Kein Platz für Glücksspiel
Handball-Bundesliga: THW Kiel siegt mit 29:26 bei GWD Minden – Frühes Rot gegen Pekeler
LÜBBECKE. Es war ein hartes Stück Arbeit, aber der THW Kiel hat seinen Vorsprung an der Spitze der Handball-Bundesliga am Mittwochabend gegenüber der SG FlensburgHandewitt verteidigt. Das 29:26 (16:17) bei GWD Minden war für Kreisläufer Hendrik Pekeler aufgrund einer Roten Karte bereits nach einer Viertelstunde beendet.
Auf den „Super Tuesday“im Vorwahlkampf der Demokraten in den USA folgt der „Westfälische Wednesday“für den THW Kiel in der HandballBundesliga. Seit Jahresbeginn lädt GWD Minden in die Merkur Arena des Zweitligisten TuS N-Lübbecke, musste aus brandschutzrechtlichen Gründen aus der demnächst abgerissenen Kampa-Halle in die rund 1000 Zuschauer weniger fassende Spielstätte des ostwestfälischen Erzrivalen umziehen. Grün-Weiß in Lübbecke, das passt nach dem Empfinden der GWD-Fans natürlich gar nicht. Und so ist auch ein wenig Folklore vor den 2657 dabei, wenn der Hallensprecher die Fans in der „Kreissporthalle“begrüßt, um in der Stadt des Spielautomaten-Giganten Gauselmann den Namen des TuS-Hauptsponsors (Merkur) nicht in den Mund zu nehmen.
GWD setzt eben voll auf Kaffeefilter made in Minden, hat auf dem ungeliebten Terrain bereits zweimal gewonnen. Bei den Zebras hat Glücksspiel an diesem ungewohnten Mittwochabend auch keinen Platz in der Dramaturgie. Mit einem Sieg soll der Vorsprung auf die SG Flensburg-Handewitt an der Tabellenspitze behauptet werden. Allerdings ohne Keeper Dario Quenstedt, der das
Bett hütet und von Reserve-Schlussmann Fynn Malte Schröder vertreten wird.
Kiels Nummer eins Niklas Landin ist heiß, hatte seinerseits zuletzt krank passen müssen, hatte sich diese erste Halbzeit allerdings anders vorgestellt. Defensiv harmoniert es nicht bei den Gästen, die hinten Steffen Weinhold und Patrick Wiencek einwechseln, vorne im Rückraum mit Miha Zarabec, Domagoj Duvnjak und Harald Reinkind agieren. Allerdings im Positionsangriff verkrampft gegen den Mindener Verbund mit Magnus Gullerud und Miljan Pusica. Besonders Domagoj Duvnjak und Harald Reinkind fehlt das Glück im Abschluss – Minden führt mit 9:6 (13.).
THW-Trainer Filip Jicha bringt Nikola Bilyk und Weinhold in der Offensive, doch seine Mannschaft wirkt erschlagen vom schnellen Umschaltspiel der Mindener nach Gegentoren oder technischen Fehlern der Kieler. In der 15.
Minute dann der nächste Rückschlag: Hendrik Pekeler quittiert seine zweite Zeitstrafe scheinbar mit Protest und kassiert die dritte gleich hinterher – Rot! „Ich bin damit nicht einverstanden“, sagt der Nationalspieler später.
Der THW spielt vier Minuten in Unterzahl, gewinnt diese Phase mit 2:0. Das Spiel ist beim 12:12 (22.) ausgeglichen. Aber auch die Kieler 3:2:1-Deckung greift nicht, immer wieder setzt GWD über Kreis und Außen Nadelstiche, kassiert Espen Christensen im Tor wichtige Bälle ein. Und nicht nur die Amerikaner haben einen Rambo, auch der Tabellen-15. – der Norweger Christoffer Rambo trifft bis zur Pause fünfmal.
Aber Rune Dahmke eben auch. Und der Kieler Linksaußen setzt mit einem bärenstarken Gegenstoß zum 16:17 aus Kieler Sicht mit dem Halbzeitpfiff das Fanal zum Angriff auf die zwei Punkte. Ein Angriff, der nach Wiederanpfiff durch 17 gegentorlose Kieler Minuten vom 16:18 (32.) bis zum 24:18 (49.) gekrönt wird. Mindens Motor gerät ins Stottern, während beim THW Kiel Steffen Weinhold unermüdlicher Rückraum-Antreiber, Domagoj Duvnjak Zerstörer in der jetzt wirkungsvollen Offensivdeckung ist. Bei GWD lassen Kraft und Konzentration nach, klaffen hinten Lücken. Niklas Landin erledigt den Rest, beim 27:20 (53.) ist alles entschieden. Rune Dahmke bilanziert: „Das Beste heute war, dass wir ruhig geblieben sind.“
Filip Jicha, THWTrainer: Ich habe den Jungs in der Halbzeit gesagt: ,Wir haben schlechte 30 Minuten gespielt und liegen nur mit einem Tor hinten. Stellt Euch vor, was noch alles möglich ist!’ Das haben sie dann in der zweiten Halbzeit gezeigt. Ich bin sehr zufrieden, denn meine Spieler haben hier alles gelassen.
Frank Carstens, GWDTrainer: Die erste Halbzeit war defensiv das Beste, was wir können. Dadurch sind wir zu unseren Kontertoren gekommen. Aber uns war auch klar, dass es eng werden würde. Und der THW hatte am Ende einfach mehr Munition zum Nachladen. Als dann die Köpfe runtergingen, haben wir den einen oder anderen Fehler zu viel gemacht, forciert durch die Kieler 3:2:1.
Frank von Behren, GWD-Geschäftsführer: Die Mannschaft hat viel investiert, Rambo oder Staar haben ein tolles Spiel gemacht. Man hat gesehen, was dieses Team leisten kann, was es für einen Spaß hat. Nach der Pause hat uns Kiel dann allerdings die Grenzen aufgezeigt. Aber die Standing Ovations nach dem Abpfiff haben gezeigt, dass die Zuschauer zufrieden waren. Man muss auch ganz ehrlich sagen, dass uns im Vergleich zum THW eben ein bisschen Qualität fehlt.