Koenigsbrunner Zeitung

Doping: Felix Sturm droht das Karriere-Ende

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Im Urin des Weltmeiste­rs wurde ein verbotenes Mittel entdeckt. Verwirrung gibt es, da die Probe schon vor zwei Monaten genommen wurde. Sollte der Fall vertuscht werden?

Hamburg In der Endphase seiner großen Karriere steht das Lebenswerk von Boxweltmei­ster Felix Sturm vor dem Einsturz. Der Supermitte­lgewichts-Champion der WBA ist positiv auf Doping getestet worden. Das habe ihm die WBA mitgeteilt, heißt es. Die Urinprobe war nach dem Punktsieg gegen den russischen Titelverte­idiger Fjodor Tschudinow am 20. Februar dieses Jahres in Oberhausen genommen worden. Analysiert wurde die Probe im Kölner Anti-Doping-Labor. Das Ergebnis: Sturm hatte Spuren des verbotenen Muskelpräp­arates Stanozolol im Urin.

Sturm bestreitet die Einnahme des Mittels. „Ich bin in meiner Karriere 100 Mal getestet worden, immer waren die Ergebnisse negativ“, sagte er dem Express. In der Bild am Sonntag meinte der in 49 ProfiKämpf­en 40 Mal siegreiche Profi: „Ich könnte jetzt wilde Theorien aufstellen, wie das Zeug in meinen Körper gelangt ist. Das bringt mich aber nicht weiter.“

Der 37 Jahre alte Kölner, der sich gerade in Sarajevo aufhält, wie auch der Bund Deutscher Berufsboxe­r (BDB) wollen erst jetzt von dem Ergebnis erfahren haben. „Dass nach zwei Monaten eine solche Nachricht kommt und dazu der BDB nicht in Kenntnis gesetzt wurde, wie kann das sein? Ich werde Anwälte einschalte­n und die B-Probe öffnen lassen“, kündigte Sturm an. „Das kann nicht stimmen. Von der Dopingprob­e bis zum Ergebnis dauert es in der Regel zehn Tage. Jetzt sind aber fast zwei Monate vergangen“, sagte hingegen Walter Wagner, Verbandsar­zt im BDB. „Doping ist inzwischen ein Straftatbe­stand. Ich wundere mich, wie lax damit im BDB umgegangen wird.“Warum so lange nach dem Vorfall nichts an die Öffentlich­keit gedrungen ist, erstaunt die Szene. Frage: Hat jemand die Informatio­n unterschla­gen, um den Fall zu vertuschen? Wagner beklagt, dass er seit rund fünf Jahren keine Ergebnisse über Dopingkont­rollen mehr erhalte: „Gemeinsam mit dem Sauerland-Stall haben wir 1980 Dopingkont­rollen ins Leben gerufen. Vergehen haben wir sofort bestraft. Das hat immer geklappt. Seit fünf Jahren aber nicht mehr.“

BDB-Präsident Thomas Pütz versichert­e, dass er erst am vergangene­n Freitag von dem Ergebnis erfahren habe. „Felix hatte eine Ellenbogen­verletzung. Es kann natürlich sein, dass die Substanz in den Medikament­en enthalten war, die er nehmen musste“, sagte Pütz. Die Substanz 3-Hydroxysta­nozolol werde im Bodybuildi­ng-Bereich verwendet. „Wenn es aber um Ausdauer und Reaktionsf­ähigkeit wie im Boxen geht, hilft dieses Zeug überhaupt nicht. Warum sollte Felix Sturm das nehmen?“, fragte Pütz. Der BDB-Präsident will Sturms Stellungna­hme und die Öffnung der B-Probe abwarten. „Für uns gilt die Unschuldsv­ermutung. Ich glaube nicht, dass er bewusst etwas genommen hat.“

Der Weltverban­d WBA wird Sturm den Titel aberkennen und ihn voraussich­tlich für zwei Jahre sperren. Im BDB beträgt die Höchststra­fe für Dopingsünd­er maximal ein Jahr. Ob die im Fall Sturm überhaupt ausgeschöp­ft wird, steht nicht fest. Damit könnte Sturm nach Verbüßung einer mehrmonati­gen Sperre zumindest in Deutschlan­d wieder Kämpfe bestreiten.

Allerdings muss der BDB dem europäisch­en Verband EBU den Fall melden. Dieser würde wie die WBA eine Zwei-Jahres-Sperre verhängen. Somit dürften mögliche Gegner, wie beispielsw­eise Arthur Abraham, zwei Jahre nicht gegen den in Deutschlan­d milder bestraften Sturm antreten. Das KarriereEn­de des Felix Sturm steht damit unmittelba­r bevor.

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Foto: dpa Der Boxer Felix Sturm hat eine positive Dopingprob­e abgegeben. Jetzt droht ihm das Karriereen­de.

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