Nach Angriff: Polizisten leiden noch immer
Hilfsfonds unterstützt verletzte Beamten
NEUMÜNSTER. Was wie eine normale Streifenfahrt begann, endete für zwei Polizisten in Neumünster extrem schmerzhaft und mit monatelanger Krankschreibung. Als sie einen Streit auf dem Busbahnhof schlichten wollten, wurden sie angegriffen und verletzt. Jetzt bekamen die Beamten einen Urlaub mit ihren Familien spendiert.
Am 19. Oktober 2019 waren Polizeihauptmeisterin Anja U. (42) und Polizeikommissar Felix K. (33) in ihrem Streifenwagen an einer Fahndung beteiligt, weil es auf dem Postparkplatz eine Schlägerei gegeben hatte. „Am Busbahnhof sahen wir einen Streit zwischen einem jungen Mann und einer jungen Frau. Wir stiegen aus und wollten die Situation beruhigen. Es war offensichtlich ein Beziehungsstreit. Als der
Mann die Frau zu schlagen drohte, stellte ich mich dazwischen“, sagt Felix K.
Ohne jede Vorwarnung schlug der 17-Jährige dem Polizisten die Faust ins Gesicht. Beide Männer gingen zu Boden, der Schläger landete auf dem Beamten, es kam zur Rangelei. Anja U. eilte zur Hilfe und hatte große Mühe, den aggressiven Mann von ihrem Kollegen herunterzuziehen.
Der Angreifer leistete weiter erheblichen Widerstand, schlug um sich, war extrem aggressiv. Wegen der laufenden Großfahndung war zwar schnell Verstärkung am ZOB, aber sieben oder acht Polizisten waren nötig, um den rasenden Mann zu Boden zu bringen. „Der stand unter Drogen und war ohne jedes Schmerzempfinden“, sagte Anja U.
Kommissar K. hatte einen gebrochenen Finger, Hauptmeisterin U. mehrere Bänderrisse in der linken Hand. Beide mussten im Krankenhaus behandelt werden. Sie war zwei Monate dienstunfähig, er sogar mehr als drei Monate. Beide haben auch fast fünf Monate danach immer noch Beschwerden. Felix K.: „Mich hat das lange beschäftigt, weil der Angriff so völlig unvermittelt kam. Diese Brutalität kannte ich noch nicht.“
Das kann kein Ersatz oder eine Wiedergutmachung für die Schmerzen sein. Klaus Schlie (CDU), Landtagspräsident
Gestern besuchte Landtagspräsident Klaus Schlie (CDU) die beiden Polizisten auf dem Revier. Er kam als Vorsitzender des „Hilfs- und Unterstützungsfonds für Polizeibeschäftigte und deren Familien in Not“und überreichte ihnen je einen Gutschein für einen einwöchigen Urlaub mit ihren Familien in Bayern. Das Geld dafür kommt aus Spenden.
„Das kann kein Ersatz oder eine Wiedergutmachung für die Schmerzen sein, aber es ist ein wichtiges Zeichen gesellschaftlicher Solidarität“, sagte der Landtagspräsident. Man wolle zeigen, dass die Masse der Bevölkerung hinter der Polizei stehe. Der Respekt vor Autoritäten müsse wieder wachsen, und das sollte nach Ansicht von Klaus Schlie bereits bei der Erziehung in der Familie anfangen.
Für Anja U. war der Angriff
bereits der vierte Fall von Widerstand in einem Monat. Der Angreifer war vielen ihrer Kollegen bereits gut bekannt. Er wurde nach den üblichen polizeilichen Maßnahmen wieder entlassen und fiel noch am selben Abend erneut unangenehm auf.