Finnbogason trifft
Der Isländer sorgt dafür, dass der Bundesligist dem Klassenerhalt wieder näher gekommen ist. Seine Zukunft sieht er in Augsburg. Dabei spielt unsere Zeitung eine wichtige Rolle
Als Alfred Finnbogason am Samstag nach 80 Minuten das Spielfeld verließ, da verabschiedeten den Mittelstürmer des FC Augsburg nicht nur die Augsburger Fans unter den 30 660 Zuschauern in der ausverkauften WWK-Arena mit stehenden Ovationen, sondern auch Trainer Markus Weinzierl nahm in fast schon väterlich in den Arm und bedankte sich überschwänglich.
Weinzierl weiß genau, der 27-jährige Isländer ist die Lebensversicherung im Abstiegskampf des FC Augsburg. In der 36. Minute hatte der Mittelstürmer gegen den VfB Stuttgart die 1:0-Führung erzielt. 54 Minuten später war klar, es war der Siegtreffer. Es war sein fünftes Bundesliga-Tor im elften Punktspiel. „Es ist wichtig, dass wir da vorne einen haben, der mit dem Wie er in zwei Monaten so gut Deutsch lernte
ersten Kontakt Tore erzielen kann. Spiele werden über Tore entschieden“, lobte Weinzierl den Matchwinner später.
Aber Finnbogason ist zu allererst ein Teamplayer. „Ich bin sehr glücklich, wenn ich ein Tor schieße. Aber wichtiger ist es, dass ich der Mannschaft damit helfen kann. Ich laufe und kämpfe viel für die Mannschaft. Das ist die Basis, die Tore sind ein Bonus“, sagt er zurückhaltend, aber durchaus selbstbewusst.
Was ihn aber besonders auszeichnet, ist sein Torinstinkt. So wie in der 36. Minute. VfB-Verteidiger Georg Niedermeier hatte unbedrängt den Ball passieren lassen, Finnbogason stand goldrichtig. Der Isländer beschrieb die spielentscheidende Szene später in der MixedZone so: „Es war ein Fehler des Verteidigers von Stuttgart, aber ich bin da, um auf so etwas zu warten.“
Dabei erinnerte er ein wenig an Gerd Müller. Dazu passte auch die Beobachtung von Mannschaftskollege Philipp Max. „Er ist immer am Wühlen. Weltklasse, dass er das Tor macht“, freute sich der Linksverteidiger. Mittelfeldspieler Halil Altintop bescheinigte Finnbogason „Topniveau“, er habe diese „gewisse Kaltschnäuzigkeit“.
Eine Kaltschnäuzigkeit, die ihn vor sechs Jahren das Tor nach Fußball-Europa öffnete. Über Belgien und Schweden kam er zum niederländischen Erstligisten SC Heerenveen. Dort sorgte er für Furore. 70 Spiele, 59 Tore, 18 Vorlagen weckten Begehrlichkeiten. Auch der FCA wurde auf Finnbogason aufmerksam. Trainer Weinzierl, Manager Stefan Reuter und Chefscout Stephan Schwarz flogen im Sommer 2013 nach Reykavík, um Finnbogason in seiner Heimat zu besuchen.
Doch da waren sie nicht die Einzigen, Finnbogason wechselte für acht Millionen Euro zu Real Sociedad San Sebastián. Vier Tore in 31 Spielen waren dem spanischen Erstligisten aber zu wenig, Finnbogason wurde im Sommer zu Olympiakos Piräus ausgeliehen, doch auch in Griechenland kam er nicht zurecht. Die Spanier wollten ihn nicht zurück, der FCA griff zu. Am letzten Tag der Wechselfrist einigten sich die Basken und der FCA. Dabei schlug der FCA den kanadischen MLS-Klub Montreal Impact aus dem Rennen. Offiziell ist Finnbogason vom FCA bis Juni ausgeliehen. Wie die genauen Vertragsmodalitäten aussehen, behielten beide Parteien für sich.
Doch mit jedem Bundesliga-Tor werden die interessanter. Es wird über eine Kaufoption über vier Millionen Euro für den FCA spekuliert, andere Gerüchte sagen, dass der FCA Finnbogason schon fest bis 2018 ausgeliehen habe. FCA-Manager Reuter sagte dazu am Samstag nur: „Wir sind in guten Verhandlungen.“
Die werden aber wohl erst erfolgreich abgeschlossen, wenn der FCA den Klassenerhalt sicher hat. Dies könnte in dieser Saison, bei dem es im Abstiegskampf enger zugeht als am letzten Samstag vor Weihnachten in der Augsburger City-Galerie, bis zum letzten Spieltag dauern.
Finnbogason glaubt, dass noch zwei Siege notwendig sein werden. Mit seinen Toren will er so schnell wie möglich mithelfen, das Saisonziel zu erreichen. Dann kann er sich in Ruhe auf die Europameisterschaft vorbereiten. Erstmals hat sich Island, auch dank seiner Tore, dafür qualifiziert. Dass er danach wieder zum FCA zurückkehren wird, steht für Finnbogason außer Frage.
Deshalb lernt das Sprachentalent – er beherrscht sieben Sprachen – seit zwei Monaten intensiv Deutsch, führt seine Interviews seit kurzem nicht mehr in Englisch. „Ich lerne schnell. Ich habe zweimal die Woche einen Lehrer und ich lese viel. Am liebsten die Augsburger Allgemeine und den Kicker.“Ein Wort könnten sich die deutschen Journalisten aber durchaus auf Isländisch merken. Torjäger heißt dort „markaskorari“.
„Ich lerne schnell. Ich habe zweimal die Woche einen Lehrer und ich lese viel. Am liebsten die Augsburger Allgemeine und den Kicker.“