Es reicht nicht, noch nicht
Warum sich Hybridautos wie der Passat GTE bislang kaum rechnen – und trotzdem ungemein faszinieren
Jetzt geht’s los: Seit wenigen Wochen ist die Förderung für Elektround Hybridautos unter Dach und Fach. Für unseren Testwagen, einen VW Passat GTE, hätte der Staat 3000 Euro Prämie spendiert. Bleiben unter dem Strich immer noch mindestens 41250 Euro. Zum Vergleich: Als Benziner mit ähnlich viel Leistung käme der Wagen nur auf 37 875 Euro. Und selbst der 190-PSDiesel mit Allradantrieb wäre nicht teurer als der GTE.
Aber keine Panik. Dass sich Hybriden durch den hohen Anschaffungspreis derzeit kaum rechnen, ist hinlänglich bekannt. Ebenso die Tatsache, dass ein Wagen mit Batterie und Elektromotor eben deutlich mehr wiegt. Und auch die Verbräuche sind, das weiß man inzwischen, von den konventionellen Antrieben nicht so sensationell weit entfernt. Also vergessen wir die 1,6 Liter, die für den Passat GTE gemessen wurden, am besten gleich wieder. Unser Test endete nach zwei Wochen mit einem realen Konsum von 7,8 Litern Super. Diese „Effizienz“hätte wohl jeder Selbstzünder geschafft.
Aber die Zukunft beginnt selten idealtypisch. Trotz der vielen Einschränkungen, mit denen die junge Antriebsart noch zu kämpfen hat, verdient der Passat GTE einen unvoreingenommenen Blick auf seine Qualitäten. Zu allererst stellt er ein beeindruckendes Stück Hochtechnologie dar. Denn in diesem Wagen harmonieren E-Maschine und Verbrenner wie Sissi und Franz. Wie selbstverständlich wird zwischen den Betriebsarten gewechselt, ohne dass der Fahrer mit den hochkomplexen Abläufen behelligt wird. Wen es doch interessiert: Spezielle Anzeigen stellen etwa den Energiefluss mit hübschen Grafiken dar. Technikfreaks können sich daran kaum satt sehen: Wann bewegt sich das Auto elektrisch, wann schieben beide Aggregate an, wann „segelt“es, wann wird die Batterie geladen? Anschaulicher als in diesem Display bekommt man nicht vermittelt, was hybrides Fahren bedeutet.
Letztlich steht und fällt alles mit der Elektro-Power. Leistungsmäßig kann sich die E-Maschine im GTE sehen lassen: Sie wuchtet 115 PS und satte 330 Newtonmeter auf die Kurbelwelle. Da das Drehmoment vom Stand weg voll zur Verfügung steht, zieht der brave Passat an der Ampel weg wie eine Rakete.
Allein dieses Gefühl des dynamischen, dabei flüsterleisen und sauberen Dahinzischens ist Überzeugungstätern den satten Preisaufschlag wert. Der reine Elektro-Modus, der bis zu einer Geschwindigkeit von 130 km/h funktioniert, lässt alle anderen ziemlich alt aussehen. Und er spart richtig, wie VW ausgerechnet hat: Den durchschnittlichen Strompreis von 2015 zu Grunde gelegt, kosten 100 Kilometer im E-Betrieb gerade einmal 3,50 Euro.
Allerdings währt die Freude nicht lange, da auch der Passat GTE unter der geringen elektrischen Reichweite dieser Fahrzeuggattung leidet. Beispiel aus unserem Test: Das Display prognostiziert eine allein mit Strom zu bewältigende Distanz von 50 Kilometern. Drei Kilometer werden für die Klimaanlage abgezogen; es herrschen 27 Grad Außentemperatur. Bleiben theoretisch 47 Kilometer. Die Praxis sieht anders aus: Nach 33,5 Kilometern Stadtverkehr ist die Batterie leer.
Ohne den mit Super gefüllten 50-Liter-Tank an Bord wäre der GTE-Pilot recht oft aufgeschmissen. Ohne den kräftigen 156-PSVierzylinder auch. Nur gemeinsam sind sie stark, die beiden Aggregate. Die Systemleistung beträgt dann 218 PS, die Gesamtreichweite rechnerisch 1100 Kilometer. Im Prinzip geschieht nur das Anfahren rein elektrisch; nach kurzer Zeit schaltet sich der Verbrenner sanft zu. Geht der Fahrer vom Gas, wird der Motor entkoppelt und ausgeschalten; der Passat gleitet eine gefühlte Ewigkeit weiter. Beim Bremsen wird die Batterie geladen.
Neben diesem „Hybrid“- und dem zuvor beschriebenen „E“-Modus kann der Fahrer den „GTE“– Modus einstellen. Er startet das Sportprogramm. Die Gasannahme wird spontaner, die Lenkung straffer, der E-Motor boostet das System auf seine maximale Leistung. Und zu guter Letzt gibt es einen Modus, in dem die Batterie während der Fahrt geladen wird, um zum Beispiel emissionsfrei und geräuschlos in eine Innenstadt zu rollen. Das könnte eines Tages die Regel sein.