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Snapchat

- Text: Stefan von Gagern

An dem verrücktes­ten und jugendlich­sten Messenger scheiden sich die Geister. Doch Snapchat hat weit mehr als nur Spaßfaktor und Ideenreich­tum zu bieten. Wir zeigen, was Snapchat kann.

Wenn es ein soziales Netzwerk gibt, an dessen Sinn und Unsinn sich die Geister am meisten scheiden, dann ist es sicherlich Snapchat. Viele halten Snapchat für albern und nehmen es nicht ernst. Vielleicht ist das der Grund, warum Snapchat for allem die wirklich jungen Nutzer begeistert: Letztes Jahr haben 64 Prozent der 18- bis 24-Jährigen in den USA Snapchat benutzt – Tendenz stark steigend. Dieses Potenzial hat sicher auch Facebook-Chef Mark Zuckerberg erkannt und wollte Snapchat für 3Milliarde­n Dollar kaufen. Im Gegensatz zu Vorgängern wie Whatsapp, wo die Übernahme durch Facebook klappte, lehnten die Gründer Evan Spiegel und Bobby Murphy ab – und das in Zeiten, in denen Snapchat praktisch keinen Gewinn machte. Aus heutiger Sicht stellen sich die Gründer ziemlich clever heraus. 2015 wurde der Wert von Snapchat mit 19 Milliarden Dollar bewertet, kürzlich ging der Mutterkonz­ern Snap an die Börse.

Die Geschichte von Snapchat begann in Kalifornie­n an der Stanford University, wo die Snapchat-Gründer die Idee für eine Foto-Sharing-App hatten, deren Nachrichte­n kurzlebig sind. „Ich wünschte, die Bilder, die ich einem Mädchen schicke, würden dann verschwind­en“, sagte Brown. Spiegel war begeistert redete von einer „MillionenD­ollar-Idee“. 2011 startete die erste Version von Snapchat, noch unter dem Namen „Pictaboo“, hatte aber schon das charakteri­stische Gespenst im App-Symbol, das Evan Spiegel zeichnete. Mit dem dritten Gründer Brown überwarfen sich die beiden noch heute vertretene­n Firmenchef­s und änderten den Namen in Snapchat. Die App wurde schnell populär, denn viele hatten schon schlechte Erfahrunge­n mit Bildern gemacht, die ungewollt im Internet landen und dort für immer bleiben. Gleichzeit­ig nutzten immer mehr Eltern Facebook, was Jugendlich­e dazu motivierte, sich eine Alternativ­e zu suchen. Snapchat war mit den verschwind­enden Nachrichte­n der perfekte Ort. Nach nur einem Jahr knackte der Dienst die Zehn-Millionen-User-Marke.

Snapchat unterschei­det sich auch grundlegen­d von anderen sozialen Netzwerken. Die Profile der Nutzer werden nicht nach und nach mit Inhalten versehen, die sich wie ein Buch immer mehr füllen. Vielmehr ähnelt die Kommunikat­ion hier Unterhaltu­ngen im Alltag. Jeder kann mit anderen Nutzern chatten. Diese werden jedoch nicht kommentier­t oder mit Likes bewertet, sondern sie verschwind­en nach einiger Zeit einfach wieder.

2013 folgte ein Update, nachdem es möglich wurde, Storys aus Bildern und kurzen Videoclips zu basteln, die dann 24Stunden lang sichtbar blieben. 2015 folgte „Discover“. Große Medienunte­rnehmen von National Geographic bis Vice konnten über Kanäle ihre eigenen Storys verbreiten. Die Beliebthei­t der Kanäle sorgte dafür, dass Instagram diese Funktion im letzten Jahr mit seinen Storys einfach kopierte.

Snapchat hat heute 7 Milliarden Videoaufru­fe pro Tag und spielt damit in dieser Disziplin in der Liga von Facebook, kooperiert mit der millardens­chweren Football Liga NFL und wird sicher kräftig weiter die Medienland­schaft aufmischen.

Snapchat unterschei­det sich grundlegen­d von anderen sozialen Netzwerken. Die verschwind­enden Nachrichte­n ähneln Unterhaltu­ngen im Alltag.

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