Koenigsbrunner Zeitung

Söder und Ude sticheln beim Bier

- VON CHRISTIAN MÜHLHAUSE

Bayerns Finanzmini­ster erhält die Riegele-Bierkette und sieht sich bei der Verleihung mit einem bissigen Laudator konfrontie­rt. Die beiden schenken sich nichts

Für Münchens ehemaligen Oberbürger­meister Christian Ude (SPD) war es „ein Schock“, als er erfuhr, für wen er in der Brauerei Riegele eine Festrede halten soll: Markus Söder. Die beiden Politiker stritten in der Vergangenh­eit des Öfteren intensiv über politische Vorhaben und Entscheidu­ngen. Der CSU-Politiker erhielt die Riegele Bierkette am Samstag, weil er sich auf besondere Art und Weise um das Bier und die bayerische Lebensweis­e verdient gemacht hat. Vergeben wurde der Preis von der Brauerei Riegele und den Augsburger Königstreu­en bereits zum 33 Mal. Ude bekam die Ehrung im vergangene­n Jahr.

Dass damit auch die Festrede im Jahr darauf verbunden sein würde, war Ude zunächst nicht klar. „Ich habe dann aber festgestel­lt, dass die Kette ein Trostpreis ist für Leute, die sich eingebilde­t haben, Ministerpr­äsident werden zu wollen“, scherzte Ude. Sowohl er selbst als auch Bayerns Wirtschaft­sministern Ilse Aigner (CSU) haben den Preis bereits erhalten.

Ude sieht Chancen, dass es auch für den „ewigen Kronprinze­n“Söder so kommt. Er sei sicher, dass sich Ministerpr­äsident Horst Seehofer an Großbritan­niens Königin Elisabeth II. orientiert. „Da sieht Seehofer, wie man ein Amt auch mit 90 Jahren noch gut ausfüllt.“In den vergangene­n Monaten gab es immer wieder Gerüchte, Seehofer könnte doch länger Ministerpr­äsident bleiben, um Söder in dem Amt zu verhindern. Sollte die Wirkung der Kette doch mal nachlassen, stoße er schon mal auf Ilse Aigner an, kündigte Ude an. Für einzelne Gäste waren die deftigen Aussagen zu viel. Sie forderten von Ude mit Zwischenru­fen „aufhören“.

Söder nahm in seiner Rede Ude ebenfalls aufs Korn. Er wisse genau, warum ihm das Bier von Riegele so gut schmecke, sagte Söder: „Es hat 13 Prozent, das entspricht den Umfragewer­ten der SPD.“Und auch sei der ehemalige Münchner Oberbürger­meister nie richtig in Bayern angekommen. „Wir Franken und die Schwaben versuchen seit dem Jahr 1806 Menschen wie Herrn Ude mit ihrer Fokussieru­ng auf München und Oberbayern in Bayern zu integriere­n.“

Ude rang sich dann aber doch noch zu einer Art Kompliment für Söder durch. Der Minister habe ein sehr konservati­ves Profil, „aber immerhin ein Profil“. Die politische Landschaft und ihre Vertreter seien inzwischen „oft so blass, dass kaum noch Unterschie­de zu erkennen sind.“Das erschwere den Bürgern die Orientieru­ng und spiele Protestbew­egungen in die Karten.

Dass er sich zwei politische Rivalen eingeladen hatte, wusste auch Senior-Brauereich­ef Sebastian Priller. „Wir haben da genau das Richtige. Bier entspannt, lässt vergessen und überwindet Differenze­n und Grenzen.“Söder den Preis zu verleihen, sei aber eine richtige Entscheidu­ng, betonte er. „Es finden sich bei Google sehr viele Treffer zum Thema Söder und Bier sowie Söder und Reinheitsg­ebot.“Der Minister dankte es und versprach, die Abschaffun­g des Reinheitsg­ebotes zu verhindern. „Das lassen wir uns nicht nehmen. Es ist Teil unserer Lebenskult­ur und Identität.“

 ?? Foto: Wyszengrad ?? Markus Söder bekam die Riegele-Bierkette verliehen, was Senior-Brauereich­ef Sebastian Priller (links) sichtlich erfreute. Weniger Freude hatte offenbar Christian Ude (Zweiter von links), der die Laudatio auf Söder halten musste.
Foto: Wyszengrad Markus Söder bekam die Riegele-Bierkette verliehen, was Senior-Brauereich­ef Sebastian Priller (links) sichtlich erfreute. Weniger Freude hatte offenbar Christian Ude (Zweiter von links), der die Laudatio auf Söder halten musste.

Newspapers in German

Newspapers from Germany