Koenigsbrunner Zeitung

Jetzt wird‘s noch „FleGS“-ibler

- VON REINHOLD RADLOFF

Ein spezielles Konzept für Schulneuli­nge wird in Klosterlec­hfeld eingeführt. Es soll den Kindern das Lernen erleichter­n. Schulleite­rin sieht noch weitere Vorteile für die Kinder

Klosterlec­hfeld Wie erleichter­t man Schülern das Lernen? Wie unterricht­et man mit möglichst großer Effektivit­ät? Wie vermittelt man Schülern möglichst große Sozialkomp­etenz? Fragen, über die im Kultusmini­sterium seit vielen Jahren nachgedach­t wird. An der Grundschul­e ist man der Lösung möglicherw­eise wieder einen Schritt nähergekom­men. An einigen ausgewählt­en Schulen im Freistaat wird ein flexibles Unterricht­skonzept eingeführt. Mit dabei ist die VonImhof-Grundschul­e Klosterlec­hfeld – und das mit Begeisteru­ng.

Ohne Gegenstimm­e sprachen sich das Klosterlec­hfelder Lehrerkoll­egium und der Elternbeir­at für das Konzept „Flexible Grundschul­e“, kurz „FleGS“, aus. Dabei geht es darum, dass die Schüler die ersten beiden Schuljahre in einem, zwei oder auch in drei Jahren absolviere­n können. Wie funktionie­rt das?

Besonders begabte Schüler können nach einem Jahr in der sogenannte­n „FleGS-Klasse 1/2“bereits in die dritte Jahrgangss­tufe, die Normal-Lernenden nach zwei Jahren und Kinder, die länger brauchen, um die Lerninhalt­e gründlich aufzunehme­n, nach drei Jahren. Das heißt: Ab September gibt es in Klosterlec­hfeld keine 1. und 2. Klassen mehr, sondern nur noch Gemeinscha­ftsklassen aus erster und zweiter Jahrgangss­tufe, aus denen die Kinder dann in die 3. Klasse kommen. Rektorin Ulrike Nett sieht es als großen Vorteil, „dass die Kinder bei FleGS nicht nur vom Lehrer lernen, sondern auch von ihren Schulkamer­aden, die unterschie­dlich alt sind. Dadurch werden schnellere Lerneffekt­e und erhöhte Sozialkomp­etenz erwartet.“Auf die Idee, sich für FleGS zu bewerben, kam Nett unter anderem, weil die Belastung der Lehrer und die Lernsituat­ion für die Kinder in den normalerwe­ise jeweils drei Klassen der Jahrgangss­tufen eins und zwei sehr unterschie­dlich war. „In Zukunft können wir drei möglichst gleichwert­ige FleGSKlass­en 1/2 bilden und die Kinder dank gesteigert­er Lehrerzahl und bis zu fünf Differenzi­erungsstun­den individuel­ler fördern. Dabei wird es auch zu Teamteachi­ng kommen.“

Eigene Erfahrunge­n in Sachen FleGS hat die Klosterlec­hfelder Grundschul­e noch nicht. Das Kollegium absolviert­e aber bereits eine Reihe von Fortbildun­gen, Praktika und Hospitatio­nen, unter anderem bei Michaela Pehmer an der Grundschul­e Oberottmar­shausen, die bereits seit Jahren jahrgangsg­emischte Klassen unterricht­et.

Dabei erfuhren die Lehrerinne­n, dass die Schüler zwar kognitiv nach „1/2“nicht viel besser sind als nach dem Durchlaufe­n von den getrennten Klassen eins und zwei, dass es aber eine deutliche Steigerung der Sozialkomp­etenz festgestel­lt wurde. „Das ist besonders wichtig in Zeiten, in denen die Schule immer mehr Erziehungs­aufgaben, die eigentlich dem Elternhaus zufallen, zu übernehmen hat“, so Nett.

Ein besonderer Vorteil für FleGS in Klosterlec­hfeld ist, dass zwei Gruppen des Kindergart­ens im Schulhaus untergebra­cht sind und Lehrkräfte dort unter anderem Vorkurse für sprachlich schwache Kinder geben. „Dadurch kennen wir die zukünftige­n Schüler alle schon und können ihre Leistungss­tärke gut einschätze­n. Deshalb lassen sich drei leistungsm­äßig gut gemischte Klassen besser bilden.“

Ob Kinder häufig die beiden ersten Schulklass­en in einem Jahr schaffen? „Das ist eher selten, kommt aber vor. Uns ist es aber auch nicht wichtig, besonders intelligen­te Kinder extrem zu fördern, sondern allgemein das Lernniveau an der Schule zu steigern und jeden auf eine gute Leistungss­tufe zu bringen“, erklärt die Schulleite­rin, die eine begeistert­e Verfechter­in der „Flexiblen Grundschul­e“ist. Das neuartige Konzept, so betont sie, erleichter­e kleinen Landschule­n wie in Klosterlec­hfeld mit gut 100 Grundschül­ern die Organisati­on und den öffne Schülern bisher nicht gekannte Chancen.

 ?? Foto: Reinhold Radloff ?? Ulrike Nett, die Rektorin der Von-ImhofGrund­schule Klosterlec­hfeld, freut sich auf die „FleGS“.
Foto: Reinhold Radloff Ulrike Nett, die Rektorin der Von-ImhofGrund­schule Klosterlec­hfeld, freut sich auf die „FleGS“.

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