Axt-Attentäter handelte wohl nicht im Auftrag des IS
Bundesanwaltschaft prüft, ob es Komplizen gab. Innenminister fordert mehr Videoüberwachung und mehr Polizisten
Berlin Der Attentäter von Würzburg hatte offenbar keinen konkreten Auftrag von der Terrormiliz Islamischer Staat für seine Wahnsinnstat. Bundesinnenminister Thomas de Maizière geht von einem Einzeltäter aus, der durch islamistische Propaganda „angestachelt“wurde. „Es ist vielleicht auch ein Fall, der im Grenzgebiet zwischen Amoklauf und Terror liegt“, sagte der CDU-Politiker gestern. Der Verdacht, dass der 17-Jährige Mitglied einer terroristischen Vereinigung war, steht allerdings weiter im Raum. Deshalb übernimmt die Bundesanwaltschaft die Ermittlungen. Sie prüft nun, ob es Komplizen oder Hintermänner des Attentats in einem Regionalzug mit zwei lebensgefährlich Verletzten gab.
Der Täter starb durch Polizeikugeln. Das Internet-Video, in dem er sich zuvor zum IS bekannt hatte, halten die Ermittler für authentisch. Der Asylbewerber, der im vergangenen Jahr als unbegleiteter minderjähriger Flüchtling registriert worden ist, wohnte zuletzt bei einer Pflegefamilie und war seit seiner Ankunft in Deutschland nicht negativ aufgefallen. Dementsprechend groß ist die Verunsicherung jetzt bei vielen Helfern. De Maizière appellierte an die Ehrenamtlichen, sich weiter zu engagieren. Gleichzeitig sprach sich der Minister für mehr Videoüberwachung, mehr Polizei, und besseren Schutz der Beamten aus. Die Kanzlerin bedankte sich bei den Einsatzkräften. Die beteiligten Polizisten, Ärzte und Ersthelfer hätten getan, was sie konnten, um die Bevölkerung vor weiterer Gefahr zu beschützen und den Schwerverletzten so rasch wie möglich zu helfen.
Innenminister de Maizière betonte, der Staat tue alles, um Anschläge zu verhindern. Eine Garantie gebe es aber nicht. Deshalb forderte er alle Bürger auf, bei einer möglichen Radikalisierung junger Menschen wachsam zu sein. Auch die Moscheen in Deutschland müssten ihren Beitrag zur Integration leisten.
Bundespräsident Joachim Gauck rief dazu auf, die freiheitlichen Werte gegen den Terrorismus zu verteidigen. Die Fraktion von CDU und CSU im Bundestag dringt auf ein Strafgesetz gegen Werbung für terroristische Vereinigungen. Das Internet werde immer mehr „zum geistigen Nährboden für islamistisches Gedankengut“, warnte der CSU-Innenpolitiker Stephan Mayer.
„Es ist vielleicht auch ein Fall, der im Grenzgebiet zwischen Amoklauf und Terror liegt.“
Bundesinnenminister Thomas de Maizière