Wie es mit der Osttangente weitergeht
Straßen Beim überarbeiteten Entwurf des Bundesverkehrswegeplans wurden Bedenken aus der Region berücksichtigt. Warum es trotzdem weiter Kritik gibt und nicht mit einer schnellen Lösung der Verkehrsprobleme zu rechnen ist
Warum wird eine neue Straße im Augsburger Osten geplant?
Die drei Bundesstraßen in der Region sind an ihren Kapazitätsgrenzen angelangt. Die B17 im Westen ist bereits vierspurig ausgebaut und kann keine wesentlich größeren Verkehrsmengen mehr aufnehmen. Auf der B2 in Kissing sind täglich bis zu 23 000 Fahrzeuge unterwegs – zu Stoßzeiten sind die Ortsdurchfahrt und auch die Nebenstraßen dicht. Seit Jahren ringt die Politik außerdem um eine Entlastung der Anwohner entlang der B 300 in Friedberg. Mit der Osttangente, die von der Autobahn bei Derching bis zur Bundesstraße 17 bei Oberottmarshausen führt, könnten nach Ansicht der Befürworter alle drei Probleme gelöst werden.
Was gibt es dagegen für Einwände?
Nicht nur Bürger, Umweltverbände und Landwirte wehren sich gegen den Flächenverbrauch. Auch die Politik im Süden und Osten von Augsburg ist sich einig: Niemand will eine autobahnähnliche Straße. Der Kreistag von Aichach-Friedberg hat darum mit großer Mehrheit bereits im März eine Resolution beschlossen, die auf einen flächenspa- renden Ausbau der Bestandsstraßen setzt. Der Stadtrat von Königsbrunn lehnt die vierspurige Querung des Naherholungsgebiets westlich des Lechs strikt ab.
Finden diese Einwände in Berlin Gehör?
Ja, im überarbeiteten Entwurf für den Bundesverkehrswegeplan sind nun nur noch die Teilabschnitte von Derching bis Mering-St. Afra als vordringlicher Bedarf ausgewiesen, die Querung des Lechs und der Anschluss an die B17 als weiterer Bedarf mit Planungsrecht. Außerdem soll nur noch das Straßenstück zwischen der Autobahn und der B300 in Friedberg vierspurig ausgebaut werden. Im weiteren Verlauf sind drei Spuren mit abwechselnden Überholmöglichkeiten vorgesehen.
Was bedeutet das in der Praxis?
Die Abschnitte im Norden haben eine Aussicht auf Realisierung innerhalb der nächsten 15 Jahre, wenn sich über das Projekt kein zeitraubender Rechtsstreit entspinnt und der Bund die nötigen Mittel bereitstellt. Der südliche Teilbereich wird – wenn überhaupt – kaum vor 2035 zu realisieren sein. Pro forma ist durch die Aufnahme in den weiteren Bedarf aber die politische Vorgabe erfüllt, dass der neue Bundesverkehrswegeplan nur Projekte enthalten soll, die einen sogenannten Netzzusammenhang herstellen.
Sind damit alle Seiten zufriedengestellt?
Nein, denn die Gegner fürchten, dass am Ende doch eine vierspurige Straße entstehen könnte, wenn sich die drei Spuren als nicht ausreichend erweisen und durch die Zweispurigkeit im Süden ein Nadelöhr entsteht. In Königsbrunn rechnet man mit einer Zunahme des Verkehrs auch im Fall des Teilausbaus.
Ist diese Sorge begründet?
Schwer zu sagen. Schon heute sind auf der Staatsstraße zwischen Mering und Königsbrunn täglich rund 20000 Fahrzeuge unterwegs. Diese Zahl wird ohnehin steigen. Befürworter des Ausbaus argumentieren aber, dass sich die Mobilität in Zukunft ändern wird und heute niemand sagen kann, welche Straßen dann nötig sind.
Welcher Abschnitt aus dem vordringlichen Bedarf soll zuerst kommen?
Auch hier gehen die Meinungen auseinander. Aus Kissinger Sicht ist der Bau der Umgehung vordringlich. Allerdings gibt es ebenso Stimmen, die den vierspurigen Ausbau der Kreisstraße AIC 25 zwischen Derching und Friedberg als vorrangig bezeichnen.
Wie schnell passiert jetzt etwas?
Nach der Sommerpause soll der neue Bundesverkehrswegeplan vom Kabinett beschlossen und anschließend im Bundestag verabschiedet werden. Dann geht es an die konkrete Planung. Aber erst wenn Baurecht besteht, rückt das Projekt in den Investitionsrahmenplan des Bundes, der eine Laufzeit von fünf Jahren hat und mit dem nötigen Geld hinterlegt ist.