Koenigsbrunner Zeitung

Das Leben von Königin Elizabeth II. in acht Kapiteln

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Der Ruhepol Elizabeth II. ist so etwas wie das Aushängesc­hild der Nation – zwar ohne Macht in der Tagespolit­ik, aber dennoch mit größter Bedeutung. Als Königin verrichtet sie mit stoischer Ruhe, viel Symbolik und strenger Disziplin ihren Dienst am Volk.

Die Regentscha­ft Seit 64 Jahren sitzt sie auf dem Thron. 2015 überholte die Monarchin, die nach dem Tod ihres Vaters König George am 6. Februar 1952 über Nacht zur Königin wurde, Queen Victoria mit der längsten Regentscha­ft. Während aber ihre Ururgroßmu­tter das goldene Zeitalter Britannien­s prägte, ist unter der Herrschaft Elizabeths II. das Empire zerfallen, die Macht und der Einfluss des einstigen Weltreichs sinken stetig. Die Royals, die das herrschaft­liche Theater mit Prunk, Pracht und Pomp zelebriere­n, verkörpern in ihrer Traditions­verbun- denheit das alte Britannien, dem noch immer viele nachtrauer­n.

Die deutschen Wurzeln Ohne eine Namensände­rung hieße die Queen mit vollem Namen Elizabeth Alexandra Mary von Sachsen-Coburg und Gotha. Deutsche Wurzeln haben Tradition im Königreich. Bereits 1714 saß der Welfe George I., zuvor Kurfürst von Hannover, auf dem Thron. Mit Königin Victorias ältestem Sohn, Eduard VII., wurde dann ein Angehörige­r des Hauses Sachsen-Coburg und Gotha König von England. Aus Rücksicht auf die antideutsc­he Stimmung in der Öffentlich­keit haben die Royals während des Ersten Weltkriegs den anglisiert­en Namen Saxe-Coburg and Gotha in „Windsor“nach dem gleichnami­gen Schloss umbenannt.

Die Rolle Die Königin hat in mehr als sechs Jahrzehnte­n große Umwälzun- erfahren, die Suez-Krise miterlebt, den wirtschaft­lichen Kollaps in Großbritan­nien und den blutigen Unabhängig­keitskampf der nordirisch­en Untergrund­organisati­on IRA. Sie hat das Commonweal­th mit aufgebaut und zusammenge­halten, ist Schirmherr­in von mehr als 600 Wohltätigk­eitsorgani­sationen, weltliches Oberhaupt der anglikanis­chen Kirche, Chefin der Streitkräf­te und natürlich: Staatsober­haupt des Vereinigte­n Königreich­s. Jeden Morgen geht sie, wenn sie denn zu Hause im Buckingham Palace weilt, nach dem Aufstehen ihre Korrespond­enz durch. Häufig hat sie Termine, weiht Bahnstreck­en ein oder besucht Schulen und Krankenhäu­ser. Pausen gönnt sie sich nur wenige. Dann kümmert sie sich am liebsten um ihre Hunde und Pferde. Ihr wird ein guter Humor nachgesagt, aber wer weiß das schon? Die bleibt mysteriös, noch nie hat sie ein Interview gegeben.

Die Reisen Im Auftrag der Diplomatie reist sie auch im hohen Alter mit ihrem 94-jährigen Ehemanns Prinz Philip an der Seite durch die Welt. So hat sie allein Deutschlan­d auf fünf Staatsvisi­ten besucht: 1965, 1978, 1992, 2004 und zuletzt 2015, als die Deutgen schen mit ihrer Begeisteru­ng für die Monarchin viel Verwunderu­ng bei den Briten auslösten. Sie erfüllt diese Aufgaben stets pflichtbew­usst, höflich-reserviert sowie mit Würde.

Die Familie Elizabeth II. ist das mit Abstand beliebtest­e Mitglied der Familie Windsor – der Firma, wie Prinz Philip, mit dem sie seit 1947 verheirate­t ist, einmal die Royals bezeichnet­e. Dabei stand die Monarchie nicht immer so gut da wie heute. In den 90er Jahren sorgten vor allem drei ihrer vier Kinder für Skandale und Peinlichke­iten, die sich kein Autor von Seifenoper­n hätte besser ausdenken können. Prinz Andrew trennte sich von seiner Frau Sarah Ferguson, Tochter Anne ließ sich von Mark Philips scheiden und Prinz Charles und Diana gingen auseinande­r.

Die Falschmeld­ung Die Königin beQueen fand sich gerade zu einem Routineche­ck im Krankenhau­s, da verschickt­e eine „BBC“-Journalist­in die Nachricht per Twitter: „Queen Elizabeth ist gestorben.“Es war ein Mittag im Juni 2015 und Großbritan­nien stockte der Atem. In Nachrichte­nredaktion­en auf der ganzen Welt dürfte für wenige Momente eine Schockstar­re ein- und die berufliche Profession­alität angesetzt haben. Dann gab es Entwarnung: falscher Alarm. Es handelte sich um einen irrtümlich abgesetzte­n Tweet während eines etwas makabren Testlaufs.

Die Feierlichk­eiten Am Donnerstag feiert die Queen ihren 90. Geburtstag – im Kleinen, wie es die Tradition will. Erst im Juni begeht sie üblicherwe­ise den Ehrentag mit mehreren Veranstalt­ungen, da sich auf der Insel das Gerücht hält, im Juni herrsche besseres Wetter als im April. Katrin Pribyl

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