Magic Keyboard im Test
Gemeinsam mit dem iPad Pro der vierten Generation stellt Apple das neue Magic Keyboard vor – inklusive Trackpad. Wie schlägt es sich im Test? Und ist das Cover tatsächlich bis zu 400 Euro wert?
Ist Apples neues Tastatur-Cover mit Trackpad tatsächlich mehr als 300 Euro wert?
Wer ein iPad-Tastatur-Cover direkt von Apple kaufen wollte, der musste bisher zum Smart Keyboard Folio greifen. Dieses soll das iPad Pro in eine nützliche „Immer mit dabei“-Schreibmaschine verwandeln. Allerdings verlangt Apple dafür mit mindestens 200 Euro einen ziemlich hohen Preis – und viele Drittanbieter bieten mindestens ebenbürtige und vor allem günstigere Lösungen an. Mit dem nun neu vorgestellten Magic Keyboard behält man zwar den hohen Preis bei (und legt sogar noch einen oben drauf), will dafür aber auch vieles besser machen.
Design und Qualität
Wer das Magic Keyboard auspackt und erstmals mit dem iPad Pro verbindet, stellt schnell fest: Es ist schwer – sehr schwer! Während das 11-ZolliPad-Pro mit knapp 470 Gramm im Vergleich nahezu schon ein Leichtgewicht ist, hebt die Tastatur das Gesamtgewicht auf knapp ein Kilo an. Mit dem Apple Pencil wiegt die Kombination fast so viel wie ein MacBook Air – in der 12,9-Zoll-Konfiguration sogar mehr.
Allerdings wirkt das Magic Keyboard aufgrund seines Gewichts auch sehr robust und erscheint deutlich wertiger als das Smart Keyboard Folio. Dabei haben das Magic Keyboard und das Smart Keyboard eine wichtige Gemeinsamkeit: Das Außenmaterial der Geräte ist identisch und
Apple bietet beide nur in einer dunklen Farbvariante an, welche Staub leider geradezu magisch anzieht. Hat die Namensgebung des Magic Keyboard hier etwa seinen Ursprung?
Eine andere Vermutung für die Herkunft klingt plausibler: Das neue Scharnier lässt das iPad Pro wie durch Geisterhand quasi über der Tastatur schweben. Um das iPad an Ort und Stelle zu halten, verwendet Apple starke Magnete, die ebenfalls zum hohen Gewicht des Magic Keyboard beitragen. Um das iPad vom Cover zu befreien, benötigt man entweder Geschick oder aber eine zweite Hand.
Letztere ist auch erforderlich, um das Magic Keyboard mit angedocktem iPad aufzuklappen.
Im Vergleich dazu lässt sich ein MacBook oder das Smart Keyboard deutlich leichter öffnen.
Flexibler Blickwinkel
Ein Vorteil des neuen Mechanismus ist allerdings die Möglichkeit, den Bildwinkel des Tablets stufenlos anzupassen – Raum für Verbesserungen gibt es dennoch. Natürlich ist die Anpassung vielseitiger als beim Smart Keyboard, welches nur zwei Stellungen kennt. Aber man hat man stets den Eindruck, dass man das Tablet als Display noch steiler anwinkeln könnte. Doch leider ist dies nicht möglich.
Andere Hersteller, wie etwa Microsoft oder diverse Chromebooks, erlauben bei ihren Geräten sogar ein vollständiges Umklappen des Keyboards, sodass man beispielsweise trotz anhaftender Tastatur schnell ein paar Ideen mit einem Pen aufzeichnen kann. Beim Magic Keyboard funktioniert das leider nicht, und so muss man das iPad für kreative Aufgaben erst von seiner Tastatur trennen.
Etwas smarter ist dafür die Integration der USB-C-Buchse, der sich im hinteren Teil versteckt und das iPad Pro bei Bedarf mit Strom versorgt. Damit ist der Nutzen der Buchse jedoch bereits erschöpft: Möchte man etwa ein externes Speichermedium verwenden, muss man dieses weiterhin direkt am iPad selbst einstecken.
Die Kerndisziplin: Tastatur
Das Herzstück ist natürlich die Tastatur an sich. Hier leistet Apple hervorragende Arbeit. Anders als beim Smart Keyboard sind die Tasten nicht mit einer durchgängigen Oberfläche verbunden, sondern jede Taste steht für sich. Außerdem hat man sich beim neuen 16-Zoll-MacBook Pro einige Funktionen geborgt: Dazu gehören sowohl die Cursortasten im umgekehrten T-Layout als auch der Scherenmechanismus, der für ein angenehmes Schreibgefühl ohne Aussetzer sorgen will. Als Highlight verfügt das Magic Keyboard (erstmalig für eine iPad-Tastatur aus dem Hause Apple) über eine Hintergrundbeleuchtung – so findet man auch im Dunkeln die richtigen Tasten.
Es gibt allerdings zwei Dinge, die wir vermissen beziehungsweise bemängeln. Dazu gehört, dass sich die Zifferntasten direkt unterhalb des Displays befinden, wenn man es völlig anwinkelt. Dadurch stößt man bei der Arbeit gelegentlich an. Außerdem fehlt die Reihe mit den liebgewonnen Funktionstasten, die bei anderen Apple-Tastaturen die schnelle Anpassung der Lautstärke oder die Musikwiedergabe steuert. Auch die Helligkeit der Tastaturbeleuchtung lässt sich nicht hardwareseitig ändern und ist tief in den iPadOSEinstellungen versteckt.
Trackpad ein echter Zugewinn
Neben der Tastatur verfügt das Magic Keyboard erstmalig über ein Trackpad. Dieses setzt iPadOS 13.4 (oder neuer) voraus und bietet ein völlig neues Bedienkonzept. Dazu führt Apple neue Gesten ein, die Mac-Nutzern bereits bekannt sind. Anders als beim Mac verschwindet der Cursor jedoch nach einiger Zeit und hebt Bedienelemente, etwa im Dock, hervor. Im ersten Augenblick erscheint dies ungewöhnlich, aber bereits nach kurzer Zeit stellt sich dieses Verhalten als sehr nützlich heraus.
Das Trackpad ist kleiner als beispielsweise bei den neuen MacBook-Modellen, aber für den mobilen Einsatz reicht es weitestgehend aus. Im Gegensatz zur Konkurrenz hat es zudem einen großen Vorteil: Es klickt überall und nicht nur vorn. Ein Zwei-Finger-Klick ist ebenfalls möglich und macht damit Haptic-Touch-Funktionen und Kontextmenüs sichtbar.
Allgemein ist die zusätzliche Bedienoption praktisch und erlaubt grundlegende Funktionen, wie das Tippen und Scrollen. Wer viel mit Texten am iPad arbeitet, darf sich freuen: Die Auswahl von Inhalten fällt mit dem Trackpad deutlich leichter als mit dem Finger am Display.
Dennoch gibt es drei Dinge, die ungünstig gelöst sind. Während man zum Home-Bildschirm mit einem Drei-Finger-Wisch nach oben zurückkehren kann, sind die Mitteilungszentrale sowie das Kontrollzentrum nicht so leicht zu erreichen: Man muss dazu entweder auf das Datum beziehungsweise die Batterieanzeige klicken, um sie aufzurufen. Für Slide-over-Apps muss man gegen den rechten Bildschirmrand wischen, was jedoch nicht immer wie gewünscht funktioniert.
Fazit
Seit einigen Jahren versucht Apple, das iPad immer mehr zum vollwertigen Laptopersatz zu gestalten. Dazu führte man bereits zahlreiche Softwarefunktionen, wie etwa die Verwendung von externen Speichermedien, ein. Mit dem Magic Keyboard kommt man der Vision einer Notebook-Alternative noch ein Stück näher – und bringt viele Tricks vom Mac auf das Tablet. Die Entwicklung ist positiv und gibt iPad-Nutzern mehr Möglichkeiten bei dessen Verwendung.
Die neue Tastatur macht das iPad Pro aber noch immer nicht zum vollwertigen MacBook-Ersatz – und das will sie vermutlich auch nicht. Vielmehr verbessert Apple damit die Bedienbarkeit für einige Einsatzgebiete, wie etwa der Textverarbeitung, und gibt Nutzern gleichzeitig die Freiheit, das iPad Pro mit nur einem Handgriff abzulösen, um es dann beispielsweise als E-Book-Reader, zum Websurfen auf der Couch oder als Zeichenblock zu verwenden.
Wer vorne mit dabei sein möchte und das nötige Kleingeld zur Verfügung hat, wird mit dem Magic Keyboard für das iPad Pro seinen Spaß haben und auch von seinen Fähigkeiten profitieren. Ein „Muss“ist der Kauf allerdings nicht.