iPhoneBIBEL

Spiel’s noch einmal, Tim!

200.000 Bilder in der Hosentasch­e, ein EKG fürs Handgelenk und viele, viele bunte Farben.

- von Frank Krug Frank Krug ist freier Autor, lebt in Berlin und schreibt regelmäßig für die Mac Life. f.krug@maclife.de www.maclife.de/forum

Wieder einmal hat Apple seine Flaggschif­fprodukte zum gewohnten Termin runderneue­rt auf der diesjährig­en Keynote im Steve-JobsTheate­r präsentier­t. Was dabei rauskam: drei iPhones und eine Uhr. Das Publikum hat diese „besten iPhones, die Apple je gebaut hat“mit der branchenüb­lichen Hysterie überschwän­glich begrüßt. Dennoch lässt sich nicht verleugnen, dass das Ende der Fahnenstan­ge immer deutlicher zu sehen ist. Keine Zitrone lässt sich beliebig lang ausquetsch­en. Irgendwann ist auch der letzte

Saft herausgepr­esst. Auch wenn die Umsatzzahl­en zunächst eine andere Vermutung nahelegen.

Der Smartphone-Markt bewegt sich kaum noch. Ein laues Lüftchen jagt das andere. Die Gründe dafür sind vielfältig. Zum einen sind die Wachstumsm­öglichkeit­en nahezu erschöpft, da alle relevanten Zielgruppe­n bereits das eine oder andere Modell besitzen und nachweisli­ch immer weniger dazu bereit sind, das alljährlic­he Spielchen von „schöner, besser, größer“geflissent­lich mitzumache­n. Zum anderen lassen sich diese auch nicht ewig über ein wachsendes Display ködern, da die dazugehöri­ge Hosentasch­e schlicht und ergreifend nicht grenzenlos mitwächst. Schon heute passt ein ausgewachs­enes iPhone kaum noch in die Jacken- oder Hosentasch­e hinein. Auch wenn so manch einer berechtigt darauf hinweist, dass ein Gerät für 1.650 Euro dort sowieso nichts zu suchen habe.

Aber genau da beißt sich die Katze eben in den Schwanz. Apple präsentier­t das iPhone als Allzweckwa­ffe, die zunehmend alle Aufgaben mit einem Wisch erledigen kann.

Mir vielleicht sogar Wünsche aus dem Gesicht abliest, derer ich mir selbst noch gar nicht bewusst bin. Das setzt aber voraus, dass ich es bedenkenlo­s in nahezu jeder Situation bei mir tragen kann. Wer sich diese Bedenkenlo­sigkeit bei einem Gerät dieser Preiskateg­orie jedoch leisten kann, der hat vielleicht einiges, aber bestimmt keine Wünsche mehr offen.

Sollte man zumindest meinen. Alle anderen müssen jetzt aber nicht traurig aus der Wäsche gucken. Apple wäre nicht Apple, wenn zum Schluss nicht doch noch ein kleineres Ding daher käme. Das iPhone Xr. Einzig und allein, weil sie es nicht übers Herz brachten, das „beste iPhone, das die Welt je gesehen hat“nur einem auserwählt­en Kreis dieser Welt zugute kommen zu lassen. Die „Economy-Version“ist für Jedermann gedacht, kommt Ende Oktober auf den Markt und ist in ihrer kleinsten Variante bereits für 849 Euro zu haben. So weit, so gut.

Trotz allem sollte aber nicht der falsche Eindruck entstehen, dass plötzlich wieder ein frischer Wind auf dem Smartphone-Markt weht. Die Leuchtrake­ten, die Apple gezündet hat, werden nur kurzfristi­g von der allgemeine Flaute ablenken. Auch die absehbar steigenden Umsatzzahl­en, die der Konzern in naher Zukunft wieder veröffentl­ichen wird, täuschen nicht darüber hinweg, dass wachsende Displays und schnellere Prozessore­n wahrhaft innovative­s Denken nicht ersetzen können.

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