Theater Augenblicke: Drama der Königinnen
KIEL. Der Stoff hat es Regisseurin Charlotte Menzer vom Theater Augenblicke nachhaltig angetan. „Ich habe schon vor zwei bis drei Jahren begonnen, mich mit Schillers „Maria Stuart“zu beschäftigen“, sagt sie. „Dabei habe ich versucht, mich nicht davon beeindrucken zu lassen, dass es ein so schwergewichtiger Klassiker ist.“Die Regisseurin will bei ihrer Inszenierung, die am Sonntag Premiere im DelaMöbelhaus hat, nicht einfach ein historisches Drama erzählen; sie sucht nach der Relevanz des Stoffes für die heutige Zeit.
Schillers „Trauerspiel“um die beiden Königinnen Elisabeth von England und die Schottin Maria Stuart, die für Maria auf dem Schafott endet, ist eine Geschichte um Macht und Intrigen. „Schiller erzählt historisch sehr genau und bildhaft, die Figuren sind gut ausgeformt, das macht das Inszenieren leichter“, so Charlotte Menzer, die auch schon selbst auf der Bühne des Theaters Augenblicke gestanden hat: „Darum kann ich mich ganz gut in meine Schauspieler hineinversetzen. Es ist ein Vorteil zu wissen, was sie vielleicht gerade brauchen, um mit ihrer Rolle weiterzukommen.“
Charlotte Menzer hat das Augenmerk bei ihrer Inszenierung auf die im Drama verhandelten Themen Spionage, gesellschaftliche und persönliche Zwänge und besonders auch auf den Bereich „Macht durch Wissen“gesetzt. Dinge, die immer noch Gültigkeit besäßen. „Man muss sich nur die Fake News von Donald Trump ansehen oder an die Bedeutung von sozialen Netzwerken denken“, sagt sie. „Die heutige digitale Welt ist sehr facettenreich, das macht es vielleicht sogar noch einfacher, Menschen zu manipulieren.“
Der digitale Raum taucht in der Inszenierung von Charlotte Menzer denn auch als zusätzliche Figur auf der Bühne auf. „Sie hat keinen Text, sondern existiert nur als abstraktes Wesen, das die Menschen in die eine oder andere Richtung lenkt“, so Menzer. Der Schiller’sche Originaltext wurde von der Regisseurin um etwa die Hälfte gekürzt, etliche Nebenfiguren gestrichen. Einige Originalzitate von Maria und Elisabeth hat Menzer dagegen eingefügt. Über die beiden schillernden Frauenfiguren sagt sie, dass beide ihre positiven und negativen Aspekte hätten: „Es gibt nicht nur das Gute und das Böse, die grausame Elisabeth und die verfolgte Maria. Jede hat auch aus ihren jeweiligen Zwängen heraus gehandelt.“