Update für die Apple Watch
Mit watchOS 4 hat auch die Apple Watch ein neues System bekommen. Wir haben es für Sie getestet, stellen die neuen Funktionen vor und sagen, ob sich das Update lohnt.
Bei den üblichen Herbst-Updates darf natürlich auch das neue System für die Apple Watch nicht fehlen. Für die Beschreibung von watchOS 4 drängt sich das zugegeben etwas abgegriffene Wortspiel „mehr Evolution als Revolution“auf. Tatsächlich finden Sie im neuen watchOS wenig grundsätzlich Neues, aber viele weiterentwickelte und verbesserte Apps. Die von Apple beworbenen Highlights sind ein intelligentes Siri-Zifferblatt, erweiterte Trainings- und Fitnessfunktionen, eine leistungsfähigere Musik-App und einige coole neue Zifferblätter. Schaut man jedoch etwas genauer hin, so findet man noch viele weitere neue Funktionen im System und in den mitgelieferten Apps. Der diesjährige Sprung ist sicher nicht so groß wie der von watchOS 2 auf 3, lohnt sich aber auf jeden Fall.
Ein neues Gesicht
Zu den wichtigsten und auffälligsten Elementen einer Uhr gehören natürlich die Zifferblätter. Entsprechend gibt es kein neues watchOS ohne Änderungen an dieser Stelle, allen voran das neue Siri-Zifferblatt. Das macht seinem Namen alle Ehre, da es nicht nur den einfachen Aufruf von Siri über eine neue Komplikation erlaubt, sondern quasi Ihr persönlicher Assistent ist. Es stellt automatisch zu Tag und Uhrzeit passende Inhalte zusammen, die man dann durch Drehen der Krone durchblättern kann. Dazu gehören anfangs das aktuelle Wetter, Ereignisse des Tages oder auch am gleichen Tag des Jahres geschossene Fotos. Siri lernt aber auch Ihr Verhalten kennen und präsentiert dann im Laufe der Zeit immer besser abgestimmte Infos, wie die Verkehrslage auf dem morgendlichen Weg zur Arbeit oder Aufforderungen zum Training vor der dafür bei Ihnen üblichen Zeit.
Weitere Zifferblätter
Ebenfalls neu sind die Zifferblätter „Toy Story“und „Kaleidoskop“. Das erste zeigt im Wechsel Buzz Lightyear, Woody, Jessie und andere Charaktere aus den „Toy Story“-Filmen. So ist für einige Abwechslung gesorgt. Die Figuren und Animationen ändern sich auch, wenn Sie auf das Display tippen.
Das Kaleidoskop nimmt ein Bild als Grundlage, um daraus durch die Simulation von Spiegelungen die typischen symmetrischen Kaleidoskop-Muster zu erzeugen. Die Spiegelungen verändern sich langsam mit der Zeit. Durch Drehen an der Krone lässt sich der Vorgang manuell variieren.
Neue Komplikationen
An den Sonderfunktionen im Zifferblatt, in der Uhrenwelt Komplikationen genannt, hat Apple ebenfalls gearbeitet. Besonders spannend sind dabei
die großen Komplikationen, die nicht nur ein Icon, sondern auch gleich noch weitere Informationen anzeigen. „Aktueller Titel“zeigt den laufenden Musiktitel und öffnet durch Antippen die Steuerung der Wiedergabe, zu ungelesenen Nachrichten erhalten Sie mehr Informationen und die HerzschlagKomplikation öffnet nicht mehr einfach nur die App, sondern zeigt in der großen Form auch Daten zur letzten Messung an. Diese Liste lässt sich fortsetzen. Wenn Sie gern Komplikationen nutzen, die ja eine der großen Stärken einer Smartwatch sind, sollten Sie nach dem Update auf watchOS 4 unbedingt die verfügbaren großen und kleinen Komplikationen noch einmal durchblättern.
Apps als Liste
Die bekannte Anzeige der auf der Apple Watch installierten Apps als bunte Icon-Wolke sieht cool aus, ist aber etwas lästig, wenn man selten benutzte Apps sucht. Die Icons sind recht klein und beim Verschieben öffnet man gern mal versehentlich die falsche App. Für mehr Ordnung sorgt im neuen watchOS eine alphabetische Listendarstellung der Apps. Drücken Sie einfach auf den App-Bildschirm, um zwischen den beiden Darstellungen zu wechseln (siehe Workshop). Die App-Liste lässt sich erwartungsgemäß mit der Krone durchblättern. Das geht ziemlich flott, auch wenn Sie sehr viele Apps installiert haben.
Dock und Kontrollzentrum
Das Dock hat in watchOS 4 ein komplett neues Design erhalten. Statt die Apps wie früher nebeneinander anzuordnen, rollen Sie nun in senkrechter Richtung über den Bildschirm. Das ist am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig, weil sich die Apps etwas überlappen und man nur noch einen Ausschnitt der Vorschau sieht. Dafür passt die vertikale Bewegung intuitiv viel besser zum Drehen der Krone. Ganz am Ende der Liste finden Sie nun einen Button „Alle Apps“, der zur Übersicht der installierten Apps führt.
Nach iPhone und iPad erhält nun auch die Apple Watch eine Taschenlampenfunktion. In Ermangelung einer Blitz-LED wird hierfür der Bildschirm benutzt. Die Funktion wird im Kontrollzen-
trum aktiviert. Außer weißem und rotem Dauerlicht bietet die Taschenlampenfunktion auch weißes Blinken. So können Sie zum Beispiel beim Joggen auf sich aufmerksam machen. Die Helligkeit wird automatisch reduziert, wenn Sie den Arm heben, um auf die Uhr zu sehen. Außerdem informieren im Kontrollzentrum kleine Icons über den Verbindungsstatus zu iPhone oder WLAN und darüber, ob das interne GPS (ab Apple Watch 2) oder die Ortsbestimmung des gekoppelten iPhone benutzt wird.
Training und Aktivitäten
Besonderes Augenmerk legt Apple seit jeher auf die Funktionen im Gesundheitsbereich. Für viele Anwender ist die Apple Watch vor allem Fitnesstracker und Trainingshilfe. Die App Aktivitäten macht durch Lob oder motivierende Mitteilungen auf sich aufmerksam, wenn Sie Ihre alltäglichen Bewegungsziele erreicht haben oder wenn Sie knapp davorstehen und vielleicht einen kleinen Anstoß brauchen. Diese Motivationshilfen sind in watchOS 4 attraktiver und auch häufiger.
Die Trainings-App hat Apple ebenfalls deutlich überarbeitet. Als Erstes fallen die schöneren Felder der Trainingsarten auf. Außerdem sind diese nun nicht mehr als flache Liste, sondern wie die Apps im Dock rotierend angeordnet. Durch etwas größere Felder mit Grafiken sind die einzelnen Trainingsarten auch besser zu erkennen.
Um sofort ein freies Training zu starten, ohne vorher erst die Messmethode auszuwählen, bietet watchOS 4 eine Schnellstartfunktion. Sie erlaubt auch während eines laufenden Trainings, die Sportart zu wechseln. So kann man zum Beispiel von Laufen zu Radfahren wechseln, ohne die Trainingseinheit dafür zu unterbrechen. Außerdem hat Apple ein High-Impact-Intervalltraining hinzugefügt und die Schwimmfunktionen optimiert.
Mit einem späteren Update soll die Anbindung der Trainingsfunktion an Standgeräte in Studios folgen, um Messdaten von der Uhr zum Gerät zu übertragen und umgekehrt auch dessen ausführliche Protokolle in die eigene Fitnessdatenbank zu übernehmen. Das setzt natürlich voraus, dass
Ihr bevorzugtes Studio auch die dazu kompatiblen Geräte besitzt.
Da viele Sportler mit Musik trainieren, bietet watchOS 4 direkt aus der Trainings-App die Kontrolle der Musikwiedergabe an. Sie können auch eine Playlist festlegen, die bei Beginn eines Trainings automatisch startet.
Mehr Musik
Die Musik-App hat Apple ebenfalls einem Facelifting unterzogen. Sie bietet größere Cover-Bilder und folgt dem watchOS-4-Trend zu senkrecht rotierenden Listen. Für mehr Musikauswahl sorgt die Möglichkeit, nun mehr als eine Liste mit der Apple Watch synchronisieren zu können. Die Watch-App des gekoppelten iPhone erlaubt in iOS 11, auch einzelne Titel und Alben für die Übertragung zur Uhr auswählen. Über Apple Music bereitgestellte Listen unterstützt die neue Musik-App ebenfalls.
Apple entwickelt watchOS konsequent weiter. Version 4 überzeugt vor allem durch die zahlreichen kleinen Verbesserungen am System und den Apps.
Weitere Apps
Deutlich aufgewertet wurde auch die App Mail. Haben Sie mehrere Mail-Konten eingerichtet, können Sie anstelle des allgemeinen Eingangs nun auch einzelne Postfächer auswählen, um nur bestimmte Nachrichten zu filtern. Außerdem können Sie jetzt neue E-Mails verfassen. Dabei stehen wie in der App Nachrichten die Spracheingabe, Emoticons, Freihandeingaben und vorgefertigte Texte zur Verfügung. Alles zusammengenommen, wird die gute alte E-Mail auch auf der Apple Watch endlich besser nutzbar.
Die Kamera-App macht die Apple Watch zum Fernauslöser der gleichnamigen App auf dem iPhone. In watchOS 4 unterstützt die App nun endlich auch Videoaufnahmen, einschließlich Zeitraffer und Zeitlupe. Ob sich das iPhone dabei im Hochoder Querformat befindet, sehen Sie wie gewohnt am Vorschaubild der App. Der digitale Zoom über Krone funktioniert ebenfalls.
Schauen Sie alle Apps durch, so finden Sie noch viele weitere Verbesserungen. So zeigt die Herzfrequenz-App nicht mehr nur die letzte Messung, sondern eine übersichtliche Grafik der Messwerte im Tagesverlauf. Karten erlaubt den Zugriff auf die letzten Ziele, die es mit dem iPhone synchronisiert.
Zum Schluss
Allgemeine Optimierungen in watchOS 4 beschleunigen das Laden von Apps und die Reaktionsgeschwindigkeit der Oberfläche. Dadurch fühlt sich eine vorhandene Uhr nach dem Update einfach etwas flinker an. Insgesamt hat das Update aufgrund der vielen kleinen Verbesserungen auf jeden Fall eine dicke Empfehlung verdient.
Da Entwickler mit watchOS 4 Zugriff auf die Sensoren für Lage, Beschleunigung und Herzschlag erhalten, dürfte es uns zukünftig auch noch einige interessante neue Apps bescheren.