Koenigsbrunner Zeitung

Guardiola bittet um Verzeihung

- VON ANTON SCHWANKHAR­T

Der Spanier ist über den müden Auftritt seiner Mannschaft beim 3:0 gegen Schalke „ein bisschen traurig“. Das zeigt, dass die Ansprüche dieses Mal bis zum Schluss hoch bleiben

München Pep Guardiola hat für alles, was mit seinem Ziel, sich mit dem Triple aus München zu verabschie­den, zusammenhä­ngt, eine klare Idee. Dazu gehört, seine Ansprüche an kreative Spielkunst herunterzu­fahren. Nichts ist für ihn schwerer. Aber er weiß, wie hart es ist, sich nach einem Champions-LeagueVier­telfinale wieder für die Liga zu motivieren. „Ich war ja selbst Fußballer“, betont er, als wisse das niemand.

Also ist er auch mit einer Serie von mageren 1:0-Ergebnisse­n noch „zufrieden, zufrieden, zufrieden“oder schwärmt vom zweitrangi­gen Mario Götze als „einem der besten Spieler, die er je getroffen hat.“Es muss also einiges schiefgela­ufen sein, wenn der 45-Jährige am Ende einer Partie mürrisch bilanziert, dass er nur „mit 35 Minuten zufrieden war“. Für den Rest müsse er sich bei den Bayern-Fans, die von weither kommen, entschuldi­gen. Guardiola: „Ich bin ein bisschen traurig über unsere Leistung.“

Das klingt, als sei der Rekordmeis­ter gerade vorgeführt worden. Tatsächlic­h hatte der FC Bayern mit einem 3:0 (0:0) über den FC Schalke einen Schritt in Richtung der vierten Meistersch­aft in Folge gemacht – nur wie eben. Es war die langweilig­ste erste Spielhälft­e, die Bayern München den wieder einmal 75000 Zuschauern in der Allianz-Arena geboten hatte. Das ansonsten gefeierte Kombinatio­nsspiel der Gastgeber schleppte sich fehlerhaft dahin. „Viel zu langsam“, monierte Philipp Lahm. Gemessen natürlich an exklusiven Münchner Ansprüchen, weshalb der Kapitän von „Meckern auf hohem Niveau sprach“.

Schalke verpasste dabei die seltene Gelegenhei­t, aus München etwas mitzunehme­n. Die Königsblau­en sind wieder einmal unter ihren Möglichkei­ten geblieben. Statt Konter zu Ende zu spielen, haben sie sich am 0:0-Pausenstan­d erfreut. „Unsere Spielidee ist aufgegange­n“, klopfte Trainer André Breitenrei­ter sich und seiner Truppe für die erste Halbzeit großherzig auf die Schultern. Danach schlittert­e Schalke in die Pleite und Bayern in den Erfolg. Erst beendete Robert Lewandowsk­i mit den Saisontref­fern 26 und 27 seine 390-minütige Torflaute, dann krönte Arturo Vidal seinen erneut starken Auftritt mit dem 3:0. Der Chilene, der schon die Münchner Führung per Kopfball vorbereite­t hatte, prägt seit Wochen das Bayernspie­l. Vidal pflügt durch die Mittelzone­n und stürzt sich inzwischen auch erfolgreic­h in fremde Strafräume. Trotzdem fällt das Trainerlob für den Fußball-Krieger schmal aus. Der Kämpfer Vidal ist kein Guardiola-Spieler. Also verpackt der Spanier noch eine Spitze in sein dünnes Lob. Vidal dürfe sich nicht darauf beschränke­n, nur am Saisonen- de zu zeigen, was in ihm steckt. Im Übrigen solle er auf dem Boden bleiben. Guardiola hat Vidals nächtliche Casinobesu­che nicht vergessen. Anderersei­ts ist der 28-Jährige Guardiolas Schlüssels­pieler, wenn es etwas werden soll. Der scheidende Trainer sitzt, wenn alles gut geht, noch zehnmal auf der Bayern-Bank.

Vidal entwickelt sich zum Schlüssels­pieler Am Dienstag, 20.30 Uhr, im Pokal gegen Bremen

Die Top Ten beginnen am Dienstag mit dem Halbfinale im DFB-Pokal (20.30 Uhr) gegen Werder. Die Bremer sind zwar noch abstiegsge­fährdet, haben ihre Opferrolle jedoch aufgegeben und Wolfsburg 3:2 besiegt. Das mühsame 3:0 gegen Schalke sei „eine Lektion für Bremen gewesen“, sagt Guardiola. „Wir müssen laufen, laufen, laufen.“Was er meint: Selbst der FC Bayern kann sich keinen Schongang leisten, will er gewinnen. In den vergangene­n beiden Spielzeite­n, in denen die Münchner die Meistersch­aft lange vor dem Saisonende sicher hatten, haben sie zum Schluss hin etliche unwürdige Ergebnisse eingefahre­n.

Das will Guardiola nicht mehr erleben. Anders als damals jedoch, als entweder Ribéry oder Robben oder beide verletzt waren, kann er jetzt gleich aus drei Flügel-Preziosen wählen. Costa, Coman oder der wieder aufgeblüht­e Ribéry – einer dieser Trümpfe sticht immer. Kommendes Wochenende könnte Pep Guardiola dem FC Bayern den ersten Baustein zum Triple sichern. Ein Sieg in Berlin, eine Dortmunder Niederlage in Stuttgart, und der FC Bayern wäre vorzeitig Meister. FC Bayern Neuer – Rafinha, Benatia (63. Kimmich), Alaba, Bernat – Ar. Vidal (78. Rode) – Coman, Lahm, Götze, Douglas Costa (68. F. Ribéry) – Lewandowsk­i FC Schalke 04 Fährmann – Riether, Neustädter, Matip – Caicara, Höjbjerg, Geis (69. Belhanda), Aogo – Sané, Huntelaar (69. Meyer), Choupo-Moting (82. Schöpf) – Tore 1:0 Lewandowsk­i (54.), 2:0 Lewandowsk­i (65.), 3:0 Vidal (73.) Zuschauer 75 000 (ausverkauf­t) SERIE A ITALIEN LIGUE 1 FRANKREICH

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Foto: Renate Feil, mis Ganz so schlimm war es nicht: Auch wenn Pep Guardiola das Spiel seiner Mannschaft nicht gefallen hat – am Ende stand doch ein 3:0-Sieg.

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