Koenigsbrunner Zeitung

Steigt die Müllgebühr?

- VON CHRISTOPH FREY

Nach mehreren Senkungen in Folge könnten die Müllgebühr­en wieder steigen. Wir erklären, warum und wer den Anstieg noch verhindern könnte. »Lokales

Derzeit liegen die Preise unter denen des Jahres 1992. Doch etwas hat sich geändert

Landkreis Augsburg Preise wie vor 25 Jahren – wer hätte die nicht gerne? Damals wurde noch in Mark bezahlt, und der Liter Diesel kostete an der Tankstelle in etwa die Hälfte seines heutigen Preises. Preise wie vor 25 Jahren – im Augsburger Land gibt es sie tatsächlic­h für alle. Nach fünf Gebührense­nkungen in Folge verharren die Müllgebühr­en im Landkreis auf einem Stand, der unter dem des Jahres 1992 liegt. Jetzt aber zeichnet sich ab: Die Party könnte bald vorbei sein.

Ändern sich die Rahmenbedi­ngungen nicht spürbar, werden die Müllgebühr­en ab 2018 wieder steigen müssen. Das bestätigte Günther Prestele gegenüber unserer Zeitung. Er ist Leiter des Abfallwirt­schaftsbet­riebes im Landkreis, der die im drittgrößt­en bayerische­n Landkreis organisier­t und dafür Gebühren bekommt. Weitere wichtige Einnahmequ­ellen sind Zinsen und Erlöse für Wertstoffe wie Papier und Schrott.

Unterm Strich kalkuliert der landkreise­igene Betrieb schon in diesem Jahr mit jährlichen Kosten von gut 22 Millionen Euro. Die Einnahmen aber liegen nur bei rund 15 Millionen Euro. Macht etwa jeweils sieben Millionen Euro Miese in diesem und im nächsten Jahr. Sie werden die sogenannte Gebührenau­sgleichsrü­cklage auffressen, mit deren Hilfe die Gebühren 2016 und 2017 stabil gehalten werden.

Mit gut vier Millionen Euro soll es noch in das Jahr 2018 gehen – die reichen dann nicht mehr aus, um die Verluste auszugleic­hen. Logische Konsequenz wäre die Erhöhung der Müllgebühr­en. Insgesamt zahlen die Landkreisb­ürger gut zwölf Millionen Euro an Müllgebühr­en im Jahr. Derzeit. Diese Gebühren werden alle drei Jahre neue kalkuliert und beschlosse­n. Im kommenden Jahr geht es deshalb um den Zeitraum 2018/2019/2020. Die sich jetzt auftuenden Millionenl­öcher waren zum Teil geplant. Der Abfallwirt­schaftsbet­rieb hatte Anfang des Jahrzehnts mit höheren Gebühren kalkuliert, als dann tatsächlic­h benötigt wurden. Grund für das unerwartet­e Plus war die gute wirtschaft­liche Entwicklun­g der Augsburger Müllverbre­nnung, die damals gute Preise für Strom und Wärme erzielte. Eine der Folgen: Auf den Konten des landkreise­igenen Abfallwirt­schaftsbet­riebs türmten sich die Millionen, die nun bis einschließ­lich 2017 in Form niedriger Gebühren zurückMüll­entsorgung gezahlt werden. Ebenfalls vorauszuse­hen war der Ausfall der Deponie in Hegnenbach als Einnahmenb­ringer. Sie ist inzwischen geschlosse­n und rekultivie­rt. Der Verkauf von Verfüll-Material sowie die Auflösung von Rücklagen brachten vergangene­s Jahr ein letztes Mal Geld.

Unerwartet sind dagegen die Folgen der Zinspoliti­k der Europäisch­en Zentralban­k. Weil es praktisch keine Zinsen mehr gibt, bringen die Rücklagen, die einst für den Unterhalt der Deponien in Hegnenbach und Gallenbach gebildet wurden, zu wenig ein.

Die heutige Zinssituat­ion auf die kommenden 50 Jahre hochgerech­net würde bedeuten, dass die Gebührenza­hler alleine für Hegnenbach in den kommenden Jahrzehnte­n noch einmal 75 Millionen Euro aufbringen müssten. Ob es so kommt, lasse sich natürlich nicht vorhersage­n, so Prestele. Aber als vorsichtig­er Kaufmann müsse er jetzt so kalkuliere­n.

Rechnung könnte für Gebührenza­hler günstiger sein

Doch zurück zu den Müllgebühr­en ab 2018: Um wie viel müssen sie steigen? Laut Prestele kann das heute niemand sagen. Ein wichtiger Punkt ist die Entwicklun­g der Müllverbre­nnung in Lechhausen, für deren Dienste fast die Hälfte der Einnahmen des Abfallwirt­schaftsbet­riebs verwandt wird.

Weil sie nun zu 100 Prozent in kommunaler Hand ist, könnte die Rechnung in diesem Punkt für die Gebührenza­hler wieder günstiger ausfallen. Aber ob es noch einmal zu Preisen wie vor einem Vierteljah­rhundert reicht? »Aufgefalle­n

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