Steigt die Müllgebühr?
Nach mehreren Senkungen in Folge könnten die Müllgebühren wieder steigen. Wir erklären, warum und wer den Anstieg noch verhindern könnte. »Lokales
Derzeit liegen die Preise unter denen des Jahres 1992. Doch etwas hat sich geändert
Landkreis Augsburg Preise wie vor 25 Jahren – wer hätte die nicht gerne? Damals wurde noch in Mark bezahlt, und der Liter Diesel kostete an der Tankstelle in etwa die Hälfte seines heutigen Preises. Preise wie vor 25 Jahren – im Augsburger Land gibt es sie tatsächlich für alle. Nach fünf Gebührensenkungen in Folge verharren die Müllgebühren im Landkreis auf einem Stand, der unter dem des Jahres 1992 liegt. Jetzt aber zeichnet sich ab: Die Party könnte bald vorbei sein.
Ändern sich die Rahmenbedingungen nicht spürbar, werden die Müllgebühren ab 2018 wieder steigen müssen. Das bestätigte Günther Prestele gegenüber unserer Zeitung. Er ist Leiter des Abfallwirtschaftsbetriebes im Landkreis, der die im drittgrößten bayerischen Landkreis organisiert und dafür Gebühren bekommt. Weitere wichtige Einnahmequellen sind Zinsen und Erlöse für Wertstoffe wie Papier und Schrott.
Unterm Strich kalkuliert der landkreiseigene Betrieb schon in diesem Jahr mit jährlichen Kosten von gut 22 Millionen Euro. Die Einnahmen aber liegen nur bei rund 15 Millionen Euro. Macht etwa jeweils sieben Millionen Euro Miese in diesem und im nächsten Jahr. Sie werden die sogenannte Gebührenausgleichsrücklage auffressen, mit deren Hilfe die Gebühren 2016 und 2017 stabil gehalten werden.
Mit gut vier Millionen Euro soll es noch in das Jahr 2018 gehen – die reichen dann nicht mehr aus, um die Verluste auszugleichen. Logische Konsequenz wäre die Erhöhung der Müllgebühren. Insgesamt zahlen die Landkreisbürger gut zwölf Millionen Euro an Müllgebühren im Jahr. Derzeit. Diese Gebühren werden alle drei Jahre neue kalkuliert und beschlossen. Im kommenden Jahr geht es deshalb um den Zeitraum 2018/2019/2020. Die sich jetzt auftuenden Millionenlöcher waren zum Teil geplant. Der Abfallwirtschaftsbetrieb hatte Anfang des Jahrzehnts mit höheren Gebühren kalkuliert, als dann tatsächlich benötigt wurden. Grund für das unerwartete Plus war die gute wirtschaftliche Entwicklung der Augsburger Müllverbrennung, die damals gute Preise für Strom und Wärme erzielte. Eine der Folgen: Auf den Konten des landkreiseigenen Abfallwirtschaftsbetriebs türmten sich die Millionen, die nun bis einschließlich 2017 in Form niedriger Gebühren zurückMüllentsorgung gezahlt werden. Ebenfalls vorauszusehen war der Ausfall der Deponie in Hegnenbach als Einnahmenbringer. Sie ist inzwischen geschlossen und rekultiviert. Der Verkauf von Verfüll-Material sowie die Auflösung von Rücklagen brachten vergangenes Jahr ein letztes Mal Geld.
Unerwartet sind dagegen die Folgen der Zinspolitik der Europäischen Zentralbank. Weil es praktisch keine Zinsen mehr gibt, bringen die Rücklagen, die einst für den Unterhalt der Deponien in Hegnenbach und Gallenbach gebildet wurden, zu wenig ein.
Die heutige Zinssituation auf die kommenden 50 Jahre hochgerechnet würde bedeuten, dass die Gebührenzahler alleine für Hegnenbach in den kommenden Jahrzehnten noch einmal 75 Millionen Euro aufbringen müssten. Ob es so kommt, lasse sich natürlich nicht vorhersagen, so Prestele. Aber als vorsichtiger Kaufmann müsse er jetzt so kalkulieren.
Rechnung könnte für Gebührenzahler günstiger sein
Doch zurück zu den Müllgebühren ab 2018: Um wie viel müssen sie steigen? Laut Prestele kann das heute niemand sagen. Ein wichtiger Punkt ist die Entwicklung der Müllverbrennung in Lechhausen, für deren Dienste fast die Hälfte der Einnahmen des Abfallwirtschaftsbetriebs verwandt wird.
Weil sie nun zu 100 Prozent in kommunaler Hand ist, könnte die Rechnung in diesem Punkt für die Gebührenzahler wieder günstiger ausfallen. Aber ob es noch einmal zu Preisen wie vor einem Vierteljahrhundert reicht? »Aufgefallen