Endlich Zeit für Katzenvideos
Böhmermann kündigt Pause und Studienreise nach Nordkorea an
Berlin Was macht ein Satiriker, der Abstand gewinnen will von der Aufregung, die er ausgelöst hat? Erst mal Pause. Und wo? Jan Böhmermann hat seine Wahl getroffen: Nordkorea – um sich „die Sache mit der Presse- und Kunstfreiheit noch mal genau erklären“zu lassen – und den Jakobsweg. Letzteres mit dem Segway und zwecks Selbstfindung … Böhmermann bleibt auch unter Anspannung Satiriker. Er verkündete am Wochenende eine Auszeit im Fernsehen und kann dieser Pause auch gleich etwas volkspädagogisch Wertvolles abgewinnen: Öffentlichkeit und Internet sollten sich „mal wieder auf die wirklich wichtigen Dinge wie die Flüchtlingskrise, Katzenvideos oder das Liebesleben von Sophia Thomalla konzentrieren“, schrieb der Satiriker auf bekannt ironische Weise bei Facebook. Das ZDF bestätigte kurz darauf eine vierwöchige Produktionspause seines Moderators – bis zum 12. Mai. „Das ZDF respektiert diese Entscheidung“, hieß es in einem knappen Statement. Auch im Radio wird Böhmermann in den kommenden Wochen nicht zu hören sein.
Der Streit um sein Schmähgedicht auf den türkischen Präsidenten Erdogan dürfte dagegen so schnell nicht ruhiger werden. Jetzt wird sich die Justiz damit befassen. Ein kurzer Prozess wird das sicher nicht. Erdogans Anwalt Michael von Sprenger (lesen Sie ein Porträt auf Seite 2) kündigte an, er wolle es „durchstreiten, bis ich obsiege“. Das ZDF sicherte Böhmermann zu: „Wir gehen mit ihm durch alle Instanzen.“Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte die deutsche Justiz am Freitag ermächtigt, gegen den 35-Jährigen zu ermitteln. Damit gab sie im Namen der Bundesregierung einem Antrag der Türkei statt. Zwei Umfragen ergaben, dass etwa zwei Drittel der Menschen in Deutschland diese Entscheidung für nicht richtig halten. »Politik