Auf Umwegen zum Traumberuf
Meike Becker kam 2017 als Lehrerin an die Grundschule Holtenau – seit Februar ist sie offiziell Rektorin
HOLTENAU. Meike Becker ist ein Energiebündel voller Ideen. Kein Wunder, schließlich ist sie gelernte Damenschneiderin und wollte einst als Modedesignerin raus in die schillernde Welt von Joop, Lagerfeld und Co. Doch letztlich ist ihr Traumberuf ein ganz anderer geworden: Lehrerin an einer Grundschule. Seit Februar dieses Jahres ist sie nun auch Schulleiterin an der Grundschule Holtenau – und sagt über ihren Weg: „Ich würde alles wieder genauso machen.“
„Grundschulkinder auf den Weg zu bringen, ist mein Traumjob“, sagt die 49-Jährige, die in Holtenau aufgewachsen ist. Doch um das zu erkennen, bedurfte es einiger Umwege. Nach dem Abi an der heutigen Ricarda-HuchSchule lernte sie drei Jahre lang Damenschneiderin in Altenholz – mit dem Ziel, in Mönchengladbach Modedesign zu studieren. Ihr damaliger Kunstlehrer hatte sie darin bestärkt, ihre Kreativität zu nutzen. Tatsächlich klappte es mit dem Studienplatz in Nordrhein-Westfalen.
„Ich habe den Norden total vermisst.“Nach zwei Jahren in Mönchengladbach machte sich bei Meike Becker das Heimweh bemerkbar. Sie telefonierte viel mit Freunden in der Heimat. Die meinten: „Komm doch zurück und studiere auf Lehramt. Du weißt doch sowieso alles besser.“Meike Becker ging in sich. Die Branche, in der die meisten „drei Stunden früher aufstehen, um sich zu schminken und zu stylen“, war eh nichts für sie. Zudem „hätte ich wahrscheinlich irgendwann ein Fließband in Tunesien überwacht“, sagt sie heute. Da erschien ihr ein Kunststudium in Kiel bedeutend reizvoller. Tatsächlich wurde daraus ein Lehramtsstudium mit den Unterrichtsfächern Mathe, Sachkunde und Religion.
Mit 28 Jahren trat sie dann ihr
Referendariat in Pinneberg an. Gleich im Anschluss 2001 fand sie eine Stelle in der Grundund Gemeinschaftsschule Einfeld. 16 Jahre lang pendelte sie zwischen Kiel und Neumünster. Immer wieder bewarb sie sich auf eine Stelle in der Grundschule Holtenau. „Ich glaube, ich habe acht Anträge geschrieben.“Zum neuen
Schuljahr 2017 klappte es endlich. Sie fing unter ihrer Vorgängerin Andrea Gemmer, in deren Haushalt sie als Jugendliche oft als Babysitterin war, als Lehrerin für alle Fächer außer Deutsch an. Knapp zwei Jahre später wurde sie zur stellvertretenden Schulleiterin ernannt. Mit dem Ausscheiden von Andrea Gemmer übernahm sie zum Schuljahr 2019 die kommissarische Leitung der Grundschule.
Bei der ersten Ausschreibung für die Schulleitung bewarb sie sich nicht. „Ich dachte, das wäre eine Nummer zu groß.“Als aber keiner gefunden wurde und es zu einer zweiten Ausschreibung kam, stellte sie sich der Herausforderung. „Man weiß erst, dass man es kann, wenn man es gemacht hat“, ist sie froh über ihren Schritt. „Denn jetzt kann ich etwas bewirken.“Bei dem Sprung ins kalte Wasser habe sie viel Rückhalt von den Kollegen, Eltern und den anderen Schulleitern aus Friedrichsort und Schilksee bekommen.
Ich möchte eine Schule zum Wohlfühlen, auf die alle Lust haben. Meike Becker, Rektorin der Grundschule Holtenau
Seit Februar dieses Jahres kann sie nun an ihren vielen neuen Ideen arbeiten. Im Vordergrund stehen dabei das gute Schulklima und das Thema Glück. „Ich möchte eine Schule zum Wohlfühlen, auf die alle Lust haben.“Das schließt für sie Kinder, Eltern und Kollegen ein. Außerdem möchte sie die bestehende gute Vernetzung mit Kitas und Kirche im Stadtteil vorantreiben und auch die Senioren miteinbeziehen. Erst kürzlich sei sie mit Schülern in der neuen Demenz-WG im Kurt-EngertHaus gewesen. Solche Begegnungen von Alt und Jung möchte sie ausbauen. Im nächsten Jahr steht dann noch das Thema Nachhaltigkeit auf ihrer Agenda.Wichtig sei ihr aber immer gemeinsam mit den Eltern, die Kinder auf einen guten Weg zu bringen. „Holtenau ist ein Stadtteil, wo so etwas gelingen kann.“