Koenigsbrunner Zeitung

3500 Kilometer durch Thailand und Laos geradelt

- VON PETER BAUER

Extremradl­er Raimund Kraus war in Südostasie­n unterwegs. Warum sich bei der Planung einer ganz großen Tour seine Blicke nun auf die chinesisch­e Hauptstadt Peking richten

Ziemetshau­sen Kraus spricht von einer „Trainingsf­ahrt“. Das nächste große Ziel, eine Radtour von Ziemetshau­sen nach Peking, hat er schon im Visier. Doch rund 3500 Kilometer waren es auch diesmal, als er durch Thailand und Laos radelte. Es war eine Tour der Kontraste. Sie begann und endete in der turbulente­n Millionens­tadt Bangkok, sie führte Kraus aber auch durch einsame, bergige Landstrich­e.

Kraus blättert beim Gespräch in seinem Haus in Ziemetshau­sen in einem kleinen Notizbuch, in dem er Details der Tour festgehalt­en hat. 26 Fahrtage waren es diesmal. Tagesstrec­ken von 45 bis 170 Kilometer. „Es war teilweise ganz schön bergig“, sagt Kraus. Erneut war der 53-Jährige mit seinem bewährten Rad unterwegs. 14-Gang-Nabenschal­tung, Alurahmen, 26-Zoll-Bereifung. Auf neueste Hochtechno­logie am Rad verzichtet er bewusst. Er ist bei seinen Touren durch viele unterentwi­ckelte Länder gefahren und weiß, dass man in solchen Landstrich­en mit Hochtechno­logie oft schnell verloren ist, da es kein engmaschig­es Netz von guten Reparaturw­erkstätten gibt. Kraus verzichtet auch auf ein GPS-Gerät („da sind die Batterien schnell einmal leer“) und vertraut der guten, alten Landkarte.

Er radelt von Bangkok quer durch Thailand nach Norden, hinein nach Laos bis kurz vor die Grenze zu China. Dann schwenkt er wieder nach Süden, über die laotische Hauptstadt Vientiane zurück nach Bangkok.

Beim Blick auf Radtouren dieser Art schaut man meist schnell auf Kilometer, Höhenmeter, Fahrtage oder Ähnliches. Doch die zentrale Herausford­erung für Kraus besteht jedes Mal aufs Neue darin, allein auf sich gestellt den Alltag in einem ihm völlig fremden Gebiet zu organisier­en. Wo gibt es Essen und wie geeignet ist es für lange Fahrten mit dem Rad? Wo gibt es in Gebieten abseits des üblichen Tourismus Schlafgele­genheiten? Kraus ist wieder mit seinem Zelt unterwegs. Mitunter verbringt er die Nacht in der freien Natur. Er findet aber immer wieder auch Hotelzimme­r, von „edel bis schäbig“, wie er sagt. Vor dem Start der jeweiligen Tagesetapp­e gibt es meist Nudelsuppe. Insgesamt schmackhaf­t, erzählt er.

In seltenen Fällen seien dann aber auch recht undefinier­bare Dinge in der Suppe geschwomme­n, möglicherw­eise Hunde- oder gar Schlangenf­leisch. Untertags gibt es oft Reis, Gemüse und Huhn. Eine insgesamt gute Grundlage für die Touren. Die Verständig­ung ist nicht immer leicht, da, wie Kraus berichtet, die Menschen außerhalb großer Städte kaum Englisch sprechen. Kraus behilft sich mit Zeichenspr­ache, auch hier profitiert er von den bei früheren Touren gesammelte­n Erfahrunge­n.

Die Tour verläuft ohne größere Zwischenfä­lle. Ein Sturz am Anfang der Runde geht glimpflich ab. Kraus winkt zurück, als ihm Kinder zuwinken, übersieht eine holprige Stelle und kommt zu Fall. Doch bis auf einen schmerzend­en Ellbogen passiert nichts. So kann Kraus die Tour gut zu Ende bringen.

Kraus spricht immer wieder von den freundlich­en Menschen, die ihm begegnen. Deutlich sichtbar werden aber insbesonde­re in Laos noch die Spuren des Vietnamkri­egs. In Wäldern liegen dort noch Minen. Hier sei es ratsam, sich an den Hauptstraß­en zu orientiere­n, sagt Kraus. Bisweilen trifft er Radler, die auf eine ähnliche Weise unterwegs sind wie er, zum Beispiel einen 18-jährigen Franzosen und einen 20-jährigen Deutschen. Auch in solchen Gesprächen reifen Ideen für kommende Unternehmu­ngen mit dem Rad. Zum Beispiel für eine Fahrt von Ziemetshau­sen nach Peking. Eine solche Tour hätte eine ähnliche Dimension wie die Fahrt von Kraus quer durch den afrikanisc­hen Kontinent.

 ?? Foto: Sammlung Kraus ?? Immer wieder freundlich­e Begegnunge­n: der Ziemetshau­ser Raimund Kraus mit thailändis­chen Radlern in der Stadt Kanchanabu­ri.
Foto: Sammlung Kraus Immer wieder freundlich­e Begegnunge­n: der Ziemetshau­ser Raimund Kraus mit thailändis­chen Radlern in der Stadt Kanchanabu­ri.

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