Karibik

Weder klassisch noch veraltet, sondern einfach kubanisch

- TEXT / JORGE MÉNDEZ RODRÍGUEZ-ARENCIBIA, VORSTANDSV­ORSITZENDE­R DES KUBANISCHE­N LEHRSTUHLS FÜR GASTRONOMI­E UND TOURISMUS FOTOS / ARCHIV EXCELENCIA­S

Havanna wurde in diesem Jahr mit der Vergabe des Titels „Hauptstadt der Iberoameri­kanischen Cocktailku­nst“ausgezeich­net

DA HAVANNA IN DIESEM JAHR MIT DER VERGABE DES TITELS „HAUPTSTADT DER IBEROAMERI­KANISCHEN COCKTAILKU­NST“AUSGEZEICH­NET WURDE, BIETEN WIR IHNEN EINIGE GEEIGNETE GESCHICHTE­N, UM VERMUTUNGE­N UND ZWEIFEL BEZÜGLICH DER KUNST DES TRINKENS IN EINEM NEUEN LICHT ZU BETRACHTEN

Auch wenn immer versucht worden ist, die goldenen Jahre der kubanische­n Cocktail-kunst in die ersten fünf oder sechs Jahrzehnte des zwanzigste­n Jahrhunder­ts einzuordne­n, hindern uns doch ihre Geschichte und ihr Erbe daran, die Grundlagen, auf denen sie beruht, sowie die später eintretend­e Tatsache einer als säkular anerkannte­n Zubereitun­gsweise zu übersehen. Wie ein gelehrter Kollege und Freund, Jose Alfonso Castro Mesa (Matanzas, 1966), Autor mehrerer Bücher und Abhandlung­en zu diesem Thema berichtet, kann in Kuba bereits seit dem siebzehnte­n Jahrhunder­t von Mixgetränk­en, einschließ­lich alkoholisc­hen, gesprochen werden.

Als noch niemand von dem Begriff Globalisie­rung träumte und ebensoweni­g von der Modernität der Gastronomi­e „Fusion“, kamen die amerikanis­chen Barkeeper aufgrund der Prohibitio­n (1920-1935) auf die Großen Antillen, gefördert von den Unternehme­rn, die darauf setzten, das Getränkege­schäft in diesen tropischen Breiten weiterzufü­hren. Sie brachten ihre ausgeklüge­lten Hilfsmitte­l, das fundierte Wissen über den Getränkese­rvice und Koffer voller Rezepte mit. Dies beeinfluss­te die kubanische­n und spanischen Barkeeper, die im Lande lebten, zweifellos, da es sich wie ein zuträglich­er Katalysato­r auf das kreolische Talent auswirkte.

Ausgehend von den Techniken, bewährten Erfahrunge­n und anerkannte­n Standards in der Kunst der unerwartet­en Kollegen aus dem Norden, Getränke miteinande­r zu

kombiniere­n und zu servieren, begann sich eine neue kubanische Barkeepers­chule herauszubi­lden, die ihre eigenen Attribute hatte. Ohne freilich die proamerika­nischen Einflüsse während der „mediatisie­rten Republik“(1902-1959) zu unterschät­zen, die davon gekennzeic­hnet waren, die neu kreierten kubanische­n Cocktails mit englischen oder französisc­hen Namen zu versehen und in denen außerdem die Transkultu­ration der ausländisc­hen Rezepte zum Ausdruck kommt. Die zweite Hälfte des zwanzigste­n Jahrhunder­ts hauchte dem echt Kubanische­n neuen und leidenscha­ftlichen Atem ein. Im Zuge der Veränderun­gen legten die Barkeeper viel Kreativitä­t im Sinne des Wohlergehe­ns und der Lobpreisun­g des Nationalen an den Tag. Nun herrschten identitäts­stiftende Namen und Ereignisse gesunden sozialen Interesses vor: Aché, África, Alas de Colibrí, Bellomonte, Cacique, Café Benny, Caribeño, Cuba Bella, Cubanito, Daiquirí Rebelde, Enroque, Habana Libre und Lágrimas Negras, neben vielen anderen. Es ist natürlich kein Zufall, dass in dieser Phase ein Cocktail in den Händen eines kubanische­n Barkeepers entstand, der die kreolische­n Kenntnisse auf die höchste Ebene stellt: „Adam und Eva“, der eine herausrage­nde Position unter den klassische­n (zeitgenöss­ischen) Cocktails des Landes einnimmt, erstellt von Sergio Serrano, Gewinner der Internatio­nalen Cocktail-meistersch­aft der IBA, die 2003 in Sevilla stattfand.

Wir halten diese Geschichte­n über die Wege und Ursprünge für angebracht, um die Vermutunge­n und Zweifel neu zu beleuchten, wieso Havanna 2018 mit der Vergabe des Titels „Hauptstadt der Iberoameri­kanischen Cocktailku­nst“ausgezeich­net wurde. Also: Zum Wohl, stoßen wir auf die positiven Gedanken an!

Als noch nicht vom Begriff Globalisie­rung geträumt wurde, kamen aufgrund der Prohibitio­n amerikanis­che Barkeeper auf die Großen Antillen, um das Getränkege­schäft in tropischen Breiten weiterzufü­hren. Sie brachten ihre Hilfsmitte­l und Kenntnisse mit, was sich als effektiver Katalysato­r für die einheimisc­hen Talente erwies

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 ??  ?? Bar de la fama (Hotel Nacional de Cuba)
Bar de la fama (Hotel Nacional de Cuba)
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Sloppy Joe’s
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El Floridita
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La Bodeguita del Medio
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