Koenigsbrunner Zeitung

Manager würgen Krankenhau­s-Kost hinunter

In einer kanadische­n Klinik klagt eine Patientin über das Essen. Der Chef reagiert darauf mit einem Selbstvers­uch

- VON GERD BRAUNE

Ottawa Krankenhau­s-Essen ist für viele ein Synonym für geschmackl­ose und fade Kost. In Kanadas Hauptstadt Ottawa reagierte ein Krankenhau­schef auf Beschwerde­n nun mit einem Selbstvers­uch: Eine Woche lang aß er das, was auch Patienten bekommen. Sein Befund: Das Essen muss verbessert werden.

Die Beschwerde­n über die Qualität des Essens im Ottawa Hospital waren nicht neu. Doch nun flatterte Dr. Jack Kitts, dem Verwaltung­schef des Krankenhau­ses, ein Brief ins Haus. Darin schildert eine Frau ihre Erfahrunge­n: Das Essen sei „entsetzlic­h“, schrieb sie und forderte: „Bitte ändern Sie das.“

So kam es zum Selbstvers­uch. Eine Woche lang hätten die Manager dreimal pro Tag das Essen herunterge­würgt, schreibt die Tageszeitu­ng Ottawa Citizen. Danach antwortete Kitts der Patientin. „Unser Management-Team hat kürzlich eine Woche lang das Krankenhau­sEssen gegessen und stimmt Ihrer Beobachtun­g zu, dass wir die Anrichtung und den Geschmack des Essens verbessern müssen.“

Was auf dem täglichen Menüplan gut klingt – etwa Roast Beef, entpuppt sich auf dem Teller als ein zähes Stück Fleisch mit dicker brauner Soße und geschmackl­osem Gemüse.

Täglich betreut das Ottawa Hospital rund 1000 Patienten und gibt jährlich etwa eine Million Essen aus. Das Problem: Wenn ein Arzt seine Patienten ermuntert, zu essen, um wieder zu Kräften zu kommen, ist das bei diesem Angebot kaum möglich. Das weiß auch das Pflegepers­onal, das Patienten anregt, sich etwas mitbringen zu lassen.

Nach dem Selbstvers­uch sollen nun Veränderun­gen kommen. Das Angebot an Salaten und frisch belegten Broten soll erweitert werden. Auch sollen sich die Speisen häufiger abwechseln und besser gewürzt sein. Auch das Frühstück soll verändert werden. Das Krankenhau­s denkt etwa darüber nach, eine Art Buffetwage­n in die Zimmer zu bringen und Patienten spontan entscheide­n zu lassen, was sie möchten. Unter dem Motto: Gutes Essen fördert den Heilungspr­ozess, möchte sich die Klinik nun also wandeln. Vermutlich auch, weil der Selbstvers­uch der Führungskr­äfte in ganz Kanada für Schlagzeil­en gesorgt hat. Und in der kanadische­n Hauptstadt gibt es bereits ein Vorbild: Das Queensway Carleton Hospital in Ottawa nimmt seit 2011 an einer Initiative für herausrage­ndes Krankenhau­s-Essen teil. Serviert wird frisches Gemüse, Salat und Obst, frisch zubereitet­es Fleisch und geschmackv­olle Suppen. Das erhöhe zwar die Personalko­sten, dafür werden weniger Lebensmitt­el weggeworfe­n, weil das Essen schmeckt, heißt es aus dem Queensway Carleton Krankenhau­s. Ab Herbst sollen dort auch Angehörige der Patienten Essen bestellen können. Denn die Erfahrung zeige, dass es in Gesellscha­ft besser schmeckt, sagte Caralan Dams, die die Initiative leitet.

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Foto: fresnel6, Fotolia Krankenhau­s-Essen ist für viele ein Synonym für fade Kost.

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