Spuren von Menschen und Booten
Viel Futter zum Nachdenken: Fotokunst von Marie-Luise Liebe im Bunker D
KIEL. Ihre Fotoarbeiten sind unprätentiös und schlicht und vielleicht gerade deshalb so berührend. Der Mensch zwischen Krieg und Frieden ist ein zentrales Thema im Werk von Marie-Luise Liebe – ihre Ausstellung mit Fotografien, Installationen und Objekten im Bunker-D der Fachhochschule Kiel daher unbedingt aktuell. „Interesting times?“nennt sie die schlüssig komponierte Schau, die dem Betrachter allerhand Futter zum Nachdenken bietet.
Spuren verschiedenster Fußabdrücke sind auf der Treppe zur Bunker-Galerie ausgelegt: Große und kleine Füße sieht man da, nackte Sohlen auf hellem Sand, Schuhabdrücke auf nassem Asphalt oder brauner Erde. „Wir leben in einem Zeitalter der Migration“, so die Kielerin, die diese „Spuren“seit 2007 mit ihrer Kamera sammelt – einfacher und eindrucksvoller kann man auf die Ströme Geflüchteter kaum hinweisen. Das Ei mit dem Aufdruck „Frieden“, übersetzt in 14 Sprachen und in schützende Kinderhände gelegt, steht im Mittelpunkt einer mehrteiligen Werkgruppe. „Das Ei trägt das Leben in sich. Es bedeutet Hoffnung und Zukunft“, so die Zahnmedizinerin im Ruhestand, die mit ihren Arbeiten seit Jahren auf Ausstellungen vertreten ist. „Und es ist zerbrechlich wie der Frieden.“
Marie-Luise Liebe ist als
Künstlerin Autodidaktin. Ihre Arbeiten sind engagiert, nie banal und manchmal sehr poetisch. Ein Bootsfriedhof in Sizilien liefert die Motive einer Werkgruppe aus spontan aufgenommenen Fotos, digitalen Collagen und einer Installation. Zerstört und windschief liegen die verrosteten Wracks unter knallblauem Himmel – Zeugnisse des Verfalls, die von längst vergangenen Fahrten künden. Die meisten Boote sind afrikanischer Herkunft, aufgegeben, abgetrieben und von der italienischen Küstenwache an Land gezogen. Ihre arabischen Namen bedeuten „Allah sei Dank“oder „Gute Fahrt“, die Künstlerin hat sie übersetzen lassen. In Collagen gibt sie jenen, die glaubten, mit den Schiffen in eine bessere Zukunft aufzubrechen, geisterhafte Gestalt. Zusammengekauert als vielköpfige Schar oder hoffnungsfroh das Boot verlassend, sieht man sie als blassgraue Schemen auf den rostbunten Schiffswracks, darüber ein handschriftlich verfasster, arabischer Text, der sich wie ein zarter Schleier über die Szene legt. Auch den zahllosen unbekannten Toten des Meeres hat Marie-Luise Liebe eine Arbeit gewidmet. Der Titel ist so schlicht, wie die dazugehörigen eng bedruckten Fahnenbanner: „N.N.“