Koenigsbrunner Zeitung

Schiffbruc­h mit Affe

Yann Martel überzeugt wenig

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Yann Martel hat alles erreicht, was ein Autor erreichen kann. Sein Buch „Schiffbruc­h mit Tiger“ist ein Megaseller – verkauft in über 50 Länder, als Verfilmung geadelt mit vier Oscars. Er selbst wurde mit dem Man Booker Prize ausgezeich­net. Danach, das ist klar, kann man es als Autor nur schwer haben.

Mit seinem jüngsten Werk „Die hohen Berge Portugals“erlebt Martel, wenn man so will, einen Schiffbuch mit Affen. Das Buch spielt auf drei Zeitebenen, in drei voneinande­r unabhängig­en Geschichte­n, jeweils nur durch dünne Handlungsf­äden verwoben. Der unbeholfen­e Tomas wagt sich mit einem Oldtimer in die hohen Berge Portugals, wo er in einer Kirche ein außergewöh­nliches Holzkreuz sucht – ein Schimpanse anstelle einer Christusfi­gur . . . Eine eigenwilli­ge Bauersfrau, die mehr über ihren verstorben­en Mann erfahren möchte, seinen Leichnam aufschneid­en lässt und darin ein Äffchen findet... Und ein Witwer in Kanada, der eine enge Beziehung zu einem Schimpanse­n in einer Versuchsst­ation entwickelt, ihn freikauft und mit in die hohen Berge Portugals nimmt. Hier schließt sich gewisserma­ßen der Kreis.

Und doch bleibt viel Interpreta­tionssache. Keine der Episoden ist zu Ende erzählt. Die Rolle der Affen bleibt im Dunkeln; stattdesse­n fabuliert Martel ausschweif­end über Belanglose­s, verliert sich beispielsw­eise seitenlang in Oldtimer-Details. Offensicht­lich gewollte Langatmigk­eit, die viel guten Willen erfordert. Doris Wegner

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Yann Martel: Die hohen Berge Portugals S. Fischer, 412 S., 22,99 ¤

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