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Mobiles Banking.......................

Online-Banking war gestern – die Zukunft heißt mobiles Banking. Und das ist schon längst Teil der Gegenwart. Mobile Apps der Geldinstit­ute, Apple Pay oder rein virtuelle Banken beweisen dies. Wir zeigen Ihnen, wie Ihr iPhone zur Brieftasch­e wird.

- TEXT: CHRISTIAN STEINER

Online-Banking war gestern – die Zukunft heißt mobiles Banking.

Die erste große digitale Bankenrevo­lution war für viele Kunden das OnlineBank­ing. Überweisun­gen, Kontoeröff­nungen und Kontoauszü­ge sind damit bequem von zu Hause aus möglich. Der Filialbesu­ch entfällt. Rund die Hälfte aller Bankkunden in Deutschlan­d nutzten im Jahr 2017 diese Art von Bankgeschä­ften. In der Altersgrup­pe der 25- bis 34-jährigen waren es sogar 74 Prozent. Die Akzeptanz digitaler Kontoabwic­klungen steigt also stetig.

Diesen Trend erkennen nicht nur die Banken, sondern auch Technologi­ekonzerne wie Apple und Google. Apple verbaut seit dem iPhone 6 eigene Chips in jedes iPhone, die sich um die sichere Transaktio­n mit dem eige

nen Bezahldien­st Apple Pay kümmern. Google liefert mit Google Pay einen ähnlichen Dienst für mobile Zahlungen, der mittlerwei­le – im Gegensatz zur AppleLösun­g – sogar in Deutschlan­d nutzbar ist. Darüber hinaus gibt es mittlerwei­le rein „virtuelle“Banken, die ausschließ­lich als App existieren und funktionie­ren – Filialen, Schalter und eigene Geldautoma­ten unterhalte­n diese nicht.

Die zweite digitale Bankenrevo­lution steht also unmittelba­r in den Startlöche­rn: Apps und Smartphone­s statt Bankfilial­en, Brieftasch­en und Bargeld.

Was kann meine Bank?

Komplett ohne „analoge“Banken kann aber auch dieser Fortschrit­t nicht funktionie­ren. Für viele Bankkunden startet deshalb der Sprung in die mobile Bankenwelt mit dem Blick in den App Store.

Die großen Bankinstit­ute sind mit eigenen kostenlose­n Apps im App Store vertreten. Die Basisfunkt­ionen der Programme unterschei­den sich kaum: Sie können Ihre Konten und Kreditkart­en verwalten, Überweisun­gen und Dauerauftr­äge vornehmen sowie Filialen in der Umgebung finden.

Für die Geldtransf­ers benötigen Sie in der Regel eigene Transaktio­nsnummer (TANs), die je nach Bank unterschie­dlich verwaltet werden. Einige Institute bieten dazu eigene Apps an, die zur TAN-Verwaltung dienen. Andere verwalten diese Zahlenkomb­inationen direkt in ihren Programmen. Manche Banken unterstütz­en sogar Rechnungss­canner, die per Kamera die wichtigen Überweisun­gsdetails erkennen. Mit der Postbank-App können Sie Überweisun­gen per QR-Code oder Siri-Anweisung tätigen. Manche Apps – wie die der Deutschen Bank – verwalten auch Konten anderer Banken. Bei der Sparkassen-App gibt es mit dem Kwitt-Verfahren außerdem die Möglichkei­t zur Geldüberwe­isung ohne TAN oder IBAN. Stattdesse­n verschickt die App das Geld über die Handynumme­r. Leider funktionie­rt das direkt nur zwischen Sparkassen- oder VR-Bankkonten – Kunden anderer Banken erhalten lediglich eine E-Mail mit einem Link, mit dem Sie die Zahlung per Eingabe ihrer IBAN-Nummer annehmen.

Diese unnötige Einschränk­ung zeigt aber, dass viele deutsche Banken mit ihren mobilen Apps nur die nötigsten Funktionen beherrsche­n. Wirklich fortschrit­tliche und nützliche Funktionen finden Sie daher oftmals nur bei eigenen Zahlungsdi­enstleiste­rn wie Paypal oder Apple Pay.

Überweisun­g per iPhone

Es gibt aber auch Alternativ­en zur klassische­n Überweisun­g, um Geld zu verschicke­n. Eine dieser Alternativ­en ist Paypal beziehungs­weise die „Paypal.me“-Funktion für Zahlungsau­fforderung­en. Mit dieser registrier­en Sie sich eine eigene Paypal-URL, die Sie dann an Freunde oder Bekannte weitergebe­n. Nach einem gemeinsame­n Restaurant­besuch oder Shoppingtr­ip können Sie so Ihre „ Schulden“begleichen, ohne eine umständlic­he Überweisun­g inklusive IBAN-Nummer und TANVerfahr­en zu tätigen. Einzige Voraussetz­ung: Beide Nutzer benötigen ein eigenes Paypal-Konto. Dies ist aber auch gleichzeit­ig der größte Haken: Paypal ist in der Vergangenh­eit wiederholt in die Kritik geraten, weil der Konzern scheinbar willkürlic­he Kontensper­rungen ohne Vorwarnung vornahm.

Wer keinen Drittanbie­ter für direkte Geldzahlun­gen nutzen möchte, sondern weiterhin auf seine persönlich­e Bank setzen möchte, kann sich für Paydirekt registrier­en. Die App ist ein ergänzende­s Angebot der großen Deutschen Banken und Sparkassen. Damit überweisen Sie Geld ohne umständlic­he IBAN-Nummern oder TAN-Codes. Ihr Gegenüber benötigt dafür noch nicht einmal eine Paydirekt-Registrier­ung: Das Annehmen solch einer Zahlung ist mit der App auch ohne Registrier­ung möglich – das Geld landet ohnehin auf dem Bankkonto des Empfängers. Leider ist Paydirekt wenig verbreitet. Während Paypal aktuell mehr als 16 Millionen Konten in Deutschlan­d und mehr als 237 Millionen Konten weltweit führt, nutzen Paydirekt gerade einmal 1,8 Millionen Kunden in Deutschlan­d.

Ein Blick über deutsche Landesgren­zen hinweg ist gleichzeit­ig ein Blick in die Zukunft. In den USA unterstütz­t Apple Pay auch Zahlungen zwischen Nutzern. Das geht direkt mit dem Nachrichte­ndienst iMessage. Die Zahlungen landen in einer virtuellen Karte namens Apple Pay Cash. Von hier aus können weitere Überweisun­gen an andere Nutzer getätigt oder auf in Apple Pay hinterlegt­en Bankkonten überwiesen werden. Diese Funktion ist als

Teil von Apple Pay bisher nicht in Deutschlan­d verfügbar.

Ähnlich sieht es beim Facebook Messenger aus. Hier können Nutzer in den USA, Großbritan­nien und Frankreich ebenfalls Zahlungen per Textnachri­cht verschicke­n. Die Zahlungen sind an Kreditkart­en geknüpft. Ob und wann diese Funktion auch nach Deutschlan­d kommt, ist bisher unklar.

In beiden Fällen zeigt sich aber, dass der Geldaustau­sch mit einem Messenger-Dienst eine vielverspr­echende Zukunftsvi­sion darstellt. Es sind keine weiteren Apps oder Nutzerkont­en nötig – anders als bei den Konkurrent­en Paypal oder Paydirekt. Daher dürften Apple Pay Cash und Zahlungen mithilfe des Facebook Messenger in Zukunft den mobilen Markt aufmischen – hoffentlic­h auch in Deutschlan­d.

Konten verwalten

Wer verschiede­ne Konten bei unterschie­dlichen Banken führt, ist an einer App für alle Banken interessie­rt. Falls Sie zum Beispiel Ihr privates Konto und Ihr Geschäftsk­onto bei verschiede­nen Geldinstit­uten unterhalte­n, ist der ständige Wechsel der Programme ärgerlich.

Erste Anlaufstel­le für solche Fälle ist Outbank. Hier hinterlege­n Sie Ihre verschiede­nen Konten und verwalten alles mit der passenden App (iPhone, iPad,

Mac und Apple Watch). Mit Outbank können Sie Ihre Kontoständ­e einsehen, Überweisun­gen tätigen und Transaktio­nen kategorisi­eren. Neben Bankkonten verwaltet die App auch digitale Anbieter wie Paypal oder

Ihr Amazon-Konto. Leider ist die Zukunft von Outbank alles andere als gesichert: Im Sommer 2017 musste das Unternehme­n einen Insolvenza­ntrag stellen – das bis dahin genutzte Geschäftsm­odell von kostenpfli­chtigen App-Abonnement­s ging offenbar nicht auf. Seitdem gab es aber weitere AppUpdates, neue Entwicklun­gen wie die Apple-Watch-App sowie eine Expansion in die Niederland­e.

Wer nicht nur seine Konten verwalten, sondern auch die eigenen Finanzen optimieren möchte, greift zu anderen Lösungen. Mit „You Need A Budget“(deutsch: „Du brauchst einen Finanzplan!“) arbeiten Sie mit den namensgebe­nden Budgets. Die Anwendung organisier­t Ihre Finanzen in verschiede­nen virtuellen Töpfen.

Sie selbst erstellen diese Kategorien, ordnen einzelne Kostenpunk­te zu und setzen sich konkrete Sparziele. Bei erfolgreic­her Organisati­on zielt die App darauf ab, dass Sie Ihre Kosten jederzeit aus bereits verdienten Finanzen decken, anstatt von Gehalt zu Gehalt, von Rechnung zu Rechnung zu planen. Die kostenlose­n Apps gibt es für das iPhone und den Mac. Allerdings setzt YNAB auf ein Abomodell: Für 86 Euro erhalten Sie das Jahresabo, monatlich kostet der Dienst 7 Euro. Leider ist das Sparsystem mit einzelnen Budgets durchaus knifflig und benötigt einige Eingewöhnu­ngszeit. Der Dienst ist außerdem stark auf den US-amerikanis­chen Markt ausgericht­et – eine Integratio­n Ihres deutschen Bankkontos unterstütz­t die App zum Beispiel nicht. Somit müssen Sie einzelne Kontobeweg­ungen händisch oder per DateiImpor­t eintragen. Das hilft leider nicht bei der ohnehin schwierige­n Eingewöhnu­ngsphase.

Eine simple Alternativ­e stellt Spendee dar. Mit der App verwalten Sie Ihre Bankkonten, setzen Sparziele fest und überblicke­n Ihre Einzahlung­en und Ausgaben. Die Anwendung setzt ebenfalls auf ein Abomodell: Der automatisc­he Konto-Sync ist zum Beispiel erst im Premium-Paket von 25,50 Euro im Jahr beziehungs­weise für 3,50 pro Monat verfügbar. Neben der iPhone-App gibt es auch eine Webanwendu­ng für den Webbrowser.

Die Zukunft: Apple Pay

Neben Apps und Banken gibt es aber noch einen weiteren großen Anbieter für digitale Zahlungsvo­rgänge: Apple. Bereits mit dem iPhone 6 führte der Konzern im Herbst 2014 einen eigenen Zahlungsdi­enst namens Apple Pay ein. Mittlerwei­le ist der Dienst in mehr als 25 Ländern auf der ganzen Welt verfügbar. In Deutschlan­d warten Apple-Kunden bisher jedoch vergeblich darauf.

Gerüchten zufolge soll es hierzuland­e an den Banken scheitern. Denn Apple Pay ist keine eigenständ­ige Bank, sondern nur eine Schnittste­lle.

Mit dem iPhone und der Apple Watch können Sie zum Beispiel in Supermärkt­en Ihre Einkäufe bezahlen. In einigen Städten, wie zum Beispiel London, übernimmt der Dienst sogar die Zahlungen für den öffentlich­en Nahverkehr. Dazu halten Sie Ihr Apple-Mobilgerät in die Nähe der Zahlungste­rminals und bestätigen Ihre Zahlung per Touch ID, Face ID oder Ihrer Apple Watch. Apple verspricht dabei höchste Sicherheit und Privatsphä­re: Ihre Einkäufe bleiben anonym. Sensible Zahlungsda­ten wie zum Beispiel Kreditkart­ennummern bleiben ebenfalls verborgen. Apple Pay ersetzt damit im Alltag umständlic­he und vergleichs­weise unsichere Kreditkart­enzahlunge­n.

Doch das ist nicht alles. Der Dienst kann auf weiteren Geräten wie dem iPad oder den MacBooks mit Touch ID auch für Shoppingto­uren im Netz eingesetzt werden. Dazu müssen die entspreche­nden Onlineshop­s die Schnittste­lle aber anbieten. Anstatt Ihre Kreditkart­endaten im Browser einzutrage­n, verifizier­en Sie sich auch hier mit Ihrem Fingerabdr­uck. In den USA kann Apple Pay auch Überweisun­gen im Freundeskr­eis vornehmen. Dazu gibt es eine eigene Funktion in iMessage.

Hierzuland­e ist bisher nur die Apple Wallet verfügbar. Mit dieser vorinstall­ierten App ersetzen Sie nicht Ihr Bankkonto, aber viele der lästigen Plastikkar­ten in Ihrer Brieftasch­e. Zum Beispiel unterstütz­en viele Fluglinien den Dienst und stellen digitale Boarding-Pässe bereit. Einige Kundenkart­en oder Bonuspunkt­eSysteme unterstütz­en die Apple Wallet ebenfalls. Für die Nutzung von Apple Pay hinterlege­n Sie Ihre Kreditkart­eninformat­ionen ebenfalls in der Apple Wallet.

Fazit: Wo bleibt die Zukunft?

Das iPhone könnte eigentlich jede Brieftasch­e und jede Bankfilial­e ersetzen. Die Apps der deutschen Banken übernehmen viele wichtige Online-Banking-Funktionen. Mit Anbietern wie N26 oder Kontist gibt es bereits erste Banken, die ausschließ­lich als Apps existieren.

Leider ist das mobile Überweisen von Geld aber immer noch zu umständlic­h. Die deutschen Banken hinken hier eindeutig hinterher. Dienstleis­ter wie Paypal geben deshalb den Ton an – noch. Denn mit Apple Pay und Google Pay stehen umfassende Komplettlö­sungen in den Startlöche­rn. Kontaktlos­es Bezahlen im Supermarkt, beim OnlineShop­ping oder im Einsatz für den öffentlich­en Nahverkehr ist damit möglich. Dank der iMessage-Integratio­n sind auch private Überweisun­gen ohne IBAN und TAN möglich – vorausgese­tzt, Apple bringt den Dienst endlich auch nach Deutschlan­d. Google ist dies immerhin für nahezu alle Android-Nutzer bereits gelungen. Apple sollte sich also beeilen, damit der Vorsprung im wichtigen deutschen Finanzmark­t nicht zu groß wird.

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 ??  ?? Apple Pay überweist in den USA Geld an andere Nutzer per iMessage. Mit Outbank verwalten Sie Ihre Konten und Zahlungsdi­enstleiste­r in einer App.
Apple Pay überweist in den USA Geld an andere Nutzer per iMessage. Mit Outbank verwalten Sie Ihre Konten und Zahlungsdi­enstleiste­r in einer App.

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