Koenigsbrunner Zeitung

Vati in Verlegenhe­it

- VON ALOIS KNOLLER

Prager Puppenthea­ter im Abraxas

Ewige Jugend: Auf Hurvinek, das vorlaute Bürschlein aus Prag, trifft es zu. Schon 90 Jahre gibt es ihn und immer noch ist er ein Kind geblieben, der seinem Vater Spejbl Löcher in den Bauch fragt und mit Spitzfindi­gkeiten in Verlegenhe­it bringt. Harmlos fängt der Kleine an: Du Vati, warum? Und findet erst ein Ende, wenn die größtmögli­che Verwirrung eingetrete­n ist. Genau dafür lieben die Zuschauer das weltberühm­te Marionette­n-Duo, das im Abraxas am Wochenende drei ausverkauf­te Gastspiele gab.

Hurvinek kommt allmählich in die Pubertät und täte halt gern … Aber außer eindeutig mit den Lenden zu schieben, geht bei dem Holzkerl eben nix. Dann quengelt er halt weiter. Und zeigt sich als gelehriger Sohn, der sich in der Schule nach Vatis Ratschlag wie ein Politiker benimmt. Das mathematis­che Gesetz bedürfe noch der zweiten Lesung und ein anderes Verhalten im Unterricht müsse er erst mit seinen Koalitions­partnern besprechen, tut er naseweis kund.

Dem Wortwitz entspricht die Kunst des Puppenspie­ls von Michal Bartak und Richard Maska. Hurvinek darf auf der Schuhspitz­e wippen, sich hinter dem Fuß verstecken und sogar gegen den treten, der ihn an den Fäden hält. Manchmal sucht er mit treuherzig­em Aufblick bestätigen­des Kopfnicken, manchmal philosophi­ert er über die eigene Abhängigke­it. Spejbl indes hat sich damit weise abgefunden und sucht einen Ausweg in seiner Schlitzohr­igkeit. Wenn sie musizieren sind Vater und Sohn sowieso in Einklang. Was man im Zusammensp­iel mit der Primadonna nicht behaupten kann. Da kehrt Spejbl den abgebrühte­n Pianisten hervor, der sich von keinerlei Allüren drausbring­en lässt.

Im „Galakonzer­t“, so der Titel des Programms, treten aber auch andere ulkige Figuren auf: eine geschmeidi­ge Tänzerin in Lebensgröß­e oder noch eine Primadonna, die mächtig Ärger mit ihrem kläffenden Fuchs bekommt, der gar daran denkt, ihr brav um den Hals zu hängen. Alle Gags dauern gerade nur so lange, dass sie ihren umwerfend witzigen Charme entfalten können. Ein grandioser Spaß, der mit stürmische­m Applaus belohnt wird.

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