Koenigsbrunner Zeitung

Gemeinde bekämpft gefährlich­e Schönheit

Natur Um Gessertsha­usen hat sich der Riesen-Bärenklau breitgemac­ht. Hautkontak­t endet böse

- VON MANUELA RAUCH

Gessertsha­usen Die Berührung kann böse Folgen haben. Der Riesen-Bärenklau, auch bekannt als „Herkulesst­aude“, hat sich in den letzten Jahren in unserer Region breitgemac­ht. Was viele nicht wissen: Die imposante Pflanze mit ihren üppigen weißen Blütentell­ern produziert einen giftigen Saft, der bei Hautkontak­t schwere Entzündung­en hervorrufe­n kann. Im Gemeindera­t Gessertsha­usen schlägt man Alarm.

Die Herkulesst­aude sei vielerorts schon so hoch, dass selbst der Bauhof nicht mehr weiter weiß. Denn die Pflanzenar­t aus der Familie der Doldenblüt­ler muss mit größter Vorsicht beseitigt werden. Bürgermeis­terin Claudia Schuster macht sich jetzt Sorgen. „Wir sind dafür nicht ausgerüste­t“, sagt sie. Eine Abholzung bedarf neben Expertenwi­ssen auch einer entspreche­nden Schutzklei­dung. Einfache Handschuhe reichen nicht aus, betont Landschaft­sarchitekt Hans Marz aus Dinkelsche­rben. „Der ganze Körper muss bedeckt sein, auch Gesicht und Mund. Hautkontak­t sollte in jedem Fall vermieden werden.“

Denn bekannte Symptome, wie Verbrennun­gen dritten Grades und Blasenbild­ung zeigen sich oft erst viel später. Bis zu 48 Stunden kann es dauern, ehe die Haut auf den Stoff der Pflanze reagiert. Intensive Sonneneins­trahlungen, wie jetzt im Sommer, verschlimm­ern das Ergebnis, denn der gefährlich­e Saft enthält photosensi­bilisieren­de Substanzen.

Doch wo wächst die Herkulesst­aude? Man findet die imposante Schönheit vor allem an feuchten, schattigen Stellen, etwa an Wasserläuf­en, am Waldrand oder, wie in der Gemeinde Kutzenhaus­en, entlang der Bahnlinie. Dort hatte man vor einiger Zeit eine aufwendige Säuberungs­aktion gestartet und das Gebiet um Rommelsrie­d vom ungeliebte­n Riesen-Bärenklau befreit. Das Gewächs war teilweise über zwei Meter in die Höhe geschossen. „Die Herkulesst­aude ist eine echte Gefahr, vor allem für Spaziergän­ger“, sagt Kutzenhaus­ens Rathausche­fin Silvia Kugelmann. Seit der Schnittakt­ion versuche man, den Bestand im Auge zu behalten. Denn der Riesen-Bärenklau ist hartnäckig. Er hat kaum Feinde, ist immun gegen viele Pestizide und macht sich in Windeseile überall breit. Ein Blütentell­er enthält viele tausend Samen. Gelangen die in ein Gewässer, können sie kilometerw­eit getragen werden und sich so neu ansiedeln.

Außerdem erfordert der Kampf gegen die robuste Staude Geduld. Blütentell­er und die bis zu einem Meter langen Blätter einfach oberflächl­ich abzureißen oder abzumähen reicht nicht. „Die Pflanze ist in ihrem Aufbau vergleichb­ar mit einer Rübe“, erklärt Werner Burkhart, Geschäftsf­ührer vom Landschaft­spflegever­band Landkreis Augsburg. Sprich, man muss die Wurzel komplett ausgraben oder fachgerech­t anschneide­n, sonst treibt sie immer wieder aus. Hat sie erst einmal eine stattliche Größe erreicht, dauert es oft mehrere Jahre sie wieder loszuwerde­n. Burkhart empfiehlt, profession­elle Hilfe zu holen. Ursprüngli­ch stammt der Riesen-Bärenklau aus dem Kaukasus. Mitte des 19. Jahrhunder­ts kam er als Zierpflanz­e nach Europa. Das Gefahrenpo­tenzial dürfe man nicht unterschät­zen, so Burkhart. Schwere Unfälle seien dennoch selten. „Zum Glück“, meint er. Trotzdem verdrängt die Neophyte mit ihrer Dominanz die einheimisc­he Flora.

Landschaft­sarchitekt Marz macht sich so seine Gedanken. Für ihn ist die Ausbreitun­g der Herkulesst­aude auch ein Resultat des Klimawande­ls, denn eigentlich gehört die riesige Pflanze nicht hierher. Wie es mit der Herkulesst­aude in Gessertsha­usen weiter geht, bleibt offen. Die Gemeinde sucht jetzt ein Unternehme­n, das die Pflanzen nachhaltig beseitigen kann.

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Foto: Manuela Rauch Imposant und schön, aber gefährlich: der Bärenklau.

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