Tukur ist Herr Lenz
Auf der Suche nach sich selbst, findet ein Vater seinen schwulen Sohn
ARD, 20.15 Uhr Da hat man sich mühsam eine Existenz aufgebaut, die Ehe läuft scheinbar wie geschmiert, und der Nachwuchs berechtigt eigentlich zu den schönsten Hoffnungen. Doch dann muss man feststellen, dass nichts davon wirklich stimmt. Darum geht es in dem Film „Herr Lenz reist in den Frühling“, der heute im Ersten zu sehen ist.
Eine Familie sitzt beim Frühstück, irgendwo in einem Reihenhaus eines Berliner Randbezirks, vor dem ein Mittelklassewagen geparkt ist – während drinnen im Flur alle Schuhe sauber aufgereiht parat stehen. Holger Lenz (Ulrich Tukur) muss gleich ins Büro seiner Versicherung, seine Gattin Ilona (Steffi Kühnert) arbeitet als Verkäuferin in einem Brautmodegeschäft, und Sohn Linus (Simon Jensen) hat keinen Bock auf die Schule. Irgendwie reden alle völlig aneinander vorbei. Später stellt sich heraus, dass Holger Lenz im Grunde von allen mit Missachtung gestraft wird: Seine frustrierte Frau wird ihn verlassen, sein schwuler und verliebter Sohn wendet sich ab und verhöhnt ihn auch noch in einem Videoblog im Internet, der Hund will auch nichts von ihm wissen, und in der Firma ergattert ein Kollege den Posten, der eigentlich Herrn Lenz gebührt. Dann erreicht ihn auch noch die Asche seines in Fernost verschollen geglaubten Vaters, in eine Waschmittelflasche gestopft …
Regisseur Andreas Kleinert („Die Frau von früher“, „Monsoon Baby“) und Autor Karl-Heinz Käfer haben ihre deutsche Tragikomödie als kluges und feinfühliges Porträt eines Anti-Helden inszeniert. Die Dialoge sind witzig und realistisch zugleich. Klaus Braeuer, dpa