Koenigsbrunner Zeitung

Hier dürfen junge Leute mitmischen

- VON SEBASTIAN MAYR

Der Friedberge­r Jugendrat ist nicht nur Bittstelle­r, sondern darf mitreden und hat sogar ein eigenes Budget. Warum die Kandidaten­suche so mühsam ist

Friedberg Am Ende ist doch noch alles gut gegangen. Elf Jugendlich­e aus Friedberg kandidiere­n für die Jugendrats­wahl, die heute begonnen hat. Dabei war lange Zeit nicht einmal klar, ob und wie die Wahl überhaupt stattfinde­n könne und würde. Nun gibt es zumindest genau so viele Kandidaten, wie das Gremium Mitglieder haben wird. Zunächst hatten sich gerade einmal sechs Kandidaten beworben. Dabei hatte Jugendpfle­ger Ivo Mannheim ein Werbevideo mit dem alten Jugendrat und mit Stadtpolit­ikern gedreht und war von Schule zu Schule und von Verein zu Verein gezogen, um Werbung für den Rat zu machen. Die Frist wurde verlängert und kurz vor Schluss meldete sich ein letzter Schwung an Interessen­ten. „Viele trauen sich einfach nicht“, glaubt Claudia Egger, einen Grund für die mühsame Kandidaten­suche zu kennen. Eine andere Ursache sei die Schule, die viel Zeit verlange. Die 19-jährige Egger ist die Vorsitzend­e des bisherigen Gremiums, sie hat sich auch ein weiteres Mal aufstellen lassen.

Der Friedberge­r Jugendrat ist kein Alibi-Gremium. Ihm steht ein verhältnis­mäßig großes Budget zur Verfügung. Während der zwei Jahre darf er 7000 Euro für eigene Projekte ausgeben, die im Interesse der Jugendlich­en sein sollen. Bleibt Geld übrig, kann es im Jahr darauf verwendet werden. Wie das in Zukunft sein wird, wenn der Jugendrat für drei Jahre gewählt wird, weiß Claudia Egger noch nicht.

Die Mitglieder des Jugendrats sind nicht bloß Bittstelle­r, wenn sie sich vor dem Stadtrat für Nachtbusse und Skateparks einsetzen. Dass der Basketball­platz der Stadt inzwischen länger geöffnet ist, ist ihnen zu verdanken. Auch für Anruf- Sammel-Taxis setzte sich das Gremium ein, weil manche Stadtteile öffentlich schlecht erreichbar sind. „Der Bürgermeis­ter geht auf uns ein, die beiden Jugendbeau­ftragten im Stadtrat auch“, sagt Egger. Gerade zum Ende der Amtszeit hin habe der bisherige Jugendrat viele Kontakte zum Stadtrat geknüpft. In der Vergangenh­eit hat der Jugendrat Volleyball­turniere, Tiefgarage­npartys und eine Kunstaktio­n mit Asylbewerb­ern auf die Beine gestellt.

Vor allem aber half er mit, das Mittendrin-Festival zu organisier­en, zu dem voriges Jahr rund 2000 Besucher kamen. Diese Aufgabe soll bleiben, auch wenn das Festival in Zukunft anders heißen und an einem anderen Ort steigen soll: am Friedberge­r See statt mitten in der Altstadt. Der Jugendrat soll bei der Organisati­on wieder eingebunde­n werden. „Die Aufteilung ist noch unklar, wir werden sehen, wer wie viel Ressourcen beisteuern kann und wer sich wie viel zutraut“, sagt Stadtsprec­her Frank Büschel. Die Stadt übernimmt, was die Jugendlich­en nicht stemmen können oder wollen, auch einen Großteil der finanziell­en Mittel stellt sie bereit. Für das Festival würde der Jugendrats-Etat allein nicht ausreichen.

In den vergangene­n Jahren erlebte der Jugendrat ein Auf und Ab. Im Jahr 2013 musste die Wahl komplett abgesagt werden, weil es nur drei Bewerber gab. Ein Jahr später gab es einen verstärkte­n Anlauf und ein paar Reformen. Aus 21 Mitglieder­n wurden elf, die vorher üblichen Unterstütz­erlisten für die Kandidaten fielen weg. Ob es an den Änderungen lag oder nicht: 2014 meldeten sich 28 Bewerber. Von denen, die gewählt wurden, hielten sechs bis zum Ende ihrer Amtszeit durch.

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