Hier dürfen junge Leute mitmischen
Der Friedberger Jugendrat ist nicht nur Bittsteller, sondern darf mitreden und hat sogar ein eigenes Budget. Warum die Kandidatensuche so mühsam ist
Friedberg Am Ende ist doch noch alles gut gegangen. Elf Jugendliche aus Friedberg kandidieren für die Jugendratswahl, die heute begonnen hat. Dabei war lange Zeit nicht einmal klar, ob und wie die Wahl überhaupt stattfinden könne und würde. Nun gibt es zumindest genau so viele Kandidaten, wie das Gremium Mitglieder haben wird. Zunächst hatten sich gerade einmal sechs Kandidaten beworben. Dabei hatte Jugendpfleger Ivo Mannheim ein Werbevideo mit dem alten Jugendrat und mit Stadtpolitikern gedreht und war von Schule zu Schule und von Verein zu Verein gezogen, um Werbung für den Rat zu machen. Die Frist wurde verlängert und kurz vor Schluss meldete sich ein letzter Schwung an Interessenten. „Viele trauen sich einfach nicht“, glaubt Claudia Egger, einen Grund für die mühsame Kandidatensuche zu kennen. Eine andere Ursache sei die Schule, die viel Zeit verlange. Die 19-jährige Egger ist die Vorsitzende des bisherigen Gremiums, sie hat sich auch ein weiteres Mal aufstellen lassen.
Der Friedberger Jugendrat ist kein Alibi-Gremium. Ihm steht ein verhältnismäßig großes Budget zur Verfügung. Während der zwei Jahre darf er 7000 Euro für eigene Projekte ausgeben, die im Interesse der Jugendlichen sein sollen. Bleibt Geld übrig, kann es im Jahr darauf verwendet werden. Wie das in Zukunft sein wird, wenn der Jugendrat für drei Jahre gewählt wird, weiß Claudia Egger noch nicht.
Die Mitglieder des Jugendrats sind nicht bloß Bittsteller, wenn sie sich vor dem Stadtrat für Nachtbusse und Skateparks einsetzen. Dass der Basketballplatz der Stadt inzwischen länger geöffnet ist, ist ihnen zu verdanken. Auch für Anruf- Sammel-Taxis setzte sich das Gremium ein, weil manche Stadtteile öffentlich schlecht erreichbar sind. „Der Bürgermeister geht auf uns ein, die beiden Jugendbeauftragten im Stadtrat auch“, sagt Egger. Gerade zum Ende der Amtszeit hin habe der bisherige Jugendrat viele Kontakte zum Stadtrat geknüpft. In der Vergangenheit hat der Jugendrat Volleyballturniere, Tiefgaragenpartys und eine Kunstaktion mit Asylbewerbern auf die Beine gestellt.
Vor allem aber half er mit, das Mittendrin-Festival zu organisieren, zu dem voriges Jahr rund 2000 Besucher kamen. Diese Aufgabe soll bleiben, auch wenn das Festival in Zukunft anders heißen und an einem anderen Ort steigen soll: am Friedberger See statt mitten in der Altstadt. Der Jugendrat soll bei der Organisation wieder eingebunden werden. „Die Aufteilung ist noch unklar, wir werden sehen, wer wie viel Ressourcen beisteuern kann und wer sich wie viel zutraut“, sagt Stadtsprecher Frank Büschel. Die Stadt übernimmt, was die Jugendlichen nicht stemmen können oder wollen, auch einen Großteil der finanziellen Mittel stellt sie bereit. Für das Festival würde der Jugendrats-Etat allein nicht ausreichen.
In den vergangenen Jahren erlebte der Jugendrat ein Auf und Ab. Im Jahr 2013 musste die Wahl komplett abgesagt werden, weil es nur drei Bewerber gab. Ein Jahr später gab es einen verstärkten Anlauf und ein paar Reformen. Aus 21 Mitgliedern wurden elf, die vorher üblichen Unterstützerlisten für die Kandidaten fielen weg. Ob es an den Änderungen lag oder nicht: 2014 meldeten sich 28 Bewerber. Von denen, die gewählt wurden, hielten sechs bis zum Ende ihrer Amtszeit durch.