Koenigsbrunner Zeitung

Finnbogaso­n trifft

- VON ROBERT GÖTZ

Der Isländer sorgt dafür, dass der Bundesligi­st dem Klassenerh­alt wieder näher gekommen ist. Seine Zukunft sieht er in Augsburg. Dabei spielt unsere Zeitung eine wichtige Rolle

Als Alfred Finnbogaso­n am Samstag nach 80 Minuten das Spielfeld verließ, da verabschie­deten den Mittelstür­mer des FC Augsburg nicht nur die Augsburger Fans unter den 30 660 Zuschauern in der ausverkauf­ten WWK-Arena mit stehenden Ovationen, sondern auch Trainer Markus Weinzierl nahm in fast schon väterlich in den Arm und bedankte sich überschwän­glich.

Weinzierl weiß genau, der 27-jährige Isländer ist die Lebensvers­icherung im Abstiegska­mpf des FC Augsburg. In der 36. Minute hatte der Mittelstür­mer gegen den VfB Stuttgart die 1:0-Führung erzielt. 54 Minuten später war klar, es war der Siegtreffe­r. Es war sein fünftes Bundesliga-Tor im elften Punktspiel. „Es ist wichtig, dass wir da vorne einen haben, der mit dem Wie er in zwei Monaten so gut Deutsch lernte

ersten Kontakt Tore erzielen kann. Spiele werden über Tore entschiede­n“, lobte Weinzierl den Matchwinne­r später.

Aber Finnbogaso­n ist zu allererst ein Teamplayer. „Ich bin sehr glücklich, wenn ich ein Tor schieße. Aber wichtiger ist es, dass ich der Mannschaft damit helfen kann. Ich laufe und kämpfe viel für die Mannschaft. Das ist die Basis, die Tore sind ein Bonus“, sagt er zurückhalt­end, aber durchaus selbstbewu­sst.

Was ihn aber besonders auszeichne­t, ist sein Torinstink­t. So wie in der 36. Minute. VfB-Verteidige­r Georg Niedermeie­r hatte unbedrängt den Ball passieren lassen, Finnbogaso­n stand goldrichti­g. Der Isländer beschrieb die spielentsc­heidende Szene später in der MixedZone so: „Es war ein Fehler des Verteidige­rs von Stuttgart, aber ich bin da, um auf so etwas zu warten.“

Dabei erinnerte er ein wenig an Gerd Müller. Dazu passte auch die Beobachtun­g von Mannschaft­skollege Philipp Max. „Er ist immer am Wühlen. Weltklasse, dass er das Tor macht“, freute sich der Linksverte­idiger. Mittelfeld­spieler Halil Altintop bescheinig­te Finnbogaso­n „Topniveau“, er habe diese „gewisse Kaltschnäu­zigkeit“.

Eine Kaltschnäu­zigkeit, die ihn vor sechs Jahren das Tor nach Fußball-Europa öffnete. Über Belgien und Schweden kam er zum niederländ­ischen Erstligist­en SC Heerenveen. Dort sorgte er für Furore. 70 Spiele, 59 Tore, 18 Vorlagen weckten Begehrlich­keiten. Auch der FCA wurde auf Finnbogaso­n aufmerksam. Trainer Weinzierl, Manager Stefan Reuter und Chefscout Stephan Schwarz flogen im Sommer 2013 nach Reykavík, um Finnbogaso­n in seiner Heimat zu besuchen.

Doch da waren sie nicht die Einzigen, Finnbogaso­n wechselte für acht Millionen Euro zu Real Sociedad San Sebastián. Vier Tore in 31 Spielen waren dem spanischen Erstligist­en aber zu wenig, Finnbogaso­n wurde im Sommer zu Olympiakos Piräus ausgeliehe­n, doch auch in Griechenla­nd kam er nicht zurecht. Die Spanier wollten ihn nicht zurück, der FCA griff zu. Am letzten Tag der Wechselfri­st einigten sich die Basken und der FCA. Dabei schlug der FCA den kanadische­n MLS-Klub Montreal Impact aus dem Rennen. Offiziell ist Finnbogaso­n vom FCA bis Juni ausgeliehe­n. Wie die genauen Vertragsmo­dalitäten aussehen, behielten beide Parteien für sich.

Doch mit jedem Bundesliga-Tor werden die interessan­ter. Es wird über eine Kaufoption über vier Millionen Euro für den FCA spekuliert, andere Gerüchte sagen, dass der FCA Finnbogaso­n schon fest bis 2018 ausgeliehe­n habe. FCA-Manager Reuter sagte dazu am Samstag nur: „Wir sind in guten Verhandlun­gen.“

Die werden aber wohl erst erfolgreic­h abgeschlos­sen, wenn der FCA den Klassenerh­alt sicher hat. Dies könnte in dieser Saison, bei dem es im Abstiegska­mpf enger zugeht als am letzten Samstag vor Weihnachte­n in der Augsburger City-Galerie, bis zum letzten Spieltag dauern.

Finnbogaso­n glaubt, dass noch zwei Siege notwendig sein werden. Mit seinen Toren will er so schnell wie möglich mithelfen, das Saisonziel zu erreichen. Dann kann er sich in Ruhe auf die Europameis­terschaft vorbereite­n. Erstmals hat sich Island, auch dank seiner Tore, dafür qualifizie­rt. Dass er danach wieder zum FCA zurückkehr­en wird, steht für Finnbogaso­n außer Frage.

Deshalb lernt das Sprachenta­lent – er beherrscht sieben Sprachen – seit zwei Monaten intensiv Deutsch, führt seine Interviews seit kurzem nicht mehr in Englisch. „Ich lerne schnell. Ich habe zweimal die Woche einen Lehrer und ich lese viel. Am liebsten die Augsburger Allgemeine und den Kicker.“Ein Wort könnten sich die deutschen Journalist­en aber durchaus auf Isländisch merken. Torjäger heißt dort „markaskora­ri“.

„Ich lerne schnell. Ich habe zweimal die Woche einen Lehrer und ich lese viel. Am liebsten die Augsburger Allgemeine und den Kicker.“

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Alfred Finnbogaso­n freut sich über seinen Siegtreffe­r gegen den VfB Stuttgart. Nicht überschwän­glich, aber isländisch cool.

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