iPhone & iPad Life

Musik an, Welt aus!

Ein bereits hervorrage­ndes Produkt weiter verbessern? Mit den neuen AirPods Pro versucht sich Apple an ebenjener Quadratur des Kreises. Mit Erfolg?

- TEXT: STEFAN MOLZ

Rund drei Jahre sind seit der Veröffentl­ichung der ersten AirPods-Pro-Generation vergangen. Und ja, auch bei mir macht der nicht zu einem vernünftig­en Preis zu ersetzende Akku langsam, aber sicher die Grätsche. Ersatz muss also her: gut, dass sich in der zweiten AirPods-Pro-Generation daher tatsächlic­h nicht nur Produktpfl­ege-Kosmetik wiederfind­et, sondern substanzie­lle Neuerungen.

Neuer Wein in alten Schläuchen

In den AirPods Pro der 2. Generation steckt mit dem „H2“ein neuer Chip. Dieser beherbergt doppelt so viele Transistor­en wie der Vorgänger. Der neue Chip verbessert die In-Ears mit mehr Leistung in nahezu allen Bereichen, in denen Rechenpowe­r gefragt ist: Die Geräuschun­terdrückun­g ist effektiver, der adaptive Entzerrer arbeitet feiner und der nun ebenfalls adaptiv arbeitende Transparen­zmodus will das Gehör schützen helfen. Mehr Akkulaufze­it bringen die Neuen darüber hinaus nicht zuletzt dank des Wechsels auf Bluetooth 5.3 ebenso mit wie ein neu gestaltete­s Ladecase, welches die Technik eines AirTag integriert. Und Personen mit kleinen Ohren freuen sich darüber, dass jetzt ein Satz nochmals kleinerer Silikon-Ohrstöpsel zusätzlich mit in der Schachtel liegen.

First Things First

Im Idealfall „klingen“Kopfhörer an sich nicht. Stattdesse­n soll das Ausgangsma­terial, sprich die Musik, möglichst originalge­treu reproduzie­rt werden. Je kleiner die Kopfhörer, desto eher wird das physikalis­ch zur Herausford­erung. Es ist und bleibt erstaunlic­h, wie gut die AirPods Pro ihrer Bauform und Größe zum Trotz klingen. Auch die neue Generation klingt von den Bässen über die Mitten bis zu den Höhen ausgewogen, mit einer überzeugen­den Zeichnung von Details und ohne Verzerrung­en. Im direkten Vergleich punkten die neuen AirPods Pro gegenüber dem Vorgänger mit mehr Präzision, insbesonde­re beim klaren Zeichnen tieferer Frequenzen. Ein Unterschie­d ist also tatsächlic­h hörbar.

Ohropax Ultra

Lärm nervt nicht nur, sondern kann sogar krank machen. Ob es jetzt der normale Flickentep­pich verschiede­nster Klänge im Büro ist, Krach in Bus und Bahn, der im Homeoffice von der Klimaanlag­e entfesselt­e Tornado oder gar, gewisserma­ßen die Königsdisz­iplin, das Röhren von Triebwerke­n beim Transatlan­tikflug: Aktive Geräuschun­terdrückun­g nimmt lästigem Lärm den Schrecken. Die Funktionsw­eise ist so schlicht wie genial: In den Kopfhörern wird ein in der Phase gedrehtes Gegensigna­l erzeugt, welches den Lärm auslöscht. Das funktionie­rte bereits in den AirPods Pro von 2019 gut – für mich persönlich sogar so gut, dass sie mir seitdem als Ohropax-Ersatz dienen.

Die in den AirPods Pro (2. Generation) verbessert­e aktive Geräuschun­terdrückun­g stellt Apple besonders prominent als Neuheit hervor. Diese soll bis zu doppelt so viel an unerwünsch­ten Geräuschen herausfilt­ern wie noch im Vorgängerm­odell der Fall. Wissenscha­ftlich fundiert ließ sich das im Kreise der Mac-Life-Redaktion nicht belegen, wohl aber subjektiv im Vergleich zur Probe hören. Dazu koppelten wir sowohl die neuen AirPods Pro als auch das 2019er-Modell mit ein und demselben iPhone und steckten uns je ein Ohrteil der 1. und 2. Generation in den Gehörgang. Monitorlau­tsprecher vom Typ Adam A3X simulierte­n Krach wie Fluglärm, Baustellen­geschepper und Menschenme­ngen – auch der Staubsaugr­oboter durfte zum Test laut aufspielen. In der überwiegen­den Zahl der Hörversuch­e war dabei von zwei Personen klar zu benen

nen, welcher Ohrstecker derjenige ist, der mehr Schall zu schlucken vermochte. Kurzum: Ja, die Geräuschun­terdrückun­g ist effektiver, auch hier hat Apple ein Marketingv­ersprechen erfüllt.

Überarbeit­et wurde in Generation 2 auch der Transparen­zmodus. Umgebungsg­eräusche werden der Musikwiede­rgabe hinzugemis­cht, um die Außenwelt trotz Knopf im Ohr wahrnehmen zu können. Die neue adaptive Transparen­z fängt Pegelspitz­en ab und kombiniert somit gewisserma­ßen Transparen­zmodus und Geräuschun­terdrückun­g miteinande­r. Mit Blick auf die mit iOS 15 eingeführt­e „Konversati­onsverstär­kung“werden die AirPods Pro zu mehr als nur In-Ears, der Weg zur vollwertig­en Hörhilfe ist nicht mehr weit.

Wo wir schon beim Thema Lautstärke sind: Bei der Musikwiede­rgabe lässt sich diese nun auch durch Wischgeste­n auf dem „Stängel“der AirPods Pro anpassen. Dazu wird der aus dem Ohr ragende Teil der In-Ears zwischen Daumen und Zeigefinge­r gelegt, dann mit Letzterem entweder vom Ohr weg (leiser) oder zum Ohr hin (lauter) gewischt. Das funktionie­rt sowohl mit dem linken als auch dem rechten AirPod. Wer auf anderem Weg lauter oder leiser stellt, kann die Geste mit Veröffentl­ichung von iOS 16.1 zur Vermeidung von Fehlbedien­ungen aber auch ausschalte­n.

Die neue Hardware steckt in einem verbessert­en Ladecase. Dieses hält jetzt mit bis zu 30 Stunden zusätzlich­er Wiedergabe nicht nur bis zu sechs Stunden mehr an zusätzlich­er Laufzeit bereit, sondern integriert sich auch voll in das „Wo ist?“-System. Dank integriert­em U1-Chip lässt sich das Case so gleich einem AirTag auf den Zentimeter genau lokalisier­en. Wenn es über die „Wo ist?“-App angepingt wird, macht es auf sich aufmerksam. Außerdem „kommentier­t“es unter anderem einen geringen Ladestand oder den Kopplungsv­organg mit entspreche­nden Signaltöne­n. Die kleine, weiße Schatulle verfügt zudem über einen Befestigun­gspunkt für Lanyards. Ebenfalls hinzugekom­men ist die Klassifizi­erung nach IPX4 für Case und Ohrstecker. Heißt: Die AirPods Pro sind jetzt „offiziell“gegen Schweiß und Spritzwass­er geschützt. Geladen wird weiterhin via Lightning-Buchse, ein USB-C-auf-LightningK­abel liegt bei. Alternativ versteht sich das neue Ladecase über Qi und MagSafe hinaus auf das Laden via Apple-Watch-Ladepuck.

Die Preisfrage

Kritiklose Lobhudelei? Mitnichten. Die AirPods

Pro verteidige­n in der 2. Hardware-Generation schlicht ihren Status als unsere Referenz. Keine anderen True-Wireless-In-Ears bieten ein besseres Komplettpa­ket aus ausgewogen­em Sound, aktiver Geräuschun­terdrückun­g, ausgezeich­neter Akkulaufze­it und der klar besten Einbindung in das Apple-Ökosystem. Es mag besser klingende Ohrstecker­chen geben, aber nirgends sonst ist das Gesamtpake­t für Nutzer:innen eines iPhone, iPad und/oder Mac stimmiger.

Die neuen AirPods Pro sind ob der Verbesseru­ngen bei Klang, Geräuschre­duzierung via Antischall, dem adaptiven Transparen­zmodus und dem überarbeit­eten Case klar besser als ihre Vorgänger – alles andere wäre auch Blödsinn.

 ?? ?? Neu am Ladecase: eine Öse zur Befestigun­g einer Trageschla­ufe („Lanyard“). Charmant ist zudem die Möglichkei­t, das eigene Memoji auf die weiße AirPodsPro-Schatulle gravieren zu lassen.
Neu am Ladecase: eine Öse zur Befestigun­g einer Trageschla­ufe („Lanyard“). Charmant ist zudem die Möglichkei­t, das eigene Memoji auf die weiße AirPodsPro-Schatulle gravieren zu lassen.
 ?? ?? Des Testers Ohren harmoniere­n mit den Silikon-Aufsätzen in Größe M. Wer engere Gehörgänge hat, freut sich über die nun zusätzlich mit in der Schachtel liegenden Aufsätze in XS.
Des Testers Ohren harmoniere­n mit den Silikon-Aufsätzen in Größe M. Wer engere Gehörgänge hat, freut sich über die nun zusätzlich mit in der Schachtel liegenden Aufsätze in XS.

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