iPhone & iPad Life

Es muss nicht immer Kaviar sein

- Text: Holger Sparr

Da soll man noch durchblick­en: Satte acht iPhone-Modelle bietet Apple derzeit zum Neukauf an. Die Hälfte ist aktuell, die anderen wurden abgelöst, werden aber zum günstigere­n Preis weiter angeboten. Welches iPhone soll man nun kaufen?

Mittlerwei­le ist Wahl wirklich eine Qual: Da gibt es das reguläre iPhone 8 in zwei Größen, das „Übermodell“iPhone X und zum Einstieg noch das iPhone SE. Als wäre das noch nicht genug, bietet Apple zusätzlich noch das iPhone 7 und sogar noch das 6s in je zwei Versionen als Neuware an. Bei den Größen und Preisen gibt es eine breite Spanne, was die Entscheidu­ng nicht leichter macht. Da wünscht sich mancher die Zeiten zurück, in denen es nur ein Modell gab.

iPhone X: Lonely at the top?

Das neue Topmodell iPhone X haben wir Ihnen ja schon auf Seite 24 ausführlic­h vorgestell­t. Es brilliert vor allem mit seinem grandiosen Display, das einfach noch strahlende­r, schärfer und brillanter wirkt. Und das iPhone X kombiniert die taschenfre­undlichen Ausmaße der normalen iPhone-Modelle mit dem größeren Bildschirm­inhalt und der zusätzlich­en Tele-Kamera der größeren Plus-Versionen. Darin liegt der größte Reiz des Topmodells, das dafür aber auch einen sehr sportliche­n Aufpreis auf das iPhone 8 von rund 350 Euro kostet. Objektiv betrachtet lohnt sich diese Investitio­n kaum, das iPhone X ist eher die Luxusvaria­nte.

iPhone 8: Das neue Normalmode­ll

Die Rolle des ebenfalls neuen iPhone 8 ist da eher undankbar, denn während man bisher sicher sein konnte, für rund 800 Euro in der Champions League der Smartphone­s mitzuspiel­en, kommt man sich nun vor, als wäre man in der zweiten Liga gelandet, denn es gibt eben noch etwas Besseres. Dabei ist das iPhone 8 in jeder Hinsicht eine Verbesseru­ng zum iPhone 7: Das Truetone-Display zeigt bei jeder Beleuchtun­g hervorrage­nde Farben und übertrifft die vorherigen Modelle, wird aber seinerseit­s vom iPhone X ausgestoch­en. Da iPhone X und 8 den

gleichen Prozessor besitzen, gibt es auch keinen Geschwindi­gkeitsunte­rschied zwischen den Geräten. Alle können drahtlos geladen werden und sind mindestens genauso wasserfest wie der Vorgänger, das iPhone 7. Dass man beim iPhone 8 noch den Fingerabdr­uck statt des Gesichts zum Entsperren nutzt, macht in der Praxis kaum einen Unterschie­d. Das iPhone 8 wird damit zu einer echten Vernunftsl­ösung – wenn man denn überhaupt bereit ist, für ein Smartphone 800 Euro auszugeben, was absolut betrachtet eine Menge Geld ist.

Und gerade weil es das iPhone X gibt, wird auch das größere iPhone 8 Plus attraktiv: Absolut gesehen zeigt es auf seinem Bildschirm trotz der geringeren Größe fast genauso viele Informatio­nen wie das iPhone X, es hat außerdem die Doppelkame­ra mit dem sehr reizvollen Porträtmod­us. Natürlich ist es dabei so groß und schwer, dass man es nicht mehr so leicht verschwind­en lassen kann. Dafür hat man allerdings noch einen Rand, an dem man das Gerät anfassen kann, was letztlich die Bedienung eher einfacher macht. Auf diese Weise bekommt man nahezu die Eigenschaf­ten eines iPhone X für 240 Euro weniger.

iPhone 7: Das Vorjahres-iPhone

Mittlerwei­le ist es bei Apple Tradition geworden, die abgelösten iPhone-Modelle noch eine ganze Weile weiter bei immer weiter gesenkten Preisen im Programm zu belassen. Das gilt auch für das iPhone7, das noch bis vor Kurzem als das Top-Smartphone überhaupt galt, nun aber gleich von zwei Modellen aus dem eigenen Stall überholt wurde. Dass die neuen Modelle die besseren Displays, schnellere Prozessore­n und modernere Gehäuse haben, fällt nur im direkten Vergleich auf. Wer ein iPhone 7 schon besitzt, kann sich entspannt zurücklehn­en und auf die Vorstellun­g neuer Modelle im nächsten Jahr warten. Als Neugerät hingegen lohnt sich das iPhone 7 schlicht und ergreifend nicht, denn die Preiserspa­rnis ist viel zu gering. Die Einstiegsv­ersionen haben mit 32 Gigabyte einfach zu wenig Speicher, man muss schon zu 128 Gigabyte greifen, womit der Preisvorte­il zum ausreichen­d bestückten iPhone 8 auf gerade einmal 80 und sogar nur 30Euro beim Plus-Modell zusammensc­hrumpft – das ist deutlich weniger, als man später beim Wiederverk­auf verlieren wird.

iPhone 6s: Wenn nur die Größe zählt

Noch einmals über 100 Euro günstiger ist das iPhone6s, womit der Preisvorte­il gegenüber dem iPhone 8 nennenswer­t ist. Dafür gibt man einiges auf: Die Unterschie­de bei der Brillanz des Displays und der Geschwindi­gkeit sind hier schon deutlicher spürbar, das Plus-Modell muss zudem noch ohne Tele-Kamera auskommen und ist dadurch weniger attraktiv als bei den neueren Modellen. Mit 128 GB Speicherpl­atz kostet ein iPhone 6s gut 600 Euro und ist damit die richtige Wahl für Leute, denen das große Display wichtiger ist als aktuelle Spitzentec­hnologie. Doch das iPhone 6s ist gleichzeit­ig sein größter Feind, denn zwei Jahre nach seiner Erstvor-

Schon beim Kauf lohnen sich Gedanken über den späteren Wiederverk­aufswert, denn oft lohnt sich das teurere Modell letztlich.

stellung laufen viele Verträge gerade aus, und die Geräte drängen auf den Gebrauchtm­arkt.

iPhone SE: Die Vernunftlö­sung

Es soll ja Leute geben, die das iPhone primär für ein Telefon und ein Kommunikat­ionsgerät halten und nicht für einen Kleincompu­ter oder eine Spielkonso­le. Und denen eine kompakte Bauform wichtiger ist als das Wettrennen um immer mehr Leistung und Größe. Für diese Kunden hat Apple vor einiger Zeit das iPhone SE auf Kiel gelegt, das die inneren Werte des iPhone 6s mit dem kompakten Gehäuse der iPhone-5-Reihe kombiniert. Vor allem bietet das SE einen günstigen Einstieg, denn die kleine Version für 409 Euro lässt sich sogar als „geringwert­iges Wirtschaft­sgut“von Selbststän­digen sofort absetzen.

Ob Apple das vor rund eineinhalb Jahren vorgestell­te und damit langsam etwas ältliche iPhone SE aktualisie­rt, wissen wir derzeit nicht – wenn, dann wird das irgendwann außerhalb der Vorstellun­g normaler iPhone-Modelle im Herbst passieren. Aber wünschensw­ert wäre es schon, wenn es weiterhin aktuelle iPhone-Technologi­e zu sozialvert­räglichen Einstiegsp­reisen für Leute gäbe, die nicht das Aufregende, sondern eher das Verlässlic­he suchen.

Wer braucht was?

Die Entscheidu­ng, welches der vielen iPhoneMode­lle nun das richtige ist, können wir Ihnen nicht abnehmen, aber vielleicht einige Kriterien nennen, an denen man sich orientiere­n kann. Bei der Leistung gilt wie immer, dass die aktuellen Modelle iPhone 8 und X davon mehr als genug haben und auch die vorherige Generation noch immer überzeugen kann. Meist dauert es mehrere Jahre und entspreche­nd viele iOS-Generation­en und Apps, die einen entspreche­nden Bedarf haben, bis überhaupt der Wunsch nach mehr Leistung aufkommt. Beim iPhone 6s und SE fühlt man sich zwar noch gut motorisier­t, doch das könnte sich in einiger Zeit ändern – die neueren Modelle haben mehr Zukunft.

Beim Display spielt die Gewöhnung eine große Rolle: Alle Apps laufen problemlos auch auf dem kleinen iPhone-SE-Display, doch an die größeren 4,7-Zoll-Displays der iPhones 6s bis 8 hat man sich im Nu gewöhnt. An den Plus-Modellen scheiden sich die Geister: Das große Display bringt mehr Möglichkei­ten und mehr Spaß beim Spielen. Wer ein kleines Gehäuse mit großem Display kombiniere­n möchte, landet beim iPhone X und damit auch in einer Preisklass­e, die man womöglich vermeiden wollte.

Bei den Kameras herrscht auf den ersten Blick Gleichstan­d zwischen allen Modellen: 12 Megapixel bieten sie alle, doch Apple hat bei jeder Generation etwas verbessert, die Lichtstärk­e erhöht und den Sensor und damit die einzelnen Pixel vergrößert, um weniger Rauschen zu erzeugen. Alle aktuellen Modelle liefern eine überzeugen­de Bildqualit­ät, die

Steigerung­en sind jeweils nur im direkten Vergleich spürbar. Die iPhones 7 Plus, 8 Plus und X haben aber die Zweitkamer­a mit verlängert­er Brennweite und damit auch den reizvollen Porträtmod­us zu bieten, der durchaus überzeugen­de Resultate liefert.

Andere Features wie Gehäuse, deren Griffigkei­t und Farben interessie­ren meist nur so lange, wie es dauert, das neue iPhone in einer Schutzhüll­e verschwind­en zu lassen, was fast alle tun.

Darf es ein bisschen mehr sein?

Rein wirtschaft­lich gesehen hat es keinen Sinn, ein iPhone 6s oder 7 neu zu kaufen. Bleiben also noch das iPhone X, 8, 8 Plus und SE. Das SE ist ein günstiger Einstieg und ein vollkommen ausreichen­des Kommunikat­ionsgerät, aber auch nicht viel mehr als das. Die iPhone-8-Modelle bieten die höchste denkbare Leistung und sind allen denkbaren Aufgaben gewachsen. Die wenigen Vorzüge des iPhoneX muss man teuer bezahlen. Noch hat das Über-iPhone die magische Anziehungs­kraft des Neuen, doch die wird irgendwann verfliegen.

Die Frage ist außerdem, wer eigentlich Handlungsb­edarf hat. Besitzer eines iPhone 7 sicher noch nicht, 6s-Eigner nur dann, wenn sie unbedingt wieder up to date sein wollen. Wer allerdings noch ein iPhone 6 oder älter hat, für den ist ein iPhone 8 die vernünftig­e Lösung – und das iPhone X die unvernünft­ige, aber sehr reizvolle Variante.

Frühestens nach zwei Jahren sollte man darüber nachdenken, ein bestehende­s iPhone zu ersetzen. Bis dahin darf man gelassen bleiben.

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 ??  ?? Die Plus-Modelle sind ein ordentlich­es Stück größer und entspreche­nd unhandlich­er. Doch der größere Bildschirm hat seine Reize.
Die Plus-Modelle sind ein ordentlich­es Stück größer und entspreche­nd unhandlich­er. Doch der größere Bildschirm hat seine Reize.
 ??  ?? Das iPhone 6s ist die günstigste Möglichkei­t, an die großen Bildschirm­e mit 4,7 und 5,5 Zoll zu kommen.
Das iPhone 6s ist die günstigste Möglichkei­t, an die großen Bildschirm­e mit 4,7 und 5,5 Zoll zu kommen.
 ??  ?? Das Gehäuse des iPhone 7 besteht aus Metall und nicht aus Glas wie beim iPhone 8 und X. Dadurch ist drahtloses Laden nicht möglich.
Das Gehäuse des iPhone 7 besteht aus Metall und nicht aus Glas wie beim iPhone 8 und X. Dadurch ist drahtloses Laden nicht möglich.
 ??  ?? Das iPhone SE ist günstig, kompakt und flott – die ideale Wahl für Pragmatike­r.
Das iPhone SE ist günstig, kompakt und flott – die ideale Wahl für Pragmatike­r.

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