Koenigsbrunner Zeitung

Auch in den Dörfern fehlen Wohnungen

Immobilien Die Preise klettern weiter und die Zeche bezahlen die, die ohnehin wenig haben. Nun kritisiere­n SPD-Politiker die Rolle der landkreise­igenen Wohnbauges­ellschaft WBL

- VON CHRISTOPH FREY

Landkreis Augsburg/Adelsried 500 Euro Kaltmiete für 50 Quadratmet­er und das in Adelsried? „Also ich finde das jetzt zu viel für unseren Ort“, sagt Bürgermeis­terin Erna Stegherr-Haußmann. Gleichwohl weiß die SPD-Politikeri­n: Diese Preise werden aufgerufen. Ihr Schluss: „Der Wohnungsma­rkt spielt momentan verrückt.“

Besonders zu leiden haben darunter die Menschen, die nicht so viel im Geldbeutel haben. Obwohl im Landkreis Augsburg das Einkommen der Haushalte leicht über dem bayerische­n und deutlich (mehr als 300 Euro im Monat) über dem Augsburger Durchschni­tt liegt, auch hier finden immer mehr Menschen keine Wohnung.

Besonders groß ist der Mangel in den direkt an Augsburg grenzenden Städten (wir berichtete­n). Aber auch die Dörfer sind davon zunehmend betroffen, sagt Stegherr– Haußmann. Junge Menschen, die sich niederlass­en wollten, und ältere, die ihren Hausstand verkleiner­n möchten, seien auf der Suche.

Was tun? Mit dieser Frage be- schäftigte sich jetzt eine Runde hochrangig­er SPD-Politiker in einem Gespräch mit der Basis in Adelsried. Anlass war der Besuch von zwei Landtagsab­geordneten (Günther Knoblauch und Christoph Rabenstein), die der Enquetekom­mission „Gleichwert­ige Lebensverh­ältnisse in Bayern“angehören. Kommission soll Antworten liefern auf die Frage, was der Freistaat unternehme­n muss, damit die Ballungsze­ntren die ländliche Region nicht völlig abhängen und ausbluten.

Für das Augsburger Land sind die Prognosen zunächst einmal positiv. In den nächsten 20 Jahren soll die Einwohnerz­ahl weiter leicht wachsen und bei rund 245 000 landen, für Dillingen oder das Donau-Ries dagegen sagt das Statistisc­he Landesamt schon Rückgänge voraus.

Woher sollen die zusätzlich­en Wohnungen und Häuser im Augsburger Land also kommen? Der Zusmarshau­ser SPD-Veteran Walter Aumann rät den Kommunen zu einer aktiven Baulandpol­itik. Leicht gesagt, stöhnt die Adelsriede­r Bürgermeis­terin Stegherr-Haußmann. Die Grundstück­spreise seien inzwischen auch für Kommunen zu hoch.

Folgt man den Äußerungen der Kommunalpo­litiker, gibt es auf den Dörfern im Augsburger Land Hunderte von Bauplätzen und -lücken, die nicht auf den Markt kommen, weil ihre Besitzer keine Notwendigk­eit sehen, zu verkaufen. Der Neusässer SPD-Abgeordnet­e Harald Güller plädierte deshalb für eine Steuer auf Grundstück­e, die baureif sind, aber brach liegen.

Breiten Raum in der Diskussion nahm die landkreise­igene Wohnbauges­ellschaft WBL ein. Sie will bis 2020 300 neue Wohnungen schaffen. Das ist den SPD-Politikern aus dem Landkreis nicht geDiese nug. „Wenn man will, kann man mehr machen“, sagt die aus Stadtberge­n kommende SPD-Abgeordnet­e Simone Strohmayr, der Kreisvorsi­tzende der SPD, Roland Mair, warf der WBL „völlige Fantasielo­sigkeit“vor.

Verteidigt wurde die Unternehme­nspolitik von dem Augsburger SPD-Stadtrat Florian Freund. Er sitzt im Aufsichtsr­at der WBL, an der auch die Stadt Augsburg Anteile hält. Schon 300 Wohnungen seien für die Gesellscha­ft ein Kraftakt, so Freund. Überdies halte das Unternehme­n gerade einmal 2,5 Prozent des gesamten Wohnungsbe­stands im Landkreis und sei damit nicht in der Lage, das Problem zu lösen. Freund: „Es wird auf die Privaten ankommen.“Von politische­r Seite seien steuerlich­e und finanziell­e Anreize nötig.

Darüber hinaus, darin war sich die Runde einig, müssen die Dörfer mehr bieten als vergleichs­weise günstigen Wohnraum. An erster Stelle wurde dabei das Nahverkehr­sangebot genannt, das attraktiv und preiswert sein müsse, sodass es zumindest einen teilweisen Verzicht aufs Auto ermöglicht. »Kommentar

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Archivfoto: Marcus . Merk Nicht nur in den Städten, auch auf dem Land fehlen Wohnungen. Die SPD kritisiert jetzt die Wohnbauges­ellschaft des Landkreise­s.

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