„Strauß hat mich wachgeküsst“
Wer den Namen Francis Fulton-Smith hört, denkt an Dr. Kleist. In der Science-Fiction-Serie „Spides“darf er sogar Außerirdische jagen
Herr Fulton-Smith, sind Sie selbst Fan der teils krassen Mischung aus Horror und ScienceFiction von „Spides“, wo Menschen als Wirte insektenartiger Aliens gehalten werden? Natürlich. Ich bin Teil einer Generation, die mit Filmen wie „Alien“oder „Blade Runner“und „Star Trek“aufgewachsen ist. Also sofern die Geschichte stark erzählt wird, bin ich ein großer Fan. Außerdem versuche ich, immer Dinge zu machen, die ich mir auch privat ansehen würde.
Trotzdem fragt man sich, was der Darsteller von Dr. Kleist wohl dachte, als man ihm das angeboten hat .
(Lacht) Toll, dachte er. Zum einen, weil ich ständig auf der Suche nach diametralen Rollen bin. Zum anderen, weil ich seit vielen Jahren mit dem Regisseur Rainer Matsutani befreundet bin und wir schon immer gemeinsam etwas outside the box machen wollten, wie man im Neudeutschen so schön sagt.
Was kennzeichnet aus Ihrer Sicht denn dieses Genre? „Spides“spielt in einer Art futuristischen Gegenwart, in einer wissenschaftlich denkbaren, zurzeit jedoch unwahrscheinlichen Zukunft, mit möglichst hinterhältigen Feinden der Zivilisation, die uns im Idealfall auch noch etwas über unsere eigene Gesellschaft zu sagen hat. Sonst wäre es selbstreferenziell. Das fände ich schade.
Ist so eine Serie ein Stück des Wegs, sich von Rollenklischees wie dem des Dr. Kleist zu emanzipieren?
Das ist sogar ein bewusster Prozess – allerdings ohne die Erfolge von Dr. Kleist kleinzureden. Den müssen Sie ja auch erst mal glaubhaft schreiben, spielen, drehen. Trotzdem muss es dort im Gegensatz zu „Spides“immer sonnig sein. Das war Teil des Auftrags, den wir seit 17 Jahren erfolgreich
in mittlerweile 20 Ländern ausführen. Dennoch sehe ich „Spides“als Chance, sich hier mal in einer Geschichte auszutoben, die es aus Deutschland noch nicht gab.
Ihr schauspielerisches Talent durften Sie ja bereits wider aller Erwartungen als Franz Josef Strauß und Hermann Göring unter Beweis stellen. Nimmt man Sie seither ernster in der Branche?
Fakt ist, dass ich dieses Jahr mein 30. Bühnenjubiläum habe und seither an die 150 Rollen gespielt habe. Dass ich bis zur „Spiegel“-Affäre oft auf ein paar wenige davon reduziert wurde, folgt den Gesetzen der Branche. Dennoch war er schon eine echte Zäsur; Strauß hat mich gewissermaßen wachgeküsst und Türen geöffnet wie diese hier, ins internationale Serienfernsehen.
Gleichwohl sind Sie auch in „Spides“der familienaffine Machertyp. Werden Sie deshalb oft als solcher besetzt, weil Sie das auch privat sind?
Ich glaube nicht, dass unsere Branche so oberflächlich ist. Einzelne vielleicht. Ich habe mich als Künstler immer auch als Wanderer zwischen den Welten gesehen. Ich male Bilder und habe zum Beispiel eine eigene Produktionsfirma. Ich mache Kampfsport,
koche leidenschaftlich und gehe gerne fischen. Darüber hinaus verbringe ich so viel Zeit wie möglich mit meinen Kindern.
Wie wäre es für Sie als DeutschEngländer, der beide Kulturkreise Heimat nennen darf, mal mit einem Format über den Brexit? Darüber habe ich ein Buch geschrieben, „Loving se Germans“, das sich auf humoristische Weise mit meinen Wurzeln in beiden Kulturkreisen während des Brexits beschäftigt. Man wird sehen, ob der EU-Austritt zu einer neuen Phase europäischer, reaktionärer, nationalistischer Spaltung in ganz Europa führt. Das wäre tragisch. Vielleicht sollte man eine Komödie über den Brexit im Stil von „The Producers“machen und in Thüringen ansiedeln.