Jetzt wird‘s noch „FleGS“-ibler
Ein spezielles Konzept für Schulneulinge wird in Klosterlechfeld eingeführt. Es soll den Kindern das Lernen erleichtern. Schulleiterin sieht noch weitere Vorteile für die Kinder
Klosterlechfeld Wie erleichtert man Schülern das Lernen? Wie unterrichtet man mit möglichst großer Effektivität? Wie vermittelt man Schülern möglichst große Sozialkompetenz? Fragen, über die im Kultusministerium seit vielen Jahren nachgedacht wird. An der Grundschule ist man der Lösung möglicherweise wieder einen Schritt nähergekommen. An einigen ausgewählten Schulen im Freistaat wird ein flexibles Unterrichtskonzept eingeführt. Mit dabei ist die VonImhof-Grundschule Klosterlechfeld – und das mit Begeisterung.
Ohne Gegenstimme sprachen sich das Klosterlechfelder Lehrerkollegium und der Elternbeirat für das Konzept „Flexible Grundschule“, kurz „FleGS“, aus. Dabei geht es darum, dass die Schüler die ersten beiden Schuljahre in einem, zwei oder auch in drei Jahren absolvieren können. Wie funktioniert das?
Besonders begabte Schüler können nach einem Jahr in der sogenannten „FleGS-Klasse 1/2“bereits in die dritte Jahrgangsstufe, die Normal-Lernenden nach zwei Jahren und Kinder, die länger brauchen, um die Lerninhalte gründlich aufzunehmen, nach drei Jahren. Das heißt: Ab September gibt es in Klosterlechfeld keine 1. und 2. Klassen mehr, sondern nur noch Gemeinschaftsklassen aus erster und zweiter Jahrgangsstufe, aus denen die Kinder dann in die 3. Klasse kommen. Rektorin Ulrike Nett sieht es als großen Vorteil, „dass die Kinder bei FleGS nicht nur vom Lehrer lernen, sondern auch von ihren Schulkameraden, die unterschiedlich alt sind. Dadurch werden schnellere Lerneffekte und erhöhte Sozialkompetenz erwartet.“Auf die Idee, sich für FleGS zu bewerben, kam Nett unter anderem, weil die Belastung der Lehrer und die Lernsituation für die Kinder in den normalerweise jeweils drei Klassen der Jahrgangsstufen eins und zwei sehr unterschiedlich war. „In Zukunft können wir drei möglichst gleichwertige FleGSKlassen 1/2 bilden und die Kinder dank gesteigerter Lehrerzahl und bis zu fünf Differenzierungsstunden individueller fördern. Dabei wird es auch zu Teamteaching kommen.“
Eigene Erfahrungen in Sachen FleGS hat die Klosterlechfelder Grundschule noch nicht. Das Kollegium absolvierte aber bereits eine Reihe von Fortbildungen, Praktika und Hospitationen, unter anderem bei Michaela Pehmer an der Grundschule Oberottmarshausen, die bereits seit Jahren jahrgangsgemischte Klassen unterrichtet.
Dabei erfuhren die Lehrerinnen, dass die Schüler zwar kognitiv nach „1/2“nicht viel besser sind als nach dem Durchlaufen von den getrennten Klassen eins und zwei, dass es aber eine deutliche Steigerung der Sozialkompetenz festgestellt wurde. „Das ist besonders wichtig in Zeiten, in denen die Schule immer mehr Erziehungsaufgaben, die eigentlich dem Elternhaus zufallen, zu übernehmen hat“, so Nett.
Ein besonderer Vorteil für FleGS in Klosterlechfeld ist, dass zwei Gruppen des Kindergartens im Schulhaus untergebracht sind und Lehrkräfte dort unter anderem Vorkurse für sprachlich schwache Kinder geben. „Dadurch kennen wir die zukünftigen Schüler alle schon und können ihre Leistungsstärke gut einschätzen. Deshalb lassen sich drei leistungsmäßig gut gemischte Klassen besser bilden.“
Ob Kinder häufig die beiden ersten Schulklassen in einem Jahr schaffen? „Das ist eher selten, kommt aber vor. Uns ist es aber auch nicht wichtig, besonders intelligente Kinder extrem zu fördern, sondern allgemein das Lernniveau an der Schule zu steigern und jeden auf eine gute Leistungsstufe zu bringen“, erklärt die Schulleiterin, die eine begeisterte Verfechterin der „Flexiblen Grundschule“ist. Das neuartige Konzept, so betont sie, erleichtere kleinen Landschulen wie in Klosterlechfeld mit gut 100 Grundschülern die Organisation und den öffne Schülern bisher nicht gekannte Chancen.