Koenigsbrunner Zeitung

Axt-Attentäter bekennt sich zum IS

Terror Der 17-jährige Riaz K. ist vor einem Jahr als unbegleite­ter minderjähr­iger Flüchtling nach Bayern gekommen. Warum er jetzt „Ungläubige“im Zug töten wollte

- VON ANDREA KÜMPFBECK

Würzburg Nach dem Axt- und Messer-Angriff eines 17-jährigen Asylbewerb­ers am Montag in einem Regionalzu­g bei Würzburg gehen die Ermittler von einer „islamistis­chreligiös“motivierte­n Tat aus. Riaz K. wollte sich damit nach den Erkenntnis­sen der Staatsanwa­ltschaft an „den Ungläubige­n dafür rächen, was sie ihm und seinen Glaubensbr­üdern angetan haben“, sagte der Leitende Oberstaats­anwalt. Bei seinen Angriffen habe er drei Mal auf Arabisch „Gott ist groß“(„Allahu akbar“) gerufen. Das sei auf dem Notruf einer Zeugin, der von der Polizei aufgezeich­net wurde, einmal deutlich zu verstehen. Nach seiner Flucht aus dem per Notbremsun­g gestoppten Zug haben Beamte eines Spezialein­satzkomman­dos Riaz K. in einem Gebüsch aufgespürt und in Notwehr erschossen.

Riaz K. war nach Angaben der Ermittler am 30. Juni 2015 in Passau als unbegleite­ter minderjähr­iger Flüchtling registrier­t worden. Seit zwei Wochen war er bei einer Pflegefami­lie untergebra­cht. Er sei Sunnit“gewesen, der zwar nicht regelmäßig in die Moschee ging, aber daheim betete, sagte Bayerns Innenminis­ter Joachim Herrmann (CSU). Strafrecht­lich sei er zuvor nicht in Erscheinun­g getreten, auch die Geheimdien­ste hatten offenbar keine Erkenntnis­se. Vergangene­n Samstag soll Riaz K. erfahren haben, dass ein Freund von ihm in Afghanista­n ums Leben gekommen ist. Womöglich sei dies der Auslöser dafür gewesen, dass er in dem Zug „völlig unvermitte­lt“Reisende angegriffe­n hat. Die Attacken seien „mit Vernichtun­gswillen“geführt worden.

Dabei wurden fünf Personen schwer verletzt, zwei von ihnen schweben in Lebensgefa­hr. Bei den Verletzten handelt es sich um Touristen aus Hongkong: einen Vater, 62, die Mutter, 58, ihre Tochter, 26, sowie deren 30-jährigen Freund. Ihn hat es nach Informatio­nen unserer Zeitung am schlimmste­n getrof- fen: Riaz K. soll ihm mit der Axt in den Bauch geschlagen haben. Nur der 17-jährige Sohn der Familie soll ohne gravierend­e Verletzung­en geblieben sein.

Schon am Morgen nach der Tat hat die Terrororga­nisation Islamische­r Staat das Attentat für sich beanspruch­t. Später ist auch ein DrohVideo aufgetauch­t. Darin hält ein Mann ein Messer in die Kamera und sagt: „Ich bin ein Soldat des Islamische­n Staates und beginne eine heilige Operation in Deutschlan­d.“Es handelt sich um Riaz K. Das bayerische Innenminis­terium hat gestern Abend die Echtheit des im Internet verbreitet­en Videos bestätigt.

Hieß es zunächst, der Täter stamme aus Afghanista­n, so haben Ermittler laut ZDF inzwischen Anhaltspun­kte, dass Riaz K. pakistanis­cher Herkunft sein könne. Darauf deute unter anderem seine Aussprache hin. Auf einem Collegeblo­ck, den die Polizei in seinem Zimmer bei der Pflegefami­lie gefunden hat, war das Symbol der Terrormili­z IS aufgemalt. Die Ermittler fanden außerdem einen handgeschr­iebenen Text, den sie als einen Abschieds„gläubiger brief an seinen Vater werten. Riaz K. habe sich darin über die „Ungläubige­n und die Taten, die den Ungläubige­n zuzurechne­n sind“, beschwert. „Bete für mich, dass ich mich an diesen Ungläubige­n rächen kann, und bete für mich, dass ich in den Himmel komme“, soll er weiter geschriebe­n haben.

Ändert die Tat die Sicherheit­slage in Deutschlan­d? Die „grundsätzl­iche Gefährdung­sbewertung“bleibe gleich, hieß es gestern. Innenminis­ter Herrmann betonte aber: „Grundsätzl­ich müssen wir schon davon ausgehen, dass im Prinzip jeden Tag an jedem Ort und mehr oder minder weltweit solche Taten verübt werden können. Wir sind davor nicht sicher.“ »Kommentar „Reinigt das Netz vom Hass!“»Die Dritte Seite Unsere Reporter vor Ort über den Tag, als der Terror nach Bayern kam. »Das aktuelle Thema Holger Sabinsky-Wolf über die Frage, wann Polizisten töten dürfen. Die Schwierigk­eiten mit minderjähr­igen Flüchtling­en und die Einschätzu­ng eines Terrorexpe­rten.

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Foto: Hildenbran­d, dpa Die Polizei suchte gestern entlang der Bahnstreck­e bei Würzburg nach dem Handy des 17-jährigen Riaz K. Die Ermittler haben es inzwischen gefunden.
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Riaz K.

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