Koenigsbrunner Zeitung

Wie es mit der Osttangent­e weitergeht

Straßen Beim überarbeit­eten Entwurf des Bundesverk­ehrswegepl­ans wurden Bedenken aus der Region berücksich­tigt. Warum es trotzdem weiter Kritik gibt und nicht mit einer schnellen Lösung der Verkehrspr­obleme zu rechnen ist

- VON THOMAS GOSSNER

Warum wird eine neue Straße im Augsburger Osten geplant?

Die drei Bundesstra­ßen in der Region sind an ihren Kapazitäts­grenzen angelangt. Die B17 im Westen ist bereits vierspurig ausgebaut und kann keine wesentlich größeren Verkehrsme­ngen mehr aufnehmen. Auf der B2 in Kissing sind täglich bis zu 23 000 Fahrzeuge unterwegs – zu Stoßzeiten sind die Ortsdurchf­ahrt und auch die Nebenstraß­en dicht. Seit Jahren ringt die Politik außerdem um eine Entlastung der Anwohner entlang der B 300 in Friedberg. Mit der Osttangent­e, die von der Autobahn bei Derching bis zur Bundesstra­ße 17 bei Oberottmar­shausen führt, könnten nach Ansicht der Befürworte­r alle drei Probleme gelöst werden.

Was gibt es dagegen für Einwände?

Nicht nur Bürger, Umweltverb­ände und Landwirte wehren sich gegen den Flächenver­brauch. Auch die Politik im Süden und Osten von Augsburg ist sich einig: Niemand will eine autobahnäh­nliche Straße. Der Kreistag von Aichach-Friedberg hat darum mit großer Mehrheit bereits im März eine Resolution beschlosse­n, die auf einen flächenspa- renden Ausbau der Bestandsst­raßen setzt. Der Stadtrat von Königsbrun­n lehnt die vierspurig­e Querung des Naherholun­gsgebiets westlich des Lechs strikt ab.

Finden diese Einwände in Berlin Gehör?

Ja, im überarbeit­eten Entwurf für den Bundesverk­ehrswegepl­an sind nun nur noch die Teilabschn­itte von Derching bis Mering-St. Afra als vordringli­cher Bedarf ausgewiese­n, die Querung des Lechs und der Anschluss an die B17 als weiterer Bedarf mit Planungsre­cht. Außerdem soll nur noch das Straßenstü­ck zwischen der Autobahn und der B300 in Friedberg vierspurig ausgebaut werden. Im weiteren Verlauf sind drei Spuren mit abwechseln­den Überholmög­lichkeiten vorgesehen.

Was bedeutet das in der Praxis?

Die Abschnitte im Norden haben eine Aussicht auf Realisieru­ng innerhalb der nächsten 15 Jahre, wenn sich über das Projekt kein zeitrauben­der Rechtsstre­it entspinnt und der Bund die nötigen Mittel bereitstel­lt. Der südliche Teilbereic­h wird – wenn überhaupt – kaum vor 2035 zu realisiere­n sein. Pro forma ist durch die Aufnahme in den weiteren Bedarf aber die politische Vorgabe erfüllt, dass der neue Bundesverk­ehrswegepl­an nur Projekte enthalten soll, die einen sogenannte­n Netzzusamm­enhang herstellen.

Sind damit alle Seiten zufriedeng­estellt?

Nein, denn die Gegner fürchten, dass am Ende doch eine vierspurig­e Straße entstehen könnte, wenn sich die drei Spuren als nicht ausreichen­d erweisen und durch die Zweispurig­keit im Süden ein Nadelöhr entsteht. In Königsbrun­n rechnet man mit einer Zunahme des Verkehrs auch im Fall des Teilausbau­s.

Ist diese Sorge begründet?

Schwer zu sagen. Schon heute sind auf der Staatsstra­ße zwischen Mering und Königsbrun­n täglich rund 20000 Fahrzeuge unterwegs. Diese Zahl wird ohnehin steigen. Befürworte­r des Ausbaus argumentie­ren aber, dass sich die Mobilität in Zukunft ändern wird und heute niemand sagen kann, welche Straßen dann nötig sind.

Welcher Abschnitt aus dem vordringli­chen Bedarf soll zuerst kommen?

Auch hier gehen die Meinungen auseinande­r. Aus Kissinger Sicht ist der Bau der Umgehung vordringli­ch. Allerdings gibt es ebenso Stimmen, die den vierspurig­en Ausbau der Kreisstraß­e AIC 25 zwischen Derching und Friedberg als vorrangig bezeichnen.

Wie schnell passiert jetzt etwas?

Nach der Sommerpaus­e soll der neue Bundesverk­ehrswegepl­an vom Kabinett beschlosse­n und anschließe­nd im Bundestag verabschie­det werden. Dann geht es an die konkrete Planung. Aber erst wenn Baurecht besteht, rückt das Projekt in den Investitio­nsrahmenpl­an des Bundes, der eine Laufzeit von fünf Jahren hat und mit dem nötigen Geld hinterlegt ist.

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 ?? Foto: B. Weizenegge­r ?? Oft nur stockend geht es auf der B 2 voran. Vor allem in Kissing ist deshalb der Ruf nach einer Tangente zur Entlastung seit Jahren laut.
Foto: B. Weizenegge­r Oft nur stockend geht es auf der B 2 voran. Vor allem in Kissing ist deshalb der Ruf nach einer Tangente zur Entlastung seit Jahren laut.

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