Rennstrecke ohne Gefahr?
Motorradtourismus Landratsamt und Polizei erkennen keinen Unfallschwerpunkt. Auf der Kreisstraße A16 bei Mickhausen seien Autofahrer im Vergleich mit Bikern sogar die schnelleren Temposünder
Die Kreisstraße A 16 sei selbst im Bereich der sogenannten Rennstrecke kein Unfallschwerpunkt. Das sagt das Landratsamt – und überrascht.
Können sich so viele Menschen täuschen? Wer immer in den vergangenen Wochen über Motorradtourismus, Missachtung von Verkehrsregeln, über Lärm und Unfälle auf der Kreisstraße A16 bei Mickhausen klagte, der lag aus behördlicher Sicht wohl falsch. Auch unsere Zeitung, die inzwischen alleine in dieser Motorradsaison von vier Motorradunfällen berichtete?
Das Landratsamt stellt am Mittwoch jedenfalls in der Beantwortung einer schriftlichen Anfrage unserer Zeitung fest: „Zwischen 2010 und heute gab es an der Strecke neun Motorradunfälle. Somit ist dieser Straßenabschnitt nach den Kriterien der Unfallkommission aktuell auch nicht als Unfallschwerpunkt einzustufen.“
Die Auskünfte beziehen sich allerdings alleine auf den Abschnitt der sogenannten Rennstrecke zwischen dem großen Parkplatz über der Abfahrt hinunter nach Münster.
Außerdem hat die Polizei eine Woche lang eine permanente Geschwindigkeitsmessung aller Fahrzeuge in diesem Abschnitt durchgeführt. Dazu verwendete sie keine der herkömmlichen Blitzgeräte, sondern sogenannte Seitenradarmessanlagen. Ein solcher kleiner schwarzer Kasten war unauffällig bei der Nothelferkapelle montiert, ein zweiter weiter unten kurz vor Münster.
Ergebnis: „Bei einer zugelassenen Geschwindigkeit von 80 km/h lagen innerhalb eines Zeitraumes von einer Woche die höchsten gemessenen Geschwindigkeiten von Motorrädern insgesamt 14 mal bei maximal 100 km/h. Die gemessenen Höchstgeschwindigkeiten zwischen 100 und 140 km/h wurden ausschließlich von Pkw erreicht.“
Das bedeutet: Das Tempo, welches hier von Augenzeugen Motorrädern unterstellt wird, werde als weit zu hoch eingeschätzt. Und: Im der Temposünder sind Autos offenbar schneller unterwegs als Motorräder.
Zu einer guten Nachricht fürs Gesamtbild der Strecke trägt die Masse der Verkehrsteilnehmer bei. Denn sie fahren sogar langsamer als die erlaubten 80: Die Durchschnittsgeschwindigkeit bei allen Verkehrsteilnehmern betrug lediglich 75 km/h.
Das Fazit des Landratsamtes ist: „Insgesamt stellt sich die Situation als nicht besonders auffällig dar..“
Vor diesem Hintergrund seien sich Polizei und Straßenverkehrsbehörde auch einig, dass eine Sperrung Strecke für Motorräder rechtlich nicht verhältnismäßig wäre, vor allem wenn man berücksichtige, dass im Bereich Mickhausen/Reinhartshausen/Großaitingen mehr als 500 Motorräder zugelassen sind, die von einer Sperrung unmittelbar betroffen wären.
Doch ganz abtun wollen Landratsamt und Polizei die Klagen aus der Bevölkerung nicht. So sollen nun weitere Messungen bei „Motorradwetter“über einen längeren Zeitraum durchgeführt werden. Zudem hat die Polizei besondere Verkehrswarnschilder – zusätzlich zu den bereits angeordneten HinweisFeld schildern auf Radarmessungen – aufgestellt. Des Weiteren wird intern noch geprüft, ob bei festgestellten Ordnungswidrigkeiten verschärfte Maßnahmen rechtlich möglich wären.
Der Antrag der Gemeinde Mickhausen, auch Lärmmessungen vorzunehmen, wird noch geprüft. Die Frage dabei sei, ob, wo und wie aussagekräftige Lärmmessungen vorgenommen werden könnten.
Zur Erinnerung die Zwischenfälle auf der Kreisstraße A16 mit Motorrädern in den vergangenen beiden Monaten diesen Jahres:
27. Mai, 16.25 Uhr: Ein Motorder radfahrer kommt zu schnell in eine Kurve, drosselt das Tempo, stürzt und erleidet Prellungen.
23. Juni, 20.15 Uhr: Motorrad prallt in Leitplanke und schleudert gegen zwei andere Bikes. Drei Fahrer schwer verletzt.
28. Juni, wieder abends: Zusammenstoß zweier Motorräder, beide Fahrer leicht verletzt.
17. Juli, 18.10 Uhr: Motorrad laut Zeugen sehr schnell im Bereich der Leuthau unterwegs. Ein Auto kommt aus einer Grundstücksausfahrt. Beim Zusammenstoß stirbt der junge Motorradfahrer.
Fazit: Autofahrer sind die schlimmeren Raser