Snapchat
An dem verrücktesten und jugendlichsten Messenger scheiden sich die Geister. Doch Snapchat hat weit mehr als nur Spaßfaktor und Ideenreichtum zu bieten. Wir zeigen, was Snapchat kann.
Wenn es ein soziales Netzwerk gibt, an dessen Sinn und Unsinn sich die Geister am meisten scheiden, dann ist es sicherlich Snapchat. Viele halten Snapchat für albern und nehmen es nicht ernst. Vielleicht ist das der Grund, warum Snapchat for allem die wirklich jungen Nutzer begeistert: Letztes Jahr haben 64 Prozent der 18- bis 24-Jährigen in den USA Snapchat benutzt – Tendenz stark steigend. Dieses Potenzial hat sicher auch Facebook-Chef Mark Zuckerberg erkannt und wollte Snapchat für 3Milliarden Dollar kaufen. Im Gegensatz zu Vorgängern wie Whatsapp, wo die Übernahme durch Facebook klappte, lehnten die Gründer Evan Spiegel und Bobby Murphy ab – und das in Zeiten, in denen Snapchat praktisch keinen Gewinn machte. Aus heutiger Sicht stellen sich die Gründer ziemlich clever heraus. 2015 wurde der Wert von Snapchat mit 19 Milliarden Dollar bewertet, kürzlich ging der Mutterkonzern Snap an die Börse.
Die Geschichte von Snapchat begann in Kalifornien an der Stanford University, wo die Snapchat-Gründer die Idee für eine Foto-Sharing-App hatten, deren Nachrichten kurzlebig sind. „Ich wünschte, die Bilder, die ich einem Mädchen schicke, würden dann verschwinden“, sagte Brown. Spiegel war begeistert redete von einer „MillionenDollar-Idee“. 2011 startete die erste Version von Snapchat, noch unter dem Namen „Pictaboo“, hatte aber schon das charakteristische Gespenst im App-Symbol, das Evan Spiegel zeichnete. Mit dem dritten Gründer Brown überwarfen sich die beiden noch heute vertretenen Firmenchefs und änderten den Namen in Snapchat. Die App wurde schnell populär, denn viele hatten schon schlechte Erfahrungen mit Bildern gemacht, die ungewollt im Internet landen und dort für immer bleiben. Gleichzeitig nutzten immer mehr Eltern Facebook, was Jugendliche dazu motivierte, sich eine Alternative zu suchen. Snapchat war mit den verschwindenden Nachrichten der perfekte Ort. Nach nur einem Jahr knackte der Dienst die Zehn-Millionen-User-Marke.
Snapchat unterscheidet sich auch grundlegend von anderen sozialen Netzwerken. Die Profile der Nutzer werden nicht nach und nach mit Inhalten versehen, die sich wie ein Buch immer mehr füllen. Vielmehr ähnelt die Kommunikation hier Unterhaltungen im Alltag. Jeder kann mit anderen Nutzern chatten. Diese werden jedoch nicht kommentiert oder mit Likes bewertet, sondern sie verschwinden nach einiger Zeit einfach wieder.
2013 folgte ein Update, nachdem es möglich wurde, Storys aus Bildern und kurzen Videoclips zu basteln, die dann 24Stunden lang sichtbar blieben. 2015 folgte „Discover“. Große Medienunternehmen von National Geographic bis Vice konnten über Kanäle ihre eigenen Storys verbreiten. Die Beliebtheit der Kanäle sorgte dafür, dass Instagram diese Funktion im letzten Jahr mit seinen Storys einfach kopierte.
Snapchat hat heute 7 Milliarden Videoaufrufe pro Tag und spielt damit in dieser Disziplin in der Liga von Facebook, kooperiert mit der millardenschweren Football Liga NFL und wird sicher kräftig weiter die Medienlandschaft aufmischen.
Snapchat unterscheidet sich grundlegend von anderen sozialen Netzwerken. Die verschwindenden Nachrichten ähneln Unterhaltungen im Alltag.