Mehr Power!
Jahrzehntelang waren Handwerker es gewohnt, ohne digitale Hilfe bei ihrer Arbeit auszukommen. Diese Zeiten scheinen vorbei. Wir haben uns umgesehen, was sich in und um den Werkzeugkasten durch moderne technische Hilfsmittel ändert.
Wie es der Name schon andeutet, kommt es beim Handwerk auf Muskelkraft, Know-how und Geschicklichkeit an. Wer es gewohnt ist, mit Zollstock, Wasserwaage, Hammer und Schraubendreher zu arbeiten, wird womöglich über handwerkliche Geräte, die auf Algorithmen basieren, seine Nase rümpfen. Bei unserer Recherche über moderne Werkzeuge haben wir jedoch einige nützliche, technische Arbeitsmittel für die Handwerker des Jahres 2017 gefunden, die zudem in den meisten Fällen mit den bekannten herkömmlichen Instrumenten im Einklang stehen und diese unterstützen. Vor allem werden Ihnen einige der hier vorgestellten Utensilien auf den kleinen und großen Baustellen Zeit und Mühe sparen. Spoiler-Warnung: Ein Roboter, der Ihnen die eigentlichen, kräftezehrenden Aufgaben abnimmt, ist (noch) nicht dabei.
Neu vermessen
Handwerker kennen die Strapazen des Alltags: auf dem Boden kriechen und vermessen, sich bücken, notieren, rechnen und ab und an eine helfende Hand benötigen, um unebene Flächen mit dem Maßband in Zahlen auf einem Zettel zu verwandeln. Der Stift 01 Dimensioning [1] von Instrumments (125 Euro) soll diese Beschwerlichkeiten obsolet und das Vermessen einfacher machen. Der Kugelschreiber (oder wahlweise auch Bleistift oder Stylus) beinhaltet auf kleinster Fläche eine Menge Technik sowie einen Laser, mit dem Sie nahezu jede Fläche abmessen. Das Ergebnis wird präzise in einer App angezeigt. Zwar benötigt man etwas Übung, um genaue Ergebnisse zu erhalten, dann aber erleichtert der 01 die Arbeit ungemein. Sogar dreidimensionale und gebogene Flächen können Sie mit dem Stift ausloten, quantifizieren und an Smartphone und Computer übertragen.
Kaum größer – dafür noch flexibler – ist Bagel [2] (89 Euro). Das kompakte Messgerät verbindet herkömmliche mit digitaler Messtechnik und lässt sich so überall schnell einsetzen. Drei Modi sind zum Messen vorgesehen: Mit einem Faden ermitteln Sie vom Bauchumfang bis zur Länge des Küchentischs alles, was bis zu drei Meter lang ist. Der Wert wird direkt auf einer Digitalanzeige wiedergegeben. Mit einem integrierten kleinen Rädchen messen Sie einhändig schwer zugängliche oder lange Flächen von bis zu zehn Metern Länge und im Remote-Modus mit einem Laserpointer Entfernungen ab. Jeder Zahlenwert kann gespeichert und an eine App übertragen und dort weiterverarbeitet werden.
Auch bei Traditionsfirmen wie Bosch hat man sich auf die digitalen Möglichkeiten eingestellt. Das C in der Gerätebezeichnung GLM 50 C [3] (154 Euro)
steht nicht umsonst für Connectivity. Der Laserentfernungsmesser überträgt seine Daten per Bluetooth an das Smartphone zu der App „Measure & Go“. Der Vorteil dieses Geräts liegt in den umfangreichen Weiterverarbeitungsmöglichkeiten in der App. Sie können sowohl auf Millimeterpapier als auch auf eigenen Fotos Skizzen anlegen und die per Laser eruierten Maße einfügen. Der GLM 50 C fungiert dank eines Neigungssensors zudem eine digitale Wasserwaage.
Höchst einfach zu bedienen ist Stanleys
Smart Measure Pro [4] (159 Euro). Das ebenfalls im Zusammenspiel mit einer App gleichen Namens zu betreibende Gerät misst mit seinem Laser Distanzen, Höhen, Breiten, es berechnet Flächen und liefert auf Knopfdruck sogar den Materialbedarf für anliegende Arbeiten. Das Smart Measure Pro kann dabei sowohl im Zusammenspiel mit iPhone, als auch mit iPad oder MacBook betrieben werden. Am elegantesten ist jedoch der Betrieb mit dem iPhone, auf das Sie es zum Vermessen einfach aufklemmen.
Schrauben, hämmern, bohren
Wie kann das iPhone bei den wesentlichen, kraftraubenden Arbeiten eines Handwerkers helfen? Im Prinzip kann das Smartphone beim Bohren, Hämmern und Schrauben nur unterstützend mitwirken – dann aber mitunter sehr nützlich. Dewalt brachte unlängst 18-Volt-Li-Ion-Akkus [5] (ab 129 Euro) auf den Markt, die zunächst online registriert und dann per Bluetooth per App verbunden werden. In der Folge können Sie überwachen, wie heiß der Akku wird, zu wie viel Prozent er noch geladen ist und an welchem Ort er zuletzt erkannt wurde. Sobald er außer Reichweite ist oder sich die Batterie dem Ende neigt, können Sie einen Alarm erklingen lassen.
Einen ähnlichen Dienst bietet die Firma Bosch mit Track My Tools [6] an. Dieser ist vor allem für Handwerksbetriebe oder für Anwender dienlich, die eine ganze Reihe von Geräten nutzen und diese weit über der durchschnittlichen Zeit im Einsatz haben. An Arbeitsmitteln, die über diese Technik nicht verfügen, kann mit Zweikomponenten-Klebstoff ein zusätzliches Bluetooth-Modul angebracht werden, um es nachzuverfolgen. Auch lassen sich BoschProdukte im Bereich der Messtechnik auf Stativen fernsteuern und die Messergebnisse dokumentieren. Mit einem Smartphone können Sie einstellen, dass die Schutzfunktion „Kickback Control“bei Schlagbohrschraubern frühzeitig ausgelöst wird.
Wie die Vernetzung von Werkzeug, Computern und smarten Geräten künftig vonstatten gehen kann, zeigt der Hersteller Facom. In dessen sogenanntes Sortiment RFID [7] – gut erkennbar an den grell-gelben Griffen – ist ein Chip eingebaut, der sich mittels RFID-Technologie (Radio Frequency Identification) per Funksignal und ganz ohne Batterie digital verfolgen lässt. Dieses automatisierte Bestandsmanagement ermöglicht eine schnelle Ortung des gesamten Werkzeugbestands, seien dies Schraubendreher, Zangen oder Steckschlüssel.
Die EDC-Welt
EDC (Every Day Carry) heißt kleines Zubehör, welches man täglich mit sich führt und auf das man des Öfteren zurückgreift, um diverse handwerkliche Aufgaben zu bewältigen. Heutzutage gibt es ganze Fanseiten zu diesem Thema, oft in enger Verbundenheit und Nachbarschaft zu technischen Accessoires. Es
ist daher wenig verwunderlich, dass in letzter Zeit Produkte wie das Stowaway Tools iPhone Case [8] (25 Euro) entstanden sind. In der iPhone-Hülle können Sie bis zu vier Mini-Werkzeuge verstauen und schnell zum Einsatz bringen.
Ähnlich vielseitig einsatzbereit sind Sie mit der Kombination zweier anderer Produkte: Die multifunktionalen Werkzeugkarten Ollie, Lucy und Roul [9] der Firma Onehundred (je 22 Euro) haben lediglich die Maße einer Kreditkarte und passen somit mühelos in iPhone-Hüllen wie das Wally Wallet Case [10] (19,99 Euro) oder Mujjos Leather Wallet Case [11] (39,90 Euro), beides robuste und schicke iPhone-Hüllen aus Leder, die drei bis vier Karten Platz bieten. Kabel oder Kopfhörer wiederum bringen Sie mit Stil und schön kompakt in Onehundreds aufrollbarem, Ledr [12] genannten Werkzeugetui
(45 Euro) unter.
Perfekt zu einer EDC-Ausrüstung und auch zum mobilen Handwerker passt das Cycop Bi-Tool 2.0 [13] (45 Euro). Der universelle Schraubenzieher mit zehn verschiedenen Aufsätzen ist kaum größer als ein Edding, verstaut die Aufsätze in einer Revolvertrommel in seinem Inneren, hat ein Gelenk für schwierige Winkel sowie eine Taschenlampe, die per Magnet am Cycop-Körper gehalten wird.
Moderne Gehilfen
Um Bauprojekte bestmöglich schriftlich festzuhalten, Zeichnungen anzufertigen oder Material-Listen zu erstellen, benötigt man ein robustes Notizbuch. Das Everlast Rocketbook [14] (39,99 Euro) erfüllt dieses Kriterium. Die Seiten dieses Notizbuchs sind aus Polyester statt aus Papier gefertigt. Verwenden Sie einem Stift der Marke Pilot Frixion können Sie Ihre Notizen mit einem feuchten Tuch jederzeit ausradieren und die entsprechenden Seiten neu nutzen. Noch besser: Mit einer dazugehörigen App lassen sich alle Notizen in der Cloud verschiedener Services wie Dropbox oder Everlast sichern.
Wollen Sie die Angaben eines Anrufs festhalten, um sie später anzuhören und zum Beispiel Instruktionen für eine handwerkliche Aufgabe nicht am Telefon mitschreiben, reicht ein winziges Gerät namens Call Recorder [15] (125 Euro). Der kleine Apparat wird einfach an den Lightning-Eingang des iPhone
angesteckt – und schon können Sie Anrufe von Mobilnetzen und allen gängigen Messenger Apps aufnehmen. Sollten die Aufnahmen die Speicherkapazität Ihres iPhone sprengen, verfügt der Call Recorder über einen Micro-SD-Karten-Steckplatz.
Die Firma Nomad führt gleich zwei Produkte in ihrem Sortiment, die nützliches Zubehör in einem Produkt vereint: Das Karabiner-Ladekabel
[16] (29,99 Euro) kann als Karabiner für leichte bis mittelschwere Aufgaben eingesetzt werden und beinhaltet gleichzeitig ein ausklappbares Kabel mit USB- und Lightning-Anschlüssen. Das Charging Wallet [17] (89,99 Euro) wiederum liefert Portemonnaie und Ladeakku für das iPhone in einem.
An kalten Tagen müssen Sie auf Baustellen nicht auf den Gebrauch Ihres iPhone verzichten oder ständig die Handschuhe ausziehen. Moshis Digits [18] (34,95 Euro) halten nicht nur warm, sie verfügen auch über ein sogenanntes Griptrack-Muster für besonders hohe Griffigkeit und ein leitfähiges Gewebe, das Sie Ihren Touchscreen mit jedem behandschuhten Finger nutzen lässt.
Taschen für Handwerker
Obwohl es viele Hersteller von Taschen und Rucksäcken gibt, die selbst widrigsten Wetterverhältnissen trotzen, sollten Handwerker hier den Profis vom Fach vertrauen. Die Fatmax [19] Laptop- und Werkzeugtasche von Stanley (49 Euro) lässt kaum Wünsche offen. Sie ist wasserabweisend, hat vier Kunststofffüße für einen sicheren Stand, ist aus robustem 600-Denier-Nylon gefertigt und verfügt über ein gepolstertes Laptopfach im Inneren. Extrem feste Karabiner halten den Schultergurt, der Tragegriff ist mit dickem Kunststoff verstärkt. Innen finden Sie eine ausreichende Anzahl kleiner und großer Fächer für jede Art von Werkzeug, auf die Sie mittels einer Frontöffnung schnell zugreifen können. Selbst an ein Außenfach für Getränke oder einen Extra-Gurt zur Befestigung an Rollkoffern wurde gedacht. An der Taschenrückseite findet sich zudem ein enges, aber sofort zugängliches iPhone-Fach.
Den einzigen Vorwurf, den man der Tasche von Stanley machen kann, ist jener, dass sie nur wenige Fächer explizit für kleinere Kabel, Adapter und generell Computerzubehör bietet. Diesen kleinen Missstand können Sie mit dem Power Packer [20] von Sidebyside (29 Euro) beheben. In dem flaschengroßen elastischen Etui sind 15 Riemen verarbeitet, in die Sie Kabel, Adapter, Speicherkarten, USB-Sticks oder Kopfhörer schieben können. Ein mit einem Reißverschluss gesichertes Innenfach beherbergt eine Maus, ein zweites großes Abteil nimmt kleinere externe Festplatten oder das Netzteil des MacBook auf. Mit seinem Tragegurt lässt sich der Power Packer an der Hand mitführen, doch ist er auch kompakt genug für die Unterbringung in einer größeren Tasche oder einem Rucksack.
Reicht es Ihnen, Ihre wenigen Kabel einfach in einer großen Tasche zu verstauen, wäre es von Vorteil, wenn das Zubehör dies unbeschadet übersteht. Für diese Variante hat die Firma Twelvesouth jüngst die sogenannten Cablesnaps [21] herausgebracht.
Die kompakten Lederschnallen sind für verschieden große Kabel ausgelegt und werden einfach mit einem Druckknopf verschlossen. Das breite Leder schützt die Kabel. Das Dreierpack mit zwei verschiedenen Snap-Größen kostet 19,99 Euro.