Fechten ist wie Schnick-Schnack-Schnuck
Für den Sport braucht man schnelle Beine. Matyas Szabo ist sehr gut darin
Die Luft in der Sporthalle ist stickig und es riecht nach Schweiß. Dort stehen sich zwei Männer gegenüber. Sie tragen merkwürdige Helme auf dem Kopf, weiße Westen und weiße Hosen. Die Männer stürzen aufeinander zu. Man hört Metall klirren, Turnschuhe quietschen. Und dann – ein Schrei! Jemand wurde getroffen. Doch keine Angst, es wurde niemand verletzt.
Die beiden Männer in den weißen Klamotten sind Fechter. Sie sind mit speziellen Anzügen und Masken geschützt. Aber sie brüllen ganz gerne mal los. Zum Beispiel aus Freude, wenn sie einen Punkt landen. Oder eben aus Ärger, weil sie getroffen wurden. Genau das ist Matyas Szabo gerade passiert. Er wurde von seinem Kumpel Max Hartung getroffen. Auf der Anzeigetafel leuchtet es rot auf: Punkt für Max. Ein paar Sekunden später ist es dann andersherum. Auf der Tafel leuchtet es grün.
Matyas und Max gehören zu den besten Fechtern der Welt. Sie trainieren in Dormagen. Das ist eine Stadt im Bundesland Nordrhein-Westfalen. In wenigen Wochen werden sie bei den Olympischen Spielen antreten. Die finden in der Stadt Rio de Janeiro im Land Brasilien statt. An die großen Wettbewerbe versucht Matyas aber noch so wenig wie möglich zu denken: „Sonst macht man sich völlig verrückt“, sagt er.
Viel lieber erzählt er etwas über seinen Sport. Fechten sei ein bisschen, wie SchnickSchnack-Schnuck zu spielen, verrät Matyas. „Man muss das machen, was der Gegner nicht erwartet.“Das ist gar nicht so einfach. Denn beim Fechten geht alles superschnell. Und beim Säbel-Fechten geht alles noch mal ein bisschen schneller! Die Gefechte dauern oft nur ein paar Sekunden. „Beim SäbelFechten geht es gleich drauf los“, erklärt der Sportler.
Anders als zum Beispiel beim Degen-Fechten: Da dauern die Gefechte viel länger. Die Gegner taktieren lange hin und her, warten ab und belauern sich. Das hat unter anderem etwas mit der Trefferfläche zu tun. Beim Degen-Fechten darf man seinen Gegner nämlich überall treffen, am ganzen Körper – aber nur mit der Spitze der Waffe. Anzugreifen sei beim DegenFechten nicht immer von Vorteil.
Das ist beim Säbel anders. Da zählt vor allem Schnelligkeit. „Wer seinen Angriff zu spät beginnt, verliert“, sagt Matyas. Außerdem darf man nur bestimmte Stellen treffen. „Alles oberhalb der Gürtellinie ist Trefferfläche“, erklärt der 24-Jährige. Und noch etwas ist besonders: Man darf den Gegner nicht nur mit der Spitze treffen, sondern auch mit der Klinge. Tut das nicht weh? „Manchmal, ein bisschen“, sagt Matyas und grinst kurz. Ein paar blaue Flecken oder Striemen bekomme man unter dem Anzug schon mal ab. Aber die würden auch ganz schnell wieder verheilen.
Matyas hat sich seinen Fechthelm wieder aufgezogen und steht bereit. „Und los!“, ruft der Trainer von der Seite. Man hört Turnschuhe quietschen, Metall klirren. Und dann – lautes Gebrüll!