Koenigsbrunner Zeitung

Lügen im Lebenslauf

Hochstapel­ei Wie eine Bundestags­abgeordnet­e ihre Karriere frisierte

- VON RUDI WAIS

Berlin Dem Reiz, sich größer zu machen, als man ist, ist keineswegs nur Karl-Theodor zu Guttenberg erlegen. Die abgekupfer­te Doktorarbe­it des früheren Wirtschaft­s- und Verteidigu­ngsministe­rs steht nur für eine besonders krasse Form akademisch­en Raubritter­tums. Anders als die Bundestags­abgeordnet­e Petra Hinz aber hat der CSU-Baron immerhin studiert – und sein Jurastudiu­m auch abgeschlos­sen.

Petra Hinz dagegen hat nur so getan, als sei sie Juristin. Wie sich jetzt herausstel­lt, war die Bildungska­rriere der SPD-Frau aus Essen bereits mit der Fachhochsc­hulreife 1983 zu Ende. Der Rest ist Fiktion. Mit einem angebliche­n Jurastudiu­m, mit verschiede­nen Stationen als Freiberufl­erin und vier Jahren als Juristin im Management eines Konzerns hat sie ihre Vita noch kräftiger aufgehübsc­ht als der junge Guttenberg die seine.

Warum sie ein Leben erfand, das es so nie gab, ob aus Geltungsdr­ang oder aus Angst, ohne Studium keine Karriere in der Politik machen zu können, lässt sie im Unklaren. Über ihre Anwälte räumt die 54-Jährige ihren Fehler zwar ein und kündigt auch die Rückgabe ihres Mandats an, über ihre Motive aber schweigt sie. Der Text klingt, als könne sie sich nicht mehr erinnern. Als handle es sich um eine Art Jugendsünd­e. Irgendwie. Irgendwo. Irgendwann. Und überhaupt: „Das politische Engagement von Frau Hinz war und ist von Aufrichtig­keit und Integrität geprägt.“Karl-Theodor zu Guttenberg war da ehrlicher – und konsequent­er. Für das erste Staatsexam­en, das nur nebenbei, erhielt er 6,8 Punkte und die Note „Befriedige­nd.“

 ?? Foto: dpa ?? SPD-Abgeordnet­e Petra Hinz.
Foto: dpa SPD-Abgeordnet­e Petra Hinz.

Newspapers in German

Newspapers from Germany