Namen haben ihren Platz
Molen-Titel verhindern das Verdrängen
Eines hat die Diskussion um die Namen der Molen und Schwimmbrücken im Kieler Marinestützpunkt schon einmal bewirkt: Die militärische Vergangenheit der Marinestadt Kiel ist weiter Gesprächsthema. Nach der Aufarbeitung des Matrosenaufstandes dient diese neue Diskussion dazu, die Rolle der Admirale Tirpitz und Scheer beim Aufbau und Einsatz der Hochseeflotte des deutschen Kaiserreichs zu thematisieren. Namen wie Tirpitz und Scheer sind selbst vielen jungen Marinesoldaten nur als Adressen im Navigationsgerät ein Begriff. Das muss sich ändern.
Tirpitz und Scheer waren gemessen an den Wertevorstellungen der heutigen Streitkräfte rücksichtslose Militärführer, denen eine freiheitliche und demokratische Grundordnung fremd war. Es waren treue Anhänger des Kaisers, für die die Erfüllung des militärischen Auftrags an oberster Stelle stand. Schiffsbesatzungen waren dabei Verbrauchsmaterial. Darin haben sie sich nicht von ihren Gegnern auf See unterschieden. Scheer und Tirpitz sind für ihre militärischen Leistungen im Ausland geachtet.
Deshalb ist die Diskussion um die MolenNamen im Marinestützpunkt wichtig. Die bloße Löschung wäre aber kein Signal der Aufarbeitung, nur der Verdrängung. Tirpitz und Scheer stehen genauso für die deutsche Marinegeschichte wie Fletcher, Oskar Kusch oder auch die meuternden Soldaten von 1918. Die Marine wäre gut beraten, bei einer neuen Benennung die Geschehnisse von einst einzuordnen und so eine Brücke zwischen den Generationen zu bauen.