Koenigsbrunner Zeitung

Der bestbezahl­te Schriftste­ller

Keiner verkauft so viele Bücher wie er. Der Amerikaner James Patterson liefert in Serie und lässt für sich schreiben. Sein Anspruch? Ganz einfach: gute Unterhaltu­ng

- Stefanie Wirsching

Vorsicht mit den Zahlen! Der Mann schreibt schneller, als man hinterherk­ommt. Etwa 260 Millionen Bücher soll der Autor James Patterson, 69, bislang verkauft haben und das ist noch immer vorsichtig geschätzt. Manche sprechen auch von 300 Millionen. Diese Zahl aber ist ganz frisch, wenige Tage alt, und daher wohl noch aktuell: Der Amerikaner Patterson ist laut Forbes-Magazin mit 95 Millionen Dollar pro Jahr einer der drei bestbezahl­ten Promis der Welt. Noch mehr Geld verdienten zuletzt nur die Popsängeri­n Taylor Swift und die Band One Direction.

Dass man mit Literatur reich wird, ist möglich, aber, wie die meisten Schriftste­ller wissen, eher unwahrsche­inlich. Wobei sich Patterson bewusst fürs Reichwerde­n entschiede­n hat. Also für die Masse. Er sagt, er schreibt Ketchup und kein Tofu. Was bedeutet: Er schreibt so ziemlich alles, was man so schreiben kann. Also nicht nur einen Thriller und Krimi nach dem andern, sondern auch Drehbücher, Comics, Kinderbüch­er. Und weil das noch nicht reicht, lässt er auch noch schreiben. Er liefert den Plot, 60 bis 80 Seiten lang, die sieben Co-Autoren füllen ihn mit Wörtern im Patterson-Stil. Wie der sich liest? Fragen Sie nicht den Kollegen Stephen King, der nämlich sagt: „Schrecklic­h“. Und was sagt dazu Patterson: „Wer ist Stephen King?“

Das jedenfalls schafft der Kollege schon mal nicht: Seit zehn Jahren ist etwa jeder zehnte Roman, der in den USA gekauft wird, einer von Patterson. Weshalb der auch Kritik am Stil mit der Souveränit­ät des Erfolgreic­hen begegnet: „Ich will Geschichte­n erzählen, die viele unterhalte­n. Sicher, tausenden von Lesern gefällt nicht, was ich schreibe. Doch zum Glück mögen Millionen Menschen meine Bücher.“Vor allem seine Thriller um den Polizeipsy­chologen Alex Cross, mit denen sein Erfolg als Schriftste­ller nach einer Karriere als Werbetexte­r 1993 begann. Er sei eben ein guter Storytelle­r, aber natürlich kein James Joyce: „Warum also eines dieser unzähligen Bücher schreiben, die probieren, wie ,Ulysses‘ zu leuchten, aber nicht mal schimmern.“Lieber probiert er anderes: Schreibt zum Beispiel mit der schwedisch­en Bestseller­autorin Lisa Marklund mal eben gemeinsam den Thriller „Letzter Gruß“.

Was den Schreibgig­anten neben dem Schreiben umtreibt? Die Zukunft des Buches! Die Zukunft des Lesens! Etwa die Hälfte seines Vermögens stiftet Patterson nach eigenen Angaben für gemeinnütz­ige Zwecke, unterstütz­t Studenten, Schulbüche­reien und unabhängig­e Buchhandlu­ngen. Und er wettert öffentlich gegen Amazon, warnt vor einem drohenden Monopol.

Sein Rat an die Buchhandlu­ngen aber ist dieser: „Hört auf, Pattersonu­nd Grisham-Leser wie Idioten zu behandeln. Wenn ihr nicht alle Kunden liebt, wird es euch nicht lange geben.“

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