Axt-Attentäter bekennt sich zum IS
Terror Der 17-jährige Riaz K. ist vor einem Jahr als unbegleiteter minderjähriger Flüchtling nach Bayern gekommen. Warum er jetzt „Ungläubige“im Zug töten wollte
Würzburg Nach dem Axt- und Messer-Angriff eines 17-jährigen Asylbewerbers am Montag in einem Regionalzug bei Würzburg gehen die Ermittler von einer „islamistischreligiös“motivierten Tat aus. Riaz K. wollte sich damit nach den Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft an „den Ungläubigen dafür rächen, was sie ihm und seinen Glaubensbrüdern angetan haben“, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt. Bei seinen Angriffen habe er drei Mal auf Arabisch „Gott ist groß“(„Allahu akbar“) gerufen. Das sei auf dem Notruf einer Zeugin, der von der Polizei aufgezeichnet wurde, einmal deutlich zu verstehen. Nach seiner Flucht aus dem per Notbremsung gestoppten Zug haben Beamte eines Spezialeinsatzkommandos Riaz K. in einem Gebüsch aufgespürt und in Notwehr erschossen.
Riaz K. war nach Angaben der Ermittler am 30. Juni 2015 in Passau als unbegleiteter minderjähriger Flüchtling registriert worden. Seit zwei Wochen war er bei einer Pflegefamilie untergebracht. Er sei Sunnit“gewesen, der zwar nicht regelmäßig in die Moschee ging, aber daheim betete, sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU). Strafrechtlich sei er zuvor nicht in Erscheinung getreten, auch die Geheimdienste hatten offenbar keine Erkenntnisse. Vergangenen Samstag soll Riaz K. erfahren haben, dass ein Freund von ihm in Afghanistan ums Leben gekommen ist. Womöglich sei dies der Auslöser dafür gewesen, dass er in dem Zug „völlig unvermittelt“Reisende angegriffen hat. Die Attacken seien „mit Vernichtungswillen“geführt worden.
Dabei wurden fünf Personen schwer verletzt, zwei von ihnen schweben in Lebensgefahr. Bei den Verletzten handelt es sich um Touristen aus Hongkong: einen Vater, 62, die Mutter, 58, ihre Tochter, 26, sowie deren 30-jährigen Freund. Ihn hat es nach Informationen unserer Zeitung am schlimmsten getrof- fen: Riaz K. soll ihm mit der Axt in den Bauch geschlagen haben. Nur der 17-jährige Sohn der Familie soll ohne gravierende Verletzungen geblieben sein.
Schon am Morgen nach der Tat hat die Terrororganisation Islamischer Staat das Attentat für sich beansprucht. Später ist auch ein DrohVideo aufgetaucht. Darin hält ein Mann ein Messer in die Kamera und sagt: „Ich bin ein Soldat des Islamischen Staates und beginne eine heilige Operation in Deutschland.“Es handelt sich um Riaz K. Das bayerische Innenministerium hat gestern Abend die Echtheit des im Internet verbreiteten Videos bestätigt.
Hieß es zunächst, der Täter stamme aus Afghanistan, so haben Ermittler laut ZDF inzwischen Anhaltspunkte, dass Riaz K. pakistanischer Herkunft sein könne. Darauf deute unter anderem seine Aussprache hin. Auf einem Collegeblock, den die Polizei in seinem Zimmer bei der Pflegefamilie gefunden hat, war das Symbol der Terrormiliz IS aufgemalt. Die Ermittler fanden außerdem einen handgeschriebenen Text, den sie als einen Abschieds„gläubiger brief an seinen Vater werten. Riaz K. habe sich darin über die „Ungläubigen und die Taten, die den Ungläubigen zuzurechnen sind“, beschwert. „Bete für mich, dass ich mich an diesen Ungläubigen rächen kann, und bete für mich, dass ich in den Himmel komme“, soll er weiter geschrieben haben.
Ändert die Tat die Sicherheitslage in Deutschland? Die „grundsätzliche Gefährdungsbewertung“bleibe gleich, hieß es gestern. Innenminister Herrmann betonte aber: „Grundsätzlich müssen wir schon davon ausgehen, dass im Prinzip jeden Tag an jedem Ort und mehr oder minder weltweit solche Taten verübt werden können. Wir sind davor nicht sicher.“ »Kommentar „Reinigt das Netz vom Hass!“»Die Dritte Seite Unsere Reporter vor Ort über den Tag, als der Terror nach Bayern kam. »Das aktuelle Thema Holger Sabinsky-Wolf über die Frage, wann Polizisten töten dürfen. Die Schwierigkeiten mit minderjährigen Flüchtlingen und die Einschätzung eines Terrorexperten.