Koenigsbrunner Zeitung

Bilder zeigen ein neues Leben in der Fremde

Junge Flüchtling­e im Landkreis: Wie leben sie, woher kommen sie? Asyl-Alltag I Wie zwölf junge Menschen das Augsburger Land erleben

- VON SANDRA LIERMANN

Landkreis Augsburg/Bobingen „Ich komme aus Eritrea, wo ich Soldat werden sollte. Seit ich in Deutschlan­d bin, habe ich keine Angst mehr.“– Zwei Sätze, die das Leben von Daniel beschreibe­n. Der 25-Jährige ist aus Eritrea nach Deutschlan­d geflohen. Er ist einer von zwölf jungen Flüchtling­en, die an einem Projekt der Künstlerin Ingeborg Anderson teilgenomm­en haben.

Einen Tag lang haben die zwölf ihr Leben mit einer analogen Kamera fotografie­rt. Aus den Fotos hat die Künstlerin in Zusammenar­beit mit Grafiker Thomas Uhlig und der Vhs Augsburger Land Collagen erstellt, auf denen nicht nur Fotografie­n zu sehen, sondern auch kurze, prägnante Sätze über das Leben der Flüchtling­e zu lesen sind.

Vorgestell­t werden die Teilnehmer immer mit dem gleichen ersten Satz: „Ich bin dein Nachbar …“So erzählt der 17-jährige Fanar aus dem Irak, dass er einen guten Schulabsch­luss machen möchte, um Steuerbera­ter zu werden. Farhad, 17 Jahre alt, aus Afghanista­n träumt davon, Kardiologe zu werden. Und der 33-jährige Mouhamad aus Syrien berichtet, dass er sich große Sorgen um seine Familie mache, die noch in Syrien ist. Künstlerin Anderson erklärt das Konzept des Kunstproje­kts: „Die Flüchtling­e konnten zunächst unbeobacht­et ihren Alltag fotografie­ren. Danach habe ich ihnen noch kurze Fragen gestellt.“Sie sollten beantworte­n, was sie mögen, welche Wünsche sie haben und welche Gedanken sie bewegen.

Die Wahl einer analogen Kamera für das Kunstproje­kt war von der Künstlerin wohlüberle­gt: „Mit ei-

ner solchen Kamera gibt es keine Manipulati­onsmöglich­keit. Außerdem ist die Anzahl der Fotos begrenzt“, sagt sie. So werde ein „unmittelba­res Schlaglich­t“auf das Leben der jungen Menschen geworfen.

Daneben schildern die Bilder den Neuanfang der jungen Menschen. Einen Neuanfang in einem fremden Land, fernab der Heimat, in dem

zunächst merkwürdig erscheinen mag. „Die Flüchtling­e finden bemerkensw­ert, was uns alltäglich erscheint“, fasst Anderson zusammen.

„Viele Dinge auf ihren Fotos sind uns so vertraut, dass wir sie kaum noch wahrnehmen, geschweige denn für wert befinden, ein Foto davon zu machen.“Und so finden sich

neben zahlreiche­n Bildern vom gemeinsame­n Kochen mit Freunden auch Fotos von Stiefmütte­rchen, einem Traktor auf einem Feld oder einem Maschendra­htzaun und Mülltonnen.

Den Titel der Ausstellun­g, „Zwischenle­ben“, erklärte Sabine Grünwald, stellvertr­etende Landrätin bei der Eröffnungs­feier: „Die Flüchtviel­es

linge führen ein Leben zwischen einem Neubeginn in Deutschlan­d und der Flucht aus der Heimat. Die Fotografie­n erzählen von diesem Leben zwischen Tristesse und Langeweile und der Hoffnung auf ein Leben fernab vom Krieg.“

OInfo Die Ausstellun­g steht bis zum 28. Juli im Foyer des Landratsam­ts.

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Foto: Marcus Merk Sprechen im Landratsam­t über die Ausstellun­g „Zwischenle­ben“im Landratsam­t Augsburg von zwölf Flüchtling­en aus sechs Ländern, die im Landkreis untergekom­men sind: Christa Steinhart, Emre-Can Erol (mit einer Kanun) und Ingeborg Anderson.

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