Mutmaßlicher Kindermörder zeigt Reue
Kurz vor Prozessende bricht Silvio S. sein Schweigen und sagt etwas zu den Angehörigen
Am Ende des Prozesses gegen den Entführer und mutmaßlichen Mörder des sechsjährigen Elias und des vierjährigen Mohamed hat sich der Angeklagte, Silvio S., für seine Taten entschuldigt. „Egal wie das Urteil auch ausfällt: Die Verantwortung für die schrecklichen Taten und den Tod von Mohamed und Elias wird immer bleiben, genauso die Gewissheit, dass ich das nicht wiedergutmachen kann“, sagte der 33-Jährige vor dem Landgericht Potsdam. Damit nutzte der Angeklagte die letzte Möglichkeit doch noch etwas zu den Taten zu sagen.
Zuvor hatte der Staatsanwalt Peter Petersen wegen der besonderen Schwere der Schuld lebenslange Haft und anschließende Sicherheits- für S. gefordert. Sein Verteidiger Mathias Noll hatte für eine lebenslange Haftstrafe ohne anschließende Sicherungsverwahrung plädiert. Das Urteil soll am Dienstag fallen. S. muss damit rechnen, für mehr als 15 Jahre eingesperrt zu werden.
Staatsanwalt Petersen sieht es als erwiesen an, dass der 33-Jährige beide Buben sexuell missbrauchte und dass er weitere Kinder entführt, missbraucht und ermordet hätte, wäre er nicht gestoppt worden. Von S. könne auch nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis eine hohe Gefahr ausgehen, sagte er.
Dem widersprach Verteidiger Noll. Bei dem Wachmann bestehe die Chance, dass er sich im An- schluss an eine Therapie wieder in die Gesellschaft einfügen könnte, sagte er. „Ich kann mir selber nicht verzeihen“, las S. als letzte Worte vor dem Urteil von einem Zettel ab. „Ich werde in Haft alle Behandlungen, die mir angeboten werden, annehmen, dass so etwas keinesfalls noch einmal passieren kann.“
Noll bestritt weder, dass S. die Kinder entführt habe, noch dass der Wachmann für den Tod der Jungen verantwortlich sei. Allerdings ließ S. auch in seiner Entschuldigung offen, was genau mit dem sechsjährigen Elias geschehen war. Nur im Fall Mohamed sei der sexuelle Missbrauch erwiesen und der Tod des Jungen durch die Verdeckungsabsichten des Angeklagten zu erkläverwahrung ren, sagte der Verteidiger. Mindestens dreimal hatte der vorsitzende Richter S. aufgefordert, sein Schweigen zu brechen.
S. soll am 8. Juli vergangenen Jahres den kleinen Elias von einem Spielplatz in einer Potsdamer Wohnsiedlung entführt und noch am selben Tag erdrosselt haben. Rund drei Monate später soll er Mohamed vom Gelände des Berliner Landesamtes für Gesundheit und Soziales entführt haben. S. brachte das Kind wohl in seine Wohnung, wo er den Buben ebenfalls erstickt haben soll. In der Zwischenzeit durchlitt der Junge nach Aussagen von Gutachtern und Ermittlern ein mehrstündiges Martyrium von Gewalt und Missbrauch.