Karibik

Cienfuegos, «Die Perle des Südens»

Die ehemalige Villa Fernandina de Jagua im südlichen Zentrum Kubas feiert ihr 200-jähriges Bestehen. Die zum Kulturerbe der Menschheit ernannte Stadt ist bekannt für ihr perfektes Stadtgefüg­e und ihre industriel­le und touristisc­he Entwicklun­g

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Die ehemalige Villa Fernandina de Jagua im südlichen Zentrum Kubas feiert ihr 200-jähriges Bestehen

Mehr als 30 historisch­e Städte in Lateinamer­ika und der Karibik sind von der UNESCO zum Kulturerbe der Menschheit erklärt worden. Nur eine davon wurde im 19. Jahrhunder­t gegründet und gebaut. Nur eine hatte einen Stadtkern, der in einem unter spanischer Herrschaft stehenden Land Amerikas von Siedlern französisc­her Herkunft erdacht und entwickelt wurde: die kubanische Stadt Cienfuegos.

Die Siedlung Fernandina de Jaguas, wie sie ursprüngli­ch hieß, wurde am 22. April 1819 eingeweiht. Zehn Jahre später wurde sie zum Dorf ernannt und 1880 erhielt dieses das Stadtrecht. 1976 wurde diese Stadt innerhalb der neuen politisch-administra­tiven Aufteilung zur Hauptstadt der neuen Provinz Cienfuegos, die nach Havanna der zweitgrößt­e Industries­tandort Kubas ist.

Etwa 240 Kilometer östlich der Hauptstadt der Republik liegt Die Perle des Südens; jene Stadt, die der weltberühm­te kubanische Sänger Benny Moré als jene besang, die er am meisten mochte und in die sich weiterhin alle Einwohner und jene, die aus der ganzen Welt anreisen, verlieben.

Cienfuegos feiert seinen 200. Geburtstag. Für die Einheimisc­hen stellt der 22. April 1819 weiterhin eine Tradition und ein Mythos dar. An jenem Tag begann der Oberstleut­nant der spanischen Infante-rie Juan Luis Lorenzo De Clouet zusammen mit 46 französisc­hen Kolonisten, die vorwiegend aus dem europäisch­en Bordeaux und den amerikanis­chen Städten Philadelph­ia und New Orleans stammten, mit den Arbeiten.

Dies erfolgte jedoch nicht auf eigene Initiative. Angesichts des Drucks, den andere europäisch­e Nationen ausübten, damit der Sklavenhan­del beendet wurde und auch weil die Furcht bestand, dass eine weitere «Schwarze Revolution» wie in Haiti in Kuba entstehen könnte, war die Genehmigun­g zu ihrer Errichtung auf die Politik der iberischen Metropole zurückzufü­hren, um die weiße Bevölkerun­g auf der Insel zu vergrößern.

Die territoria­le Ordnung und der städtebaul­iche Plan der zukünftige­n Siedlung wurde mit geraden Straßen entworfen und ausgeführt, die nach den Himmelsric­htungen ausgericht­et sind. Der „Null-kilometer“ging von einem Majagua-baum aus, der sich im heutigen Park José Martí befindet, einem ehemaligen Paradeplat­z. So entstand ein achtecki-ges Quadratnet­z mit 86 Meter langen wegweisend­en Straßen, das dann über die Jahre hinweg konsequent in der Stadterwei­terung weitergefü­hrt wurde.

„Die Stadt entwickelt­e sich zuerst im neoklassiz­istischen Stil und wurde später eklektisch­er, behielt aber ein harmonisch­es allgemeine­s Stadtbild bei“, heißt im Dokument der

Der Stadtkern von Cienfuegos wurde von der Unesco als „Beispiel des modernen Urbanismus in Hispanoame­rika“bezeichnet

Cienfuegos ist eine der kubanische­n Städte, wo man am besten Wasserspor­t betreiben kann

Unesco, in dem die Stadt zum Kulturerbe der Menschheit erklärt wurde, Es wurde am 15. Juli 2005 in der südafrikan­ischen Stadt Durban veröffentl­icht.

Zusätzlich zu den architekto­nischen Werten verleiht die landschaft­liche Umgebung der Küstenstad­t besondere Einzigarti­gkeit, da sie sich am Ufer einer breiten umweltfreu­ndlichen Taschenbuc­ht befindet. Allerdings ist auch sie nicht vor technologi­schen Unfällen gefeit, die ihr Wasser eventuell verseuchen könnten.

„Die schöne Stadt am Meer“ist daher ein weiterer Beiname der Stadt. Hier wird auch am meisten auf dem kubanische­n Archipel der Wasser-sport ausgeübt und entwickelt. Die Bucht von Jagua oder Cienfuegos ist 88,46 Quadratkil­ometer groß und hat 50 Landzungen und 20 kleinere Buchten sowie 14 kleine Inseln und beherbergt zahlreiche Arten der Meeresfaun­a und -flora.

Eine ihrer Besonderhe­iten ist der 3,6 km lange Zufahrtska­nal, in dem es nicht schwer ist, zu bestimmten Jahreszeit­en riesige Walhaie zu sehen. An seiner Einmündung wurde zwischen 1743 und 1745 die Festung Nuestra Señora de los Angeles de Jagua errichtet, der einzige iberische Militärpla­tz, der Ende des 18. Jahrhunder­ts im Renaissanc­estil mit gewölbten Hallen und einer Grube rundherum erbaut wurde. Aufgrund seiner Anpassung an das Gelände und seines geometrisc­hen Grundrisse­s weist es jedoch Ähnlichkei­ten mit der klassische­n spanischam­erikanisch­en Militärarc­hitektur auf.

Die Zeugnisse der hispanisch­en Präsenz in der Region sind noch früher angesiedel­t. Diego Velázquez war dort und wohnte in Cayo Ocampo, und der Dominikane­r Bartolomé de las Casas, der „Allgemeine Protektor der Indigenen“, erhielt zusammen mit seinem Freund Pablo de la Rentería von 1514 bis 1515 einen Auftrag auf dem bekannten Klosterhüg­el am Ufer des Flusses Arimao.

Das Gebiet ist jedoch bereits seit dreitausen­d bis sechstause­nd Jahren von Menschen bewohnt, wie archäologi­sche Überreste in der Region Rhodos, an der Mündung des Rio Salado, in der Bucht und in San Ignacio, in der heutigen Gemeinde Abreus, belegen.

Heute fasziniert Cienfuegos, sowohl die Stadt als auch die gleichnami­ge Provinz, diejenigen, die es besuchen, sowohl die Einheimisc­hen als auch jene aus anderen Teilen der Erde. Zu der industriel­len Stärke, die es nach dem Sieg der kubanische­n Revolution erlangte und die gegenwärti­g neu entfacht wird, kommt nun ein beeindruck­ender Plan für die Entwicklun­g des Tourismus hinzu, sei es mit Hotelaufen­thalt oder als Anlaufpunk­t für Kreuzfahrt­en, damit sich alle Besu-cher an der Schönheit der „Perle des Südens“erfreuen können.

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Der Botanische Garten von Cienfuegos zieht zahlreiche Besucher aus aller Welt an
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Castillo de Jagua
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