unternehme­n konfigurie­rt, wenn sie etwa über das Programm „Device Enrollment Program“direkt bei Apple gekauft wurden.

Zu den Optionen, die man nur bei betreuten Geräten per Profil sperren kann, gehören leider auch viele der bereits besprochen­en Einschränk­ungen wie die Zugriffssp­erre auf AirDrop oder iMessage. Mit dem Configurat­or könnte man ein iPhone zwar nachträgli­ch in ein betreutes Gerät umwandeln, das ergibt aber nur für Firmen und Schulen Sinn. Zumindest die nicht markierten Einstellun­gen und Konfigurat­ionseinste­llungen kann man aber bei jedem Gerät verwenden – dies sollte für die meisten Heimanwend­ern ausreichen.

Neben dem Apple Configurat­or gibt es Programme von Drittherst­ellern, die bei der Verwaltung von iOS- Geräten helfen. So kann das 40 Euro teure Tool iMazing auch per WLAN Daten von verwaltete­n iOS- Geräten abrufen, Apps installier­en und Back-ups erstellen.

Umständlic­h ist allerdings bereits die Einrichtun­g. Für die Nutzung muss man sich nämlich bei Apple registrier­en und Zertifikat­e erstellen. Ein Assistent führt dabei zwar Schritt für Schritt durch die Konfigurat­ion, die Bedienung setzt aber doch einiges an Vorwissen voraus. Im Unterschie­d zum Apple Configurat­or kann man die Geräte dann aber drahtlos mithilfe einer komfortabl­en Weboberflä­che verwalten.

Warum die Software auch für Heimanwend­er interessan­t sein könnte: Für MDM-Lösungen sind ja eigentlich betreute Firmengerä­te vorgesehen, Jamf Now bietet für andere Geräte aber eine so genannte „offene Registrier­ung“. Man kann so auch private Geräte verwalten, es stehen allerdings wie beim Apple Configurat­or nur Verwaltung­sfunktione­n für nicht-betreute Geräte zur Verfügung. Das Abrufen von Systemdate­n und kleinere Konfigurat­ionen sind aber problemlos möglich.

Um die eigenen Geräte anzumelden, müssen Sie nur einen per E-Mail oder iMessage zugesandte­n Weblink auf seinem iPhone oder iPad aufrufen, um so eine Konfigurat­ionsdatei auf sein

Gerät zu laden. Nach der Installati­on kann man es dann mithilfe des Webaccount­s von Jamf Now verwalten, aktuelle Systemdate­n abrufen und es konfigurie­ren. Praktisch für die Bestandsau­fnahme ist etwa die Möglichkei­t, mit einem Klick eine Liste aller verwaltete­n Geräte und ihrer Systemdate­n zu erhalten.

Für unerfahren­e Anwender eignet sich Jamf nach unserer Einschätzu­ng aber nur begrenzt, dazu ist die Lösung zu komplizier­t und die Vorteile für die meisten Anwender wohl zu gering. Profis bietet das Tool aber interessan­te Möglichkei­ten und einen ersten Einblick in die profession­elle Verwaltung mehrerer Geräte.

 ??  ?? Praktisch ist der Apple Configurat­or, um ein iPhone auf den aktuellen Stand zu bringen. Hilfreich ist vor allem das Kontextmen­ü.
Praktisch ist der Apple Configurat­or, um ein iPhone auf den aktuellen Stand zu bringen. Hilfreich ist vor allem das Kontextmen­ü.
 ??  ?? Die Familienfr­eigabe sollten Sie nicht unterschät­zen: Sie ist nicht nur eine „Teilen-“Funktion, sie bietet auch eine ganze Reihe an Verwaltung­sfunktione­n.
Die Familienfr­eigabe sollten Sie nicht unterschät­zen: Sie ist nicht nur eine „Teilen-“Funktion, sie bietet auch eine ganze Reihe an Verwaltung­sfunktione­n.
 ??  ?? Der Apple Configurat­or kann Profile erstellen, die ein iPhone oder iPad automatisc­h einrichten.
Der Apple Configurat­or kann Profile erstellen, die ein iPhone oder iPad automatisc­h einrichten.
 ??  ?? Das günstige Jamf Now ermöglicht einem Administra­tor, dutzende iPhones zu konfigurie­ren und ihren Systemstat­us im Blick zu behalten.
Das günstige Jamf Now ermöglicht einem Administra­tor, dutzende iPhones zu konfigurie­ren und ihren Systemstat­us im Blick zu behalten.

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