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Magic Keyboard im Test

Gemeinsam mit dem iPad Pro der vierten Generation stellt Apple das neue Magic Keyboard vor – inklusive Trackpad. Wie schlägt es sich im Test? Und ist das Cover tatsächlic­h bis zu 400 Euro wert?

- TEXT: BENJAMIN OTTERSTEIN

Ist Apples neues Tastatur-Cover mit Trackpad tatsächlic­h mehr als 300 Euro wert?

Wer ein iPad-Tastatur-Cover direkt von Apple kaufen wollte, der musste bisher zum Smart Keyboard Folio greifen. Dieses soll das iPad Pro in eine nützliche „Immer mit dabei“-Schreibmas­chine verwandeln. Allerdings verlangt Apple dafür mit mindestens 200 Euro einen ziemlich hohen Preis – und viele Drittanbie­ter bieten mindestens ebenbürtig­e und vor allem günstigere Lösungen an. Mit dem nun neu vorgestell­ten Magic Keyboard behält man zwar den hohen Preis bei (und legt sogar noch einen oben drauf), will dafür aber auch vieles besser machen.

Design und Qualität

Wer das Magic Keyboard auspackt und erstmals mit dem iPad Pro verbindet, stellt schnell fest: Es ist schwer – sehr schwer! Während das 11-ZolliPad-Pro mit knapp 470 Gramm im Vergleich nahezu schon ein Leichtgewi­cht ist, hebt die Tastatur das Gesamtgewi­cht auf knapp ein Kilo an. Mit dem Apple Pencil wiegt die Kombinatio­n fast so viel wie ein MacBook Air – in der 12,9-Zoll-Konfigurat­ion sogar mehr.

Allerdings wirkt das Magic Keyboard aufgrund seines Gewichts auch sehr robust und erscheint deutlich wertiger als das Smart Keyboard Folio. Dabei haben das Magic Keyboard und das Smart Keyboard eine wichtige Gemeinsamk­eit: Das Außenmater­ial der Geräte ist identisch und

Apple bietet beide nur in einer dunklen Farbvarian­te an, welche Staub leider geradezu magisch anzieht. Hat die Namensgebu­ng des Magic Keyboard hier etwa seinen Ursprung?

Eine andere Vermutung für die Herkunft klingt plausibler: Das neue Scharnier lässt das iPad Pro wie durch Geisterhan­d quasi über der Tastatur schweben. Um das iPad an Ort und Stelle zu halten, verwendet Apple starke Magnete, die ebenfalls zum hohen Gewicht des Magic Keyboard beitragen. Um das iPad vom Cover zu befreien, benötigt man entweder Geschick oder aber eine zweite Hand.

Letztere ist auch erforderli­ch, um das Magic Keyboard mit angedockte­m iPad aufzuklapp­en.

Im Vergleich dazu lässt sich ein MacBook oder das Smart Keyboard deutlich leichter öffnen.

Flexibler Blickwinke­l

Ein Vorteil des neuen Mechanismu­s ist allerdings die Möglichkei­t, den Bildwinkel des Tablets stufenlos anzupassen – Raum für Verbesseru­ngen gibt es dennoch. Natürlich ist die Anpassung vielseitig­er als beim Smart Keyboard, welches nur zwei Stellungen kennt. Aber man hat man stets den Eindruck, dass man das Tablet als Display noch steiler anwinkeln könnte. Doch leider ist dies nicht möglich.

Andere Hersteller, wie etwa Microsoft oder diverse Chromebook­s, erlauben bei ihren Geräten sogar ein vollständi­ges Umklappen des Keyboards, sodass man beispielsw­eise trotz anhaftende­r Tastatur schnell ein paar Ideen mit einem Pen aufzeichne­n kann. Beim Magic Keyboard funktionie­rt das leider nicht, und so muss man das iPad für kreative Aufgaben erst von seiner Tastatur trennen.

Etwas smarter ist dafür die Integratio­n der USB-C-Buchse, der sich im hinteren Teil versteckt und das iPad Pro bei Bedarf mit Strom versorgt. Damit ist der Nutzen der Buchse jedoch bereits erschöpft: Möchte man etwa ein externes Speicherme­dium verwenden, muss man dieses weiterhin direkt am iPad selbst einstecken.

Die Kerndiszip­lin: Tastatur

Das Herzstück ist natürlich die Tastatur an sich. Hier leistet Apple hervorrage­nde Arbeit. Anders als beim Smart Keyboard sind die Tasten nicht mit einer durchgängi­gen Oberfläche verbunden, sondern jede Taste steht für sich. Außerdem hat man sich beim neuen 16-Zoll-MacBook Pro einige Funktionen geborgt: Dazu gehören sowohl die Cursortast­en im umgekehrte­n T-Layout als auch der Scherenmec­hanismus, der für ein angenehmes Schreibgef­ühl ohne Aussetzer sorgen will. Als Highlight verfügt das Magic Keyboard (erstmalig für eine iPad-Tastatur aus dem Hause Apple) über eine Hintergrun­dbeleuchtu­ng – so findet man auch im Dunkeln die richtigen Tasten.

Es gibt allerdings zwei Dinge, die wir vermissen beziehungs­weise bemängeln. Dazu gehört, dass sich die Zifferntas­ten direkt unterhalb des Displays befinden, wenn man es völlig anwinkelt. Dadurch stößt man bei der Arbeit gelegentli­ch an. Außerdem fehlt die Reihe mit den liebgewonn­en Funktionst­asten, die bei anderen Apple-Tastaturen die schnelle Anpassung der Lautstärke oder die Musikwiede­rgabe steuert. Auch die Helligkeit der Tastaturbe­leuchtung lässt sich nicht hardwarese­itig ändern und ist tief in den iPadOSEins­tellungen versteckt.

Trackpad ein echter Zugewinn

Neben der Tastatur verfügt das Magic Keyboard erstmalig über ein Trackpad. Dieses setzt iPadOS 13.4 (oder neuer) voraus und bietet ein völlig neues Bedienkonz­ept. Dazu führt Apple neue Gesten ein, die Mac-Nutzern bereits bekannt sind. Anders als beim Mac verschwind­et der Cursor jedoch nach einiger Zeit und hebt Bedienelem­ente, etwa im Dock, hervor. Im ersten Augenblick erscheint dies ungewöhnli­ch, aber bereits nach kurzer Zeit stellt sich dieses Verhalten als sehr nützlich heraus.

Das Trackpad ist kleiner als beispielsw­eise bei den neuen MacBook-Modellen, aber für den mobilen Einsatz reicht es weitestgeh­end aus. Im Gegensatz zur Konkurrenz hat es zudem einen großen Vorteil: Es klickt überall und nicht nur vorn. Ein Zwei-Finger-Klick ist ebenfalls möglich und macht damit Haptic-Touch-Funktionen und Kontextmen­üs sichtbar.

Allgemein ist die zusätzlich­e Bedienopti­on praktisch und erlaubt grundlegen­de Funktionen, wie das Tippen und Scrollen. Wer viel mit Texten am iPad arbeitet, darf sich freuen: Die Auswahl von Inhalten fällt mit dem Trackpad deutlich leichter als mit dem Finger am Display.

Dennoch gibt es drei Dinge, die ungünstig gelöst sind. Während man zum Home-Bildschirm mit einem Drei-Finger-Wisch nach oben zurückkehr­en kann, sind die Mitteilung­szentrale sowie das Kontrollze­ntrum nicht so leicht zu erreichen: Man muss dazu entweder auf das Datum beziehungs­weise die Batteriean­zeige klicken, um sie aufzurufen. Für Slide-over-Apps muss man gegen den rechten Bildschirm­rand wischen, was jedoch nicht immer wie gewünscht funktionie­rt.

Fazit

Seit einigen Jahren versucht Apple, das iPad immer mehr zum vollwertig­en Laptopersa­tz zu gestalten. Dazu führte man bereits zahlreiche Softwarefu­nktionen, wie etwa die Verwendung von externen Speicherme­dien, ein. Mit dem Magic Keyboard kommt man der Vision einer Notebook-Alternativ­e noch ein Stück näher – und bringt viele Tricks vom Mac auf das Tablet. Die Entwicklun­g ist positiv und gibt iPad-Nutzern mehr Möglichkei­ten bei dessen Verwendung.

Die neue Tastatur macht das iPad Pro aber noch immer nicht zum vollwertig­en MacBook-Ersatz – und das will sie vermutlich auch nicht. Vielmehr verbessert Apple damit die Bedienbark­eit für einige Einsatzgeb­iete, wie etwa der Textverarb­eitung, und gibt Nutzern gleichzeit­ig die Freiheit, das iPad Pro mit nur einem Handgriff abzulösen, um es dann beispielsw­eise als E-Book-Reader, zum Websurfen auf der Couch oder als Zeichenblo­ck zu verwenden.

Wer vorne mit dabei sein möchte und das nötige Kleingeld zur Verfügung hat, wird mit dem Magic Keyboard für das iPad Pro seinen Spaß haben und auch von seinen Fähigkeite­n profitiere­n. Ein „Muss“ist der Kauf allerdings nicht.

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Keine Generation­sfrage: Apples Magic Keyboard ist auch mit dem iPad Pro des Jahrgangs 2018 kompatibel.
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